12.07.2013 | 21:20:00 | ID: 15485 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Landwirtschaftsminister Robert Habeck beendet Sommerreise zur Nutztierhaltung: „Wenn tierische Produkte im Einzelhandel verramscht werden, ist das ein Skandal“

Kiel (agrar-PR) -

Von der Tiermast über den Transport bis zur Schlachtung: Eine Woche lang hat sich Schleswig-Holsteins Umwelt- und Landwirtschaftsminister Robert Habeck im Zuge seiner Sommerreise mit den realen Produktionsbedingungen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung auseinandergesetzt. Er machte sich ein Bild von der Rinderzucht, besuchte große Schweinezucht- und Mastanlagen, beobachtete die Verladung von Schlachtvieh und Schlachtungen in einem Schlachtbetrieb. „Landwirtschaft und Verbraucher haben sich stark voneinander entfernt. Wer Fleisch zum Billigpreis an der Ladentheke kauft, macht sich selten klar, was dahinter steckt“, sagte Robert Habeck zum heutigen Abschluss der Sommerreise (12. Juli 2013). Am Freitag standen Besuche bei einem Landschlachter und bei der Böklunder Plumrose GmbH auf dem Programm.

„Wir müssen einen ehrlichen Blick wagen: Unter welchen Bedingungen werden Tiere gezüchtet, gemästet und wie sterben sie?“, sagte Habeck. „Solch ein Blick ist hart: Wenn Sauen kaum beweglich im Gitter liegen, um die Ferkel zu säugen, dann irritiert mich das. Wenn Rinder im Minuten-Akkord geschlachtet werden, dann befremdet mich das. Die schiere Menge an Fleisch führt mich an Grenzen.“ Er habe aber erfahren, dass es für vieles plausible Antworten gebe. So liege die säugende Sau im Ferkelschutzgitter, weil sie sonst ihre Ferkel erdrückt. Die Schweineschwänze würden kupiert, weil sich noch nicht erklären ließe, warum Schweine Schwänze beißen und deshalb noch keine gesundheitlich bessere Lösung für die Tiere kennen.  Aber jede Antwort werfe wieder Fragen auf.

„Klar wird: Wenn die Verbraucher weiter viel Fleisch für wenig Geld essen wollen, werden wir nicht um eine industriell geprägte, intensive Nutztierhaltung von sehr vielen Tieren in den Betrieben umhinkommen. Aber sie muss dem Tierwohl und der Umwelt verpflichtet sein. Das ist leicht gesagt, doch es zu erreichen ist schwer und zum Teil im Widerspruch.“

Der Landwirtschaftsminister betonte, auch die Landwirtschaft stecke in harten wirtschaftlichen Zwängen, die der Verbraucher mit seinem Kaufverhalten präge. Zwischen ihnen in der Produktionskette stünden Vermarkter und Einzelhandel. „Für sie ist oft der niedrigste Preis oberste Priorität“. Habeck weiter: „Außerdem setzen wir zum Teil die Qualitätsstandards falsch: Es muss nicht darum gehen, dass die Mortadella ohne Löcher ist, dass eine Pistazie darin fehlt oder der Aufkleber verrutscht ist, sondern Qualität heißt: Die Tiere müssen gut gehalten werden, die Löhne müssen fair sein, und der Inhalt muss gesund und hochwertig sein.“

Habeck bilanzierte: „Wir können innerhalb des bestehenden Systems höhere Standards – etwa durch Ordnungsrecht - herbeiführen, aber damit bleiben wir im System. Die Landwirte, die ich getroffen habe, achten und schätzen ihre Tiere, obwohl sie intensiv wirtschaften. Zwar stehen auch die Bauern in der Pflicht für mehr Tierwohl und höhere Umweltstandards, aber die Politik muss ebenso die Vermarktung und die Nachfrage im Blick haben. Wenn tierische Produkte im Einzelhandel verramscht werden, ist das ein Skandal.“ (PD)

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