Wiesbaden (agrar-PR) - Ministerin präsentiert Eckpunkte – Industrie und Handwerk können profitieren
Hessens
Umweltministerin Silke Lautenschläger erwartet, dass durch den Ausbau
der erneuerbaren Energien und durch Effizienzmaßnahmen private
Investitionen in Milliardenhöhe ausgelöst werden. „Industrie und
Handwerk können stark davon profitieren“, sagte sie am Montag vor
Journalisten in Wiesbaden bei der Vorstellung der Eckpunkte für das
Hessische Energieprogramm. Der Anteil erneuerbarer Energien am
Endenergieverbrauch (ohne Verkehr) soll nach dem Willen der
Landesregierung in den kommenden zehn Jahren auf 20 Prozent steigen.
Gleichzeitig müsse der Energieverbrauch in Hessen um ein Fünftel
sinken. „Die Herausforderungen sind groß – aber die Chancen erheblich
größer. Was wir vorhaben, ist gut für das Klima, die Wirtschaft und den
Arbeitsmarkt“, hob sie hervor. Unternehmen, die in Wind- oder
Solarparks – auch außerhalb Hessens – investieren, sollen künftig
erstmals Bürgschaften erhalten können. Das Umweltministerium stellt
daneben allein in diesem Jahr für unterschiedliche Förderinstrumente
Mittel in Höhe von knapp 30 Millionen Euro bereit.
Energie-Forum mit externen Experten – Insgesamt 80 Gutachten ausgewertet
Die Ministerin hatte die Eckpunkte gemeinsam mit einem
Expertengremium erarbeitet, zu dem unter anderem hochrangige Experten
aus Wissenschaft, Energiewirtschaft und Wohnungswirtschaft gehören.
Lautenschläger leitet das sogenannte Energie-Forum gemeinsam mit dem
Unternehmer Martin Viessmann (Allendorf/Eder). Das Gremium hatte die
Aufgabe, Möglichkeiten und Hemmnisse für die einzelnen Energiearten
sowie mögliche Anreize aufzuzeigen. Insgesamt flossen Lautenschläger
zufolge die Ergebnisse von 80 Gutachten in den Bericht ein. „Nun liegt
erstmals ein umfassendes Papier vor, das konkret darstellt, was in
Hessen im Bereich der Energieeinsparung und erneuerbaren Energien
möglich ist. Es wird entscheidend dazu beitragen, die ideologisch
verzerrte Debatte zu versachlichen“, betonte die Ministerin.
Mehr als Strom – 40 Prozent der Energie für Heizung und Warmwasser
Lautenschläger warnte vor einer Verkürzung in der Diskussion über
die Energiewende. Es gehe nicht allein um Strom. Rund 40 Prozent des
Energieverbrauchs werde für Raumheizung und Warmwasserbereitung
benötigt. „Wenn wir die Zahl der Sanierungsmaßnahmen verdreifachen,
können wir durch moderne Gebäude- und Anlagentechnik und besseren
baulichen Wärmeschutz nicht nur viel Energie sparen, sondern
Berechnungen von Experten zufolge auch 1,6 Milliarden Euro an privaten
Investitionen generieren“, sagte die Ministerin. Damit könnten 25.000
Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert werden. Firmen und private
Hauseigentümer könnten ihren Energieverbrauch um die Hälfte reduzieren.
„In diesem Bereich haben wir ein großes Potential, das wir nutzen
wollen und werden.“ Durch Effizienzmaßnahmen bei Wärme und Strom soll
der Energieverbrauch in Hessen um ein Fünftel gesenkt werden. Das
Expertengremium habe viele Vorschläge zu Gebäudesanierungen und
Effizienzmaßnahmen in Betrieben auf den Tisch gebracht. Die Ministerin
kündigte die Vorstellung einzelner „Leuchttum-Projekte“ an. Sie hob
ferner hervor, dass für die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude
im Investitionspakt Bund-Länder-Gemeinden mehr als 35 Millionen Euro
bereitgestellt worden seien.
Erneuerbare Energien: Größtes Potenzial hat die Biomasse
Um auf einen 20-Prozent-Anteil erneuerbarer Energien zu kommen,
müssen 21 Terawattstunden pro Jahr (TWh/a) aus Sonne, Wind, Biomasse,
Wasserkraft und Geothermie gewonnen werden. Dies entspricht 21
Milliarden Kilowattstunden. Aktuell liegt der Anteil bei 7 TWh/a, was
in etwa der Jahresleistung eines konventionellen Großkraftwerks
entspricht. Das größte Potential hat in Hessen die Biomasse (künftig
9,5 TWh/a – derzeit 6 TWh/a). Sie soll im Jahr 2020 rund die Hälfte der
erneuerbaren Energien abdecken. Kleinere Anteile sind für Strom und
Wärme aus Sonnenenergie (künftig 3 TWh/a – derzeit 0,25 TWh/a),
Wasserkraft (0,5 TWh/a – derzeit 0,4 TWh/a) und die mit der Nutzung
noch am Anfang stehende Geothermie (1 TWh/a) vorgesehen.
Energiepolitik für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Preisgünstigkeit
Die Windenergie (künftig 7 TWh/a – derzeit
0,8 TWh/a) soll die rechnerische Lücke schließen – aber nicht alle
Anlagen müssen in Hessen gebaut werden. Den Energieversorgern soll die
Möglichkeit eröffnet werden, mit Unterstützung des Landes außerhalb
Hessens erneuerbare Energien auszubauen und sie ins Netz einzuspeisen
und dem Land Hessen zuzurechnen. Dazu soll es erstmals Bürgschaften des
Landes geben. „Wenn hessische Verbraucher davon profitieren können, ist
das eine gute Sache“, sagte Lautenschläger. „Unsere Energiepolitik ist
ausgerichtet an einem Dreiklang – der Versorgungssicherheit,
Klimaschutz und Preisgünstigkeit zum Ziel hat.“