Frankfurt (agrar-PR) -
Landwirte an der Wertschöpfung beteiligen – Stadtwerke suchen Partner im ländlichen Raum – Den Maschinen- und Anlagenbau rechtzeitig mit einbeziehen – Fachtagung von DLG, VKU und VDMA Power Systems zu Bioenergie-Partnerschaften Ein positives Fazit zogen die Teilnehmer einer Fachtagung zum
Dialog und Erfahrungsaustausch zwischen Land- und Forstwirten,
Anlagenherstellern und Stadtwerken in Bezug auf dezentrale
Bioenergielösungen. Bei der Veranstaltung, die von der DLG (Deutsche
Landwirtschafts-Gesellschaft) gemeinsam mit dem Verband kommunaler
Unternehmen (VKU) und dem Fachverband Power Systems des Verbandes
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA Power Systems) am 8. und 9.
Dezember 2009 in Kassel durchgeführt wurde, sind die unterschiedlichen
Positionen und gegenseitigen Erwartungen an eine erfolgreiche
Bioenergiepartnerschaft herausgearbeitet worden. Alle Beteiligten waren
sich einig, dass erfolgreiche dezentrale Bioenergielösungen nur in
guter Partnerschaft zu erreichen sind.
Dr. Jochen
Köckler, Geschäftsführer des DLG-Fachbereichs Ausstellungen, betonte,
dass unternehmerisch agierende Landwirte an der Wertschöpfung bei der
Erzeugung der Bioenergie beteiligt werden möchten und nicht nur als
Rohstofflieferanten angesehen werden wollen. Michael Wübbels,
stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VKU, hob hervor, dass die
Stadtwerke Partner im ländlichen Raum suchen, um die Wertschöpfung vor
Ort zu generieren und zu belassen. Er verwies auf die Skalen- und
Synergieeffekte, die durch die Konzentration auf die Kernkompetenz der
Partner entstehen. Er kann sich Kooperationsformen vorstellen, die von
der Rohstofflieferung bis zum Betrieb von Biomassewerken durch Land-
und Forstwirte reichen. „Ideale Kooperationsform und Beteiligungstiefe
sind vom jeweiligen Projekt abhängig und nicht allgemeingültig
definierbar“, folgerte Wübbels. Thorsten Herdan, Geschäftsführer VDMA
Power Systems, machte deutlich, dass die Maschinen- und Anlagenbauer
effiziente und moderne Technologien entwickelt haben, mit denen sich
auch die stetig verschärfenden Grenzwerte einhalten lassen. Er mahnte
allerdings verlässliche politische Rahmenbedingungen an, damit das
Investitionsklima nicht nachhaltig zerstört wird. Innovationen kommen
nur aufgrund langjähriger Forschung, die aber refinanziert werden muss.
Als Beispiel erwähnte er die Anforderungen zur Entschwefelung und
Trocknung bei der Gasaufbereitung sowie bei der Abgasreinigung.
„Vergesst die Maschinen- und Anlagenbauer bei den Partnerschaften
nicht, bindet sie frühzeitig in die Planung ein und diskutiert mit
ihnen gemeinsam praktikable Lösungen“, so Herdan.
Landwirte an Kooperationen mit Stadtwerken sehr interessiert
Der
Landwirt Thomas Korte, der in mehreren Schritten in zwei Biogasanlagen
mit einer Leistung von 836 kWel und 380 KWel investiert hat, betonte,
dass viele Betreiber von Biogasanlagen Kooperationen mit Stadtwerken
suchen. Voraussetzung für die Partnerschaft sei aber, dass die
Landwirte ihre Flexibilität bewahren und nicht durch langjährige,
starre Lieferverträge gebunden werden. „Wir Landwirte machen Verträge
oft per Handschlag, weil sich einer auf den anderen verlassen kann.
Erfüllt eine Seite die Verabredung nicht, gibt es keine weiteren
Geschäfte mehr. Auf dem Dorf kann das Existenz bedrohend sein“, so
Korte, der bei der DLG Vorsitzender des Ausschusses für Biogas ist.
Weiter führte er aus: „Wenn potenzielle Partner mit dem Juristen und
einem Aktenordner kommen, zögern wir Landwirte mit
Sympathiebekundungen.“
Keine Maximalforderungen bei Laufzeiten von Lieferverträgen stellen
Heftige
Diskussionen gab es während der zweitägigen Tagung zu den Laufzeiten
von Lieferverträgen. Während die Stadtwerke möglichst lange Laufzeiten
wünschen, suchen Land- und Forstwirte eher Verträge mit kurzer
Laufzeit. Wie dieser offensichtliche Widerspruch überwunden werden
kann, zeigte Bernhard Breitsameter von der Waldbesitzervereinigung
Aichach. Er empfiehlt ein Lieferkontingent pro Jahr sowie ein
Zeitfenster für die Anlieferung. Zusätzlich sollten eindeutige und
einfach nachvollziehbare Qualitätskriterien und Preisgleitklauseln
vereinbart werden. „Beide Seiten müssen ihre Maximalpositionen
verlassen, da anderenfalls eine Einigung unmöglich ist.“ Die
Erfahrungen in der WBV Aichach zeigten, dass die vorgeschlagene Methode
sehr praktikabel ist. Unterstützung bekam Breitsameter von Lars
Lindemann von der Deutschen Kreditbank. Er betonte, dass die Banken
nicht generell langfristige Lieferverträge fordern, sondern nur eine
Sicherstellung der Rohstofflieferungen während des
Finanzierungszeitraumes. Dr. Winfried Damm von den Stadtwerken Leipzig
schlussfolgerte: „Holzlieferverträge mit Landesforsten oder privaten
Eigentümern führen aktuell zu keiner langfristig sicheren
Beschaffungssituation“. Als Lösung für den Betrieb von
Biomassekraftwerken hält er neben der Förderung der Beschaffung eine
bessere energiewirtschaftliche Einbindung und kostenorientierte
Vergütung der Energieerträge für notwendig.
„Die
zahlreichen Diskussionen unterstreichen die Notwendigkeit für eine
Neuauflage einer solchen Veranstaltung“, so Gerd Krieger vom VDMA Power
Systems in seinem Schlusswort. Die drei Veranstalter planen deshalb,
spätestens auf der Fachausstellung BioEnergy Decentral, die vom 16. bis
19. November 2010 in Hannover stattfindet, das Thema
„Bioenergiepartnerschaften“ weiter zu vertiefen.
Interessenten erhalten weitere Informationen bei der DLG, Ansprechpartner ist Dr. Frank Setzer, Tel.: 069/24788-323, E-mail:
f.setzer@dlg.org, oder beim VKU, Ansprechpartnerin ist Brigitte Schmidt, Tel.: 030/58580183, E-mail:
b.schmidt@vku.de.