Berlin (agrar-PR) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgeworfen, ihr Einsatz für
verlängerte Laufzeiten von Atomkraftwerken würde die Menge des
anfallenden hochradioaktiven Atommülls in Deutschland um rund 60
Prozent erhöhen. Statt 10.800 Tonnen abgebrannter Brennelemente, die
bis zur geplanten Beendigung der Atomenergienutzung im Jahr 2022
anfielen, würde die von Merkel vorgeschlagene 15 Jahre verlängerte
Laufzeit den Atommüllberg auf
17.550 Tonnen anwachsen lassen. Jedes
zusätzliche Betriebsjahr schlage mit etwa 450 Tonnen mehr
hochradioaktiven abgebrannten Brennelementen zu Buche.
Sollte sich gar der Vorschlag von
Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger durchsetzen,
die
Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke komplett freizugeben, wäre nach 24
Jahren Laufzeitverlängerung der Atommüllberg doppelt so groß wie 2022.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Alle bisherigen
Versuche, den gefährlichen Strahlenmüll in Deutschland endzulagern,
sind gescheitert. Selbst in der Union scheinen einige inzwischen zu
begreifen, dass nach Alternativen zu einem Endlager im maroden
Salzstock von Gorleben gesucht werden muss. Ob aber ein anderes
Endlager gefunden wird, ist ungewiss. Trotzdem bleiben Angela Merkel
und andere Vertreter der CDU/CSU bei ihrer Forderung nach längeren
AKW-Laufzeiten und riskieren so eine dramatische Zuspitzung der
Entsorgungsprobleme. Das ist nicht nur jetzt schon unverantwortlich,
das wird vor allem zu einer Riesenlast für nachfolgende Generationen."
Die Große Koalition sei trotz anderslautender
Ankündigungen in ihrem Koalitionsvertrag bei der Lösung der
Endlagerfrage keinen Schritt vorangekommen. Bereits die frühere
rot-grüne Bundesregierung habe in ihren sieben Regierungsjahren dieses
Problem nicht lösen können.
"Voraussetzung, mittels einer vergleichenden Suche
den am besten geeigneten Standort für ein Atommüllendlager in
Deutschland zu finden, ist ein in der Gesellschaft erreichter Konsens
in dieser Frage", so Weiger. Zunächst müsse klar sein, dass die Menge
des Strahlenabfalls begrenzt sei, nach dem Abschalten aller
Atomkraftwerke nicht mehr wachse und dass ein Endlager auf keinen Fall
dem Weiterbetrieb der AKW dienen könne.
"Wer wie Union und FDP am Endlagerstandort Gorleben
festhält und längere Laufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke
fordert, der will offensichtlich keine Lösung zur Endlagerung des
Strahlenabfalls, sondern der will die gesellschaftlichen Konflikte in
dieser Frage noch weiter anheizen", sagte Weiger.
Mehr Informationen
BUND-Hintergrundpapier zur Endlagersuche
zum
Thema Atommüll beim BUND