10.03.2010 | 00:00:00 | ID: 4997 | Ressort: Umwelt | Tier

Lautenschläger: Wiederansiedlung des Bibers im Spessart ist großer Erfolg

Wiesbaden (agrar-PR) - Umweltministerin würdigt Artenschutzprojekt / Auftakt der Hessen-Forst-Veranstaltungsreihe zum „Internationalen Jahr der Biodiversität“
Die hessische Umweltministerin Silke Lautenschläger hat die Wiederansiedlung des Bibers im Spessart als erfolgreichstes hessisches Artenschutzprojekt gewürdigt. „Ein Nagetier ist zum Symbol für erfolgreichen Artenschutz geworden. Der Biber ist hier wieder heimisch“, betonte Lautenschläger am Mittwoch in Sinntal-Breunings (Main-Kinzig-Kreis) beim Auftakt der Hessen-Forst-Veranstaltungsreihe zum „Internationalen Jahr der Biodiversität“. „400 Biber gibt es mittlerweile in der Region. Das ist eine stattliche Zahl“, betonte Lautenschläger angesichts der Ausgangspopulation. 18 Biber wurden zwischen 1987 und 1988 an den Bächen Jossa und Sinn im nördlichen Spessart ausgewildert.

Das gemeinsam von der ehemaligen hessischen Landesforstverwaltung, der Naturschutzverwaltung und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) konzipierte Projekt hat sich mittlerweile zu einem europaweit beachteten Naturschutzprojekt entwickelt. „Das Biber-Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zum Artenerhalt. Zudem sind im Zuge der Wiederansiedlung des Bibers auch wichtige Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt worden“, unterstrich Lautenschläger. So wurden mehr als 62 Hektar Grünlandflächen mit finanzieller Unterstützung der Naturschutzverwaltung erworben und zu naturnahen Auenbereichen entwickelt. „Diese Maßnahmen verbessern nicht nur den Lebensraum des Bibers und anderer Arten, die auf natürliche Gewässerlandschaften angewiesen sind, sondern sie dienen zugleich dem vorbeugenden Hochwasserschutz“, erläuterte die Umweltministerin.

Der Biber sei ein gelungenes Beispiel für ein erfolgreiches Kooperationsprojekt zwischen Forstwirtschaft sowie amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz, hob Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebes Hessen-Forst, hervor. „Nur durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Institutionen und die tatkräftige Mitwirkung zahlreicher amtlicher und ehrenamtlicher Kräfte können wir heute auf eine mehr als 20-jährige Erfolgsgeschichte des Naturschutzes zurückblicken“, sagte Gerst.

Nach der Konzeption des Landesbetriebs Hessen-Forst soll künftig jedes der 41 hessischen Forstämter die Patenschaft für eine besondere Tier- oder Pflanzenart oder für einen Lebensraum übernehmen. Diese Artenpatenschaften werden die bisherigen umfangreichen Arten- und Biotopschutzmaßnahmen in Hessens Wäldern langfristig unterstützten, so Gerst.

Ein wesentlicher Schwerpunkt des Gesamtkonzeptes sind Hilfsprogramme für Arten, die dem europäischen Naturschutzrecht unterliegen. Für 19 nach EU-Recht geschützte Tier- und Pflanzenarten werden derzeit im Auftrag des Hessischen Umweltministeriums durch die Hessen-Forst-Servicestelle für Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) Schutzkonzepte erarbeitet. Darüber hinaus setzt Hessen-Forst weitere Artenhilfsprogramme, wie für den Biber, die Kreuzotter oder den Schwarzstorch um.

Hintergrundinformation zum „Jahr der Biodiversität“

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2010 zum „Internationalen Jahr der Biodiversität“ erklärt, um das Thema „Erhalt der biologische Vielfalt“ stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Nach Angaben der International Union for Conservation of Nature (IUCN) sind mehr als 16.000 Arten weltweit vom Aussterben bedroht, darunter rund ein Viertel aller Säugetiere und ein Drittel aller Amphibien. Der Umweltschutzorganisation zufolge wird jedes Jahr weltweit eine Waldfläche von 13 Millionen Hektar zerstört.

Das Land Hessen ist 2007 als erstes deutsches Bundesland der IUCN Initiative „Countdown 2010“ beigetreten, um den Aktivitäten zur Eindämmung des Artenschwundes auch ein zeitliches Ziel zu setzen.

Eine weitere Vereinbarung im „Countdown 2010“ besteht darin, das Biodiversitätsziel 2010 in die nachhaltige Bewirtschaftung des hessischen Staatswaldes zu integrieren.

Die 41 hessischen Forstämter fördern über Artenhilfskonzepte und Artenschutzprojekte viele seltene Arten im Wald, z. B. durch:

* die Waldbachrenaturierung und Wiederansiedlung des Bibers im Spessart,
* die Anlage von Teichen als Nahrungsbiotope für den seltenen Schwarzstorch,
* die Waldrandpflege und die Schaffung lichter warmer Flächen für die Kreuzotter,
* die Forschung und Entwicklung von Schutzmaßnahmen für den sehr seltenen Braunschen Schildfarn am Hohen Meißner,
* die Förderung des Frauenschuhs als seltene Waldorchidee,
* die Entwicklung einer Schutzkonzeption für die Mopsfledermaus,
* Erfassung, Schutz und Förderung der Wildkatze in Hessens Wäldern,
* die Beteiligung an Artenschutzprojekten, z. B. für die Äskulapnatter, der einzigen deutschen Baumschlange.

Für das „Internationale Jahr der Biodiversität 2010“ plant Hessen-Forst landesweit Aktionen zum Thema Artenvielfalt im hessischen Staatswald. Dabei werden saisonale und regionale Themenschwerpunkte aufgegriffen und in Partnerschaft mit örtlichen Naturschutzgruppen umgesetzt.
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