21.05.2014 | 20:55:00 | ID: 17786 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Minister Remmel: „Wir müssen das ‚wilde NRW‘ bewahren und beschützen“

Düsseldorf (agrar-PR) - Umweltminister ruft zum Schutz der heimischen Artenvielfalt auf – Artensterben setzt sich auch in NRW fort - Internationaler Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2014

Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel hat zum Schutz der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in NRW aufgerufen und ein stärkeres Vorgehen gegen den weiter fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt angekündigt. „Der Artenverlust ist neben dem Klimawandel die größte Bedrohung für uns und die Art und Weise, wie wir leben werden“, sagte Umweltminister Johannes Remmel im Vorfeld des internationalen Tags der Artenvielfalt am 22. Mai 2014. Nach Angaben der Landesregierung liegt die Zahl der bereits ausgestorbenen oder verschollenen Tier- und Pflanzenarten in NRW mit mehr als 9 Prozent so hoch wie nie. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen. Auch wenn wir in NRW durch erfolgreiche Artenschutz- und Naturschutzprojekte die Geschwindigkeit deutlich verlangsamt wurde, schreitet auch bei uns das Artensterben voran. Diesen Verlust an biologischer Vielfalt dürfen wir nicht länger zulassen.“

 

Insgesamt sind nach der aktuellen „Roten Liste der gefährdeten Arten in NRW“ etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. „Wir konnten zwar zwischen

1999 und 2011 eine weitere Verschlechterung bei verschiedenen gefährdeten Arten durch eine aktive Naturschutzpolitik abwenden. So sind Weißstorch, Uhu und Biber wieder an vielen Stellen im Land heimisch geworden. Trotzdem gilt weiterhin, dass etwa die Hälfte der beobachteten Tier- und Pflanzenarten bei uns in ihrer Existenz gefährdet sind – und damit auch das Wilde NRW“, sagte Remmel.

Nach der aktuellen „Roten Liste der gefährdeten Arten in NRW“ sind

 

* rund 42 Prozent der Säugetierarten,

* etwa 42 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen,

* mehr als 50 Prozent der Vogelarten,

* gut 55 Prozent der Schmetterlingsarten

* rund 60 Prozent der Moose,

* ungefähr 71 Prozent der Kriechtiere sowie

* zirka 52 Prozent der Wildbienen und Wespen

 

akut gefährdet oder bereits ausgestorben.

 

Kiebitz droht bis 2030 auszusterben

Zu den in NRW in den letzten Jahrzehnten ausgestorbenen Arten zählen etwa die Rohrdommel, das Birkhuhn und die Kornrade. Weitere Tierarten wie Kreuzotter, Gelbbauchunke, Mopsfledermaus und Feldhamster drohen in absehbarer Zeit zu verschwinden, wenn nicht gegengesteuert wird.

Besorgniserregend ist vor allem, dass die Gefährdung typischer Arten der Feldflur und bisher ungefährdeter „Allerweltsarten“ deutlich zunimmt. „Wenn sich die negative Entwicklung etwa beim Kiebitz weiter fortsetzt, wie in den letzten Jahren, dann wird diese heimische Art um 2030 ausgestorben sein“, warnte Georg Verbücheln, Abteilungsleiter für Naturschutz im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV).

 

Die Ursachen des Artensterbens in NRW sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

 

Die Landesregierung will deshalb die Naturschutzpolitik in diesem Jahr neu ausrichten und dafür eine langfristige Biodiversitätsstrategie NRW sowie ein neues Landesnaturschutzgesetz vorlegen. Das Ziel der neuen Biodiversitätsstrategie wird sein, umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in NRW umzusetzen. „Damit wollen wir unser wertvolles Naturerbe schützen und die Artenvielfalt bewahren“, kündigte Minister Remmel an.

 

Erfolge beim Arten- und Naturschutz

Nur durch ambitionierte Naturschutzprojekte konnten in den letzten Jahren aber auch deutliche Erfolge erzielt werden. Durch die Ausweisung von 100 Wildnisgebieten in den Wäldern des Landes und weiteren Schutzgebieten wurden wichtige Lebensräume für gefährdete Arten geschaffen. Einst ausgestorbene

Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile wieder in Nordrhein-Westfalen heimisch und in ihrem Bestand gefährdete Arten konnten sich wieder erholen.

So zählen die Bachforelle und viele Libellenarten zu den Gewinnern der Renaturierung und Verbesserung der Gewässergüte vieler Fließgewässer.

Ehemals ausgestorbene Arten wie der Lachs ist mithilfe eines aufwändigen Wiederansiedlungsprojektes in der Sieg wieder heimisch. Auch der bis vor einigen Jahren ausgestorbene Fischotter ist in das Münsterland zurückgekehrt. „Die Verbesserung der Waldlebensräume zeigt Erfolge“, sagte Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter Naturschutz bei Wald und Holz NRW.

„Wildkatze und Schwarzstorch kehren mehr und mehr in unsere Wälder zurück. Die Rückkehrer sind für uns das Signal, dass sich die jahrzehntelangen Investitionen in die Zukunft unserer Wälder und den Artenschutz gelohnt haben“, so Schäfer.

 

Insgesamt investiert die Landesregierung rund 36 Millionen Euro pro Jahr in den Naturschutz und in die Reparatur zerstörter Lebensräume.

 

Der internationale Tag der biologischen Vielfalt wurde im Jahr 2000 durch die Vereinten Nationen eingeführt. Der Tag erinnert an den 22. Mai 1992, an dem sich die Staatenwelt in Nairobi auf das richtungweisende UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt geeinigt hat. Es wurde inzwischen von mehr als 190 Vertragsstaaten unterzeichnet und gilt als eines der erfolgreichsten Abkommen der UNO. Ziel des Aktionstages ist es unter anderem, auf das weltweite Artensterben hinzuweisen, Aufmerksamkeit für den Naturschutz zu erregen und das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Artenvielfalt in der Natur zu schärfen. „In einigen Regionen der Welt liegt die Geschwindigkeit, in der Arten verloren gehen, etwa 100 bis 1.000 Mal höher als die natürliche Aussterberate. Das ist alarmierend“, sagte Remmel.

 

Gefährdete Arten nach Kreisen aufgeschlüsselt Zusammen mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) und dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat das Umweltministerium für alle Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen gefährdete Tier- und Pflanzenarten identifiziert: von Aachen (Mauereidechse), Borken (Großer Brachvogel), Bielefeld (Uhu) und Bottrop (Wanderfalke) über Duisburg (Kreuzkröte) und Düsseldorf (Herbstzeitlose) und Köln (Wechselkröte/Maifisch) bis hin zu Solingen (Eisvogel) und Wuppertal (Schlingnatter).


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