22.10.2015 | 13:45:00 | ID: 21279 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Agrastruktur hat sich in den vergangenen 25 Jahren radikal gewandelt

Schwerin (agrar-PR) - „Ein Blick in die Vergangenheit sollte jeder nutzen, um die heutige Agrarstruktur besser zu verstehen frei von Ideologie bewerten zu können: Waren 1989 noch 183.000 Menschen in 1.055 Landwirtschaftlichen Betrieben beschäftigt sind mittlerweile nur noch rund 19.000 Menschen in 4.725 Betrieben direkt in der Landwirtschaft tätig."
"Mit dem Verlust an Arbeitsplätzen ging auch ein enormer Verlust an Tierhaltungsplätzen einher. Wurden 1989 auf dem heutigen Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern 1,3 Mio. Rinder gehalten, waren es im letzten Jahr noch 535.000."

"Der Bestand der Schweine ging im gleichen Zeitraum von 2,7 Mio. auf 904.000 zurück. Damit gehört unser Land mittlerweile zu den viehärmsten Regionen Europas und viele Tiere wurden damals unter Bedingungen gehalten, die der heutigen Rechtssprechung nicht standhalten würden. Dies sollte man anerkennen, bevor wieder pauschal über die Landwirtschaft der Stab gebrochen wird“, erklärte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus heute in Schwerin.

Mittlerweile hat sich die Landwirtschaft sehr positiv entwickelt. In diesem Jahr belegt MV mit durchschnittlichen Erträgen von 82,7 dt/ha bei Getreide den 3. und mit 40,9 dt/ha bei Raps bundesweit den 2. Platz. Sehr gut hat sich zudem der ökologische Landbau entwickelt. Mit einem Anteil von gut 9 Prozent an der Gesamtfläche und 784 Betrieben ist MV flächenmäßig auf Platz 4 in Deutschland. „Schlusslichter sind Niedersachsen mit 2,7 Prozent und Schleswig-Holstein mit 3,7 Prozent ihrer landwirtschaftlichen Fläche. Irgendetwas machen meine grünen Landwirtschaftsministerkollegen dort wohl anders als wir hier“, unterstrich der Minister.

Agrarstruktur hat maßgeblich etwas mit Eigentumsstrukturen zu tun. Seit 1991 wurden allein in MV 2,7 Mrd. Euro in Bodenkäufe investiert. Die Bodenpreise sind von rund 2.000 Euro Mitte der 1990er drastisch auf 17.536 Euro je Hektar angestiegen.

„Boden ist zur Kapitalanlage und zum Spekulationsobjekt geworden. Auch hier wirken die Gesetze des Marktes und die Macht des Geldes. Was sich in diesem Bereich vollzieht, macht mir große Sorgen und es ärgert mich. Vor allem, dass der Bund lieber privatisiert und Geld sehen will als Agrarstrukturpolitik zu betreiben, war und ist das falsche Signal an den Markt und damit an den Berufsstand vor allem im Lichte des Generationswechsels an der Spitze vieler Betriebe. Welcher junge Landwirt soll denn das Geld aufbringen, sich als Gesellschafter oder Genosse in ein solches Unternehmen einzukaufen“, resümierte Dr. Backhaus.

Die Bodenpolitik der Landesregierung setzt auf die Stärkung der arbeitsintensiven und besonders umweltverträglichen Produktionsbereiche ausgerichtet. Außerdem verkauft das Land landeseigene Flächen nicht (ca. 6 % bzw. 86.000 Hektar der landwirtschaftlichen Nutzfläche), 495.000 Hektar befinden sich im Eigentum der Landwirte, knapp 700.000 Hektar im sonstigen Privatbesitz, kommunalem oder kirchlichen Eigentum und nur noch 60.000 Hektar (ehemals 2 Mio. ha in Ostdeutschland), also 4 Prozent in der Verwaltung des Bundes.

„Insbesondere der durch die Privatisierungspflicht laut Einigungsvertrag erzeugte Kaufzwang hat die Bodenpreise in zum Teil in abenteuerliche, völlig unrealistische Höhen getrieben und Investitionen in wertschöpfungsintensive Produktionszweige oftmals verhindert. Das war ein Geburtsfehler der Deutschen Einheit. Das Ganze jetzt begrenzen und zurückzuholen, gleicht dem Versuch, Zahncreme zurück in die Tube drücken zu wollen“, führte der Minister aus.

Ein weiteres Thema stellt die Tierhaltung da. Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung hat ein Gutachten zur gesellschaftlich akzeptierten Tierhaltung vorgelegt, Die Agrarausschüsse des Bundestages und des Landtages haben Expertenanhörung durchgeführt. Die Perspektivkommission Mensch und Land hat eigens einen thematischen Workshop zu diesem Thema gestaltet. „Auf allen Ebenen ist deutlich geworden: Das Wohl des einzelnen Tieres und die Größe der Bestände stehen nicht in direktem Zusammenhang. Es ist weder fachlich noch wissenschaftlich rechtssicher zu begründen, wie viele Tiere maximal an einem Standort in einem Betrieb gehalten werden sollen“, sagte Dr. Backhaus.

Unabhängig davon wird eine Debatte um die Verbesserung des Tierwohles und zur Ausgestaltung der rechtlichen Vorgaben für die Tierhaltung geführt. „Ich freue mich, dass nach etlichen Jahren durch die Bundesregierung unser Vorstoß zur Einführung eines Tierhaltungs-TÜV für alle Haltungsformen, den damals übrigens auch Frau Künast abgebügelt hat, wieder aufgegriffen wurde. Inzwischen ist auch ein bundesweites Antibiotikamonitoring – auch eine Initiative aus Mecklenburg-Vorpommern – geschaffen worden."

"Wir streben überdies an, einen Betreuungsschlüssel – also wie viel Personal benötigt man, um die Tiere artgerecht zu betreuen – zu entwickeln. Dies geschieht erst- und einmalig in Deutschland. All dies belegt, dass wir nach wir vor an einer gesellschaftlich akzeptierten, nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft interessiert sind, bei der der Landwirt von seiner Hände Arbeit auch leben kann“, so der Minister. (regierung-mv)
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