24.07.2014 | 17:10:00 | ID: 18284 | Ressort: Umwelt | Umweltschutz

Ursprüngliche Heide- und Moorlandschaft auf münsterländischem Truppenübungsplatz

Düsseldorf (agrar-PR) - Staatssekretär Becker: Faszinierende und beeindruckende Natur in NRW muss geschützt werden

Die Ursachen des Artensterbens in NRW sind häufig menschengemacht. Unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß haben zum Rückgang vieler Arten in der Feldflur geführt. Der Truppenübungsplatz Borkenberge ist von diesen negativen Einflüssen verschont geblieben. So konnte durch gezielte Pflegemaßnahmen eine Heide- und Moorlandschaft erhalten werden, die vor vielen hundert Jahren typisch für das Münsterland war. Heute gehört das 1800 Hektar große Gebiet zu den wertvollsten Naturlandschaften in Nordrhein-Westfalen.

 

„Unser Land hat eine einzigartige faszinierende und beeindruckende Natur, ein Hort für Tausende von Tieren und Pflanzen – ein Schatz direkt vor unserer Tür. Ein Schatz, der immer wieder neu entdeckt werden will. Aber eben auch ein Schatz, den es für die nächsten Generationen zu erhalten gilt“, betonte der parlamentarische Staatssekretär Host Becker des NRW-Umweltministeriums, der den Naturraum Borkenberge im Rahmen seiner Sommertour „WildesNRW“ besuchte. Über 2700 verschiedene Tier- und Pflanzenarten wurden bisher im Lebensraum Borkenberge kartiert, darunter über 400 Rote-Liste-Arten. „Dies zeigt uns: Nordrhein-Westfalen besitzt eine faszinierende Artenvielfalt und einzigartige Naturräume. Doch wir müssen unser wertvolles Naturerbe schützen, um die biologische Vielfalt zu bewahren“, sagte Staatssekretär Becker. „Doch auch wenn wir deutliche Erfolge im Artenschutz erreicht haben, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das wilde NRW bedroht ist“, warnte Becker. Denn der Artenverlust setze sich auch in NRW weiter fort. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen und müssen gegensteuern. Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.“

 

Der Truppenübungsplatz Borkenberge liegt in den Kreisen Coesfeld und Recklinghausen. Das Übungsgelände ist den britischen Streitkräften zur ausschließlichen Nutzung überlassen. Aufgrund der militärischen Nutzung ist er für die Öffentlichkeit gesperrt. Mit seinen nährstoffarmen Standortbedingungen, vielfältigen Strukturen, seinen Heiden, Sandmagerrasen, Mooren und Wäldern gehört das militärische Gelände zu den naturschutzfachlich wertvollsten Gebieten Nordrhein-Westfalens. Bedingt durch die seit 1873 andauernde Nutzung als Schieß- bzw. militärischer Übungsplatz konnte sich hier ein großflächiger Ausschnitt einer halboffenen Heide- und Moorlandschaft erhalten, wie sie für die vorindustrielle Kulturlandschaft des Münsterlandes einst charakteristisch war. In der etwa 1.800 ha großen hügeligen Sandlandschaft der Borkenberge finden zahlreiche gefährdete Arten einen wichtigen Rückzugsraum.

 

So konnten in den Borkenbergen beispielsweise

 

• etwa 30 Prozent aller Spinnenarten,

• über 40 Prozent aller Amphibien-, Säugetier-, Laufkäfer- und Ameisenarten, • etwa 50 Prozent aller Brutvogel- und Heuschreckenarten, • mehr als 60 Prozent aller Libellenarten und • über 70 Prozent aller Reptilienarten,

 

die in Nordrhein-Westfalen vorkommen, nachgewiesen werden. Innerhalb des Truppenübungsplatzes kommen somit mehr als 2.700 Arten vor, von denen sich über 400 Arten auf den Roten Listen Nordrhein-Westfalens wiederfinden. Die Borkenberge sind mittlerweile als Fauna-Flora-Habiat- und EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen und liefern somit einen wichtigen Beitrag zum europaweiten Schutzgebietsnetz „NATURA 2000“.

 

Faltblatt zur neuen Naturschutzpolitik in NRW:

http://www.umwelt.nrw.de/extern/epaper/2014/neue_naturschutzpolitik

 

Broschüre zu den 14 Naturparken und dem Nationalpark Eifel:

http://www.umwelt.nrw.de/extern/epaper/2014/naturparke_nrw

 

Link zum neue Web-Videos „NaturErleben NRW“:

http://www.youtube.com/watch?v=m72NW9w4M

 

 

Verlust der biologischen Vielfalt bedroht das wilde NRW

 

In Nordrhein-Westfalen leben über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Dieser Artenreichtum ist die Folge des Nebeneinanders zweier großer, sehr verschiedener Naturräume: Dem atlantisch geprägten Tiefland und dem kontinental geprägten Bergland. Jede dieser Regionen bietet eine historisch gewachsene Vielfalt von Lebensräumen (Biotopen) mit ihren typischen Tieren und Pflanzen, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Ein Schatz direkt vor unserer Tür. Aber auch ein Schatz, der bedroht ist und den es zu bewahren gilt.

 

Weltweit ist die biologische Vielfalt massiv bedroht. Seit Jahrzehnten ist ein dramatischer Rückgang der Arten zu beobachten. So liegt die gegenwärtige Verlustrate in einigen Regionen der Welt etwa 100 bis 1.000 Mal höher als die natürliche Aussterberate. Auch in NRW geht der Verlust an biologischer Vielfalt weiter. Unsere Landschaften und Lebensräume haben sich durch die Eingriffe des Menschen stark verändert. Dies zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wälder in Deutschland: Von Natur aus wären rund zwei Drittel der Fläche Deutschlands von unserem Ur-Baum, der Rotbuche, bedeckt. Heute sind es real aber nur noch knapp sechs Prozent der Fläche.

 

Unser Naturerbe in NRW zu erhalten, ist eine Herkulesaufgabe, denn auch in NRW konnte bisher das Artensterben nicht aufgehalten werden: Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Nach der aktuellen „Roten Liste NRW“ sind dabei Schmetterlinge (rund 55 Prozent), Moose (60 Prozent), Kriechtiere (etwa 71 Prozent) sowie Vögel und Wildbienen/Wespen (jeweils rund 52 Prozent betroffen) überdurchschnittlich gefährdet.

 

Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

Das NRW-Umweltministerium will dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt mit einer neuen Biodiversitätsstrategie und einem neuen Landesnaturschutzgesetz entgegenwirken. Beide Vorhaben sollen in den nächsten beiden Jahren umgesetzt werden.

 

Weitere Informationen zum Thema und zur Sommertour 2014:

www.wildes.nrw.de

www.twitter.com/wildesnrw

 

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, Telefon 0211 4566-719.


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