Berlin (agrar-PR) - Irreführend ist die neue Kennzeichnung für den
Energieverbrauch von Elektrogeräten, über die das EU-Parlament am
Mittwoch abstimmen wird. Das kritisieren der Verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND). Künftig soll es über der Effizienzklasse A bis zu drei
Zusatzklassen geben. BUND und vzbv befürchten, dass das erfolgreiche
Energielabel dadurch an Aussagekraft verliert.
Der Vorschlag zur Neugestaltung der
A-G-Kennzeichnung ist ein Kompromiss, auf den sich EU-Rat, -Kommission
und -Parlament im vergangenen November verständigt hatten. Verbraucht
ein neues Gerät weniger Energie als das bisher effizienteste am Markt,
soll es künftig mit einem zusätzlichen Plus gekennzeichnet werden. Die
technische Entwicklung verläuft in den Produktgruppen jedoch
unterschiedlich schnell. Die Folge: In der einen Gruppe wird A+ das
effizienteste Gerät sein, in einer anderen A+++. "Das ist für Hersteller
bequem, für Verbraucher absolut irreführend. Die Politik ist hier vor
der Wirtschaftslobby eingeknickt. In diesem Tempo und mit solcher
Halbherzigkeit hält die EU den Klimawandel jedenfalls nicht auf",
kritisiert vzbv-Vorstand Gerd Billen.
In der Vergangenheit war das Label ein wichtiger
Anreiz für Kunden, effiziente Geräte zu kaufen. Dies trieb die
technische Entwicklung voran. Diesen Effekt sieht Christian Noll,
Experte für Energieeffizienz beim Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), durch die geplante Neuregelung gefährdet:
"Hersteller und Handel befürchten - aus ihrer Sicht verständlich, dass
ein Label, bei dem das A bisher ausschließlich den sparsamsten Geräten
vorbehalten war inzwischen unterdurchschnittliche und damit dann in die
B- oder C-Klasse rutschende Geräte zu Ladenhütern macht. Die Rechnung
für diese kurzsichtige Politik zahlen die Verbraucher und das Klima."
Die neue Regelung sieht außerdem vor, mit neuen
Effizienzklassen auch die bekannte Farbskala zu verschieben. Kommt eine
besonders effiziente Waschmaschine auf den Markt, erhält diese
beispielsweise ein A+++ in einem dunkelgrünen Balken. Gleichzeitig
findet der Verbraucher im Geschäft jedoch auch noch die älteren Modelle.
Dort ist das A+ oder A++ ebenfalls dunkelgrün unterlegt. Beim Kunden
entsteht so der Eindruck, alle diese Geräte seien besonders sparsam.
Energiekennzeichnung regelmäßig
aktualisieren
Stimmt das EU-Parlament dem Kennzeichnungsvorschlag
zu, könnte das neue Label bereits ab Herbst in den Geschäften
auftauchen. Zum Einsatz wird es vor allem bei Kühlgeräten,
Waschmaschinen und Spülmaschinen kommen, da ein Großteil dieser Produkte
bereits die Effizienzklasse A erreicht hat. Absehbar ist bereits jetzt,
dass in nicht allzu ferner Zukunft die Mehrzahl der Geräte am Markt ein
A++ oder A+++ trägt. Eine Klausel der Vereinbarung sieht vor, dass in
diesem Fall noch einmal neu über Kennzeichnungsvarianten diskutiert
werden soll.
Die Umwelt- und Verbraucherverbände fordern, die
bekannte A bis G-Skala beizubehalten und sie regelmäßig zu
aktualisieren. Mindestens alle drei bis fünf Jahre sollten die Produkte
den technischen Entwicklungen folgend neu eingestuft werden. So wäre das
Label immer auf dem Stand der sparsamsten Technik.
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* EU-Energiekennzeichnung
bleibt verbesserungswürdig