Berlin (agrar-PR) - Anlässlich des heute Abend im Kanzleramt
stattfindenden Gesprächs zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen
über mögliche AKW-Laufzeitverlängerungen hat der Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) die Regierungskoalition davor gewarnt,
ihre Energiepolitik einseitig an den Interessen der großen
Stromkonzerne auszurichten. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Die
Bundesregierung riskiert nicht nur den nächsten Atommüll-Gau, wie wir
ihn gerade in der Asse erleben. Sie arbeitet auch an ihrem nächsten
Image-Gau als billige Kumpanin für Großkonzerne. Statt sich die
Steigerung der Profite von Stromkonzernen zur Aufgabe zu machen, sollte
sich die Bundesregierung um eine zukunftsfähige Energieversorgung
kümmern."
Der beste Weg zu mehr Klimaschutz und einem
modernen Energiesystem sei das zügige Abschalten der Atomkraftwerke.
Atomkraft bremse den Ausbau der erneuerbaren Energien und zementiere
die Vormachtstellung der großen Stromkonzerne. Deshalb protestierten
neben Umweltverbänden wie dem BUND auch Stadtwerkverbände und die
Erneuerbare-Energien-Branche gegen die Regierungspläne.
Das Argument, AKW-Laufzeitverlängerungen führten zu
niedrigeren Strompreisen, wies der BUND zurück. Der Strompreis bilde
sich an der Börse. Laufzeitverlängerungen steigerten lediglich die
Gewinnspanne der Konzerne. Auch die vom BDI bei Verlängerung der
Reaktorlaufzeiten genannte Zahl von etwa 60.000 neuen Arbeitsplätzen
sei fragwürdig. Ihr stehe bei konsequenter Fortsetzung des Ausbaus
erneuerbarer Energien und bei ambitionierten Energiesparprogrammen ein
Beschäftigungspotential von rund einer halben Million gegenüber. Den
einzigen Vorteil längerer AKW-Laufzeiten hätten die Energiekonzerne:
Sie würden mit ihren inzwischen abgeschriebenen Reaktoren weitere
Milliardengewinne einfahren.
Weiger: "Die Gier der Stromkonzerne auf Kosten der
Sicherheit der Bevölkerung ist schamlos und stellt die Gier der Banker
weit in den Schatten. Milliarden Schulden kann man abbezahlen. Doch mit
jedem Jahr Laufzeitverlängerung wächst der radioaktive Müllberg um
weitere 450 Tonnen." Weiger forderte Bundesumweltminister Norbert
Röttgen auf, nicht auf die Taschenspielertricks der Energiekonzerne und
sie unterstützender Lobbyverbände hereinzufallen. Der Atomausstieg sei
nicht nur für Mensch und Umwelt der sicherste und kostengünstigere Weg,
er stärke zugleich die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft und
erschließe ihr wachsende Märkte im Bereich erneuerbarer Energien und
Energieeffizienz.