05.10.2009 | 00:00:00 | ID: 2888 | Ressort: Energie | Erneuerbare Energien

Hessische Landesregierung fördert Pilotprojekt in Wächtersbach mit 200.000 Euro

Wiesbaden (agrar-PR) - Die hessische Umweltministerin Silke Lautenschläger sieht die Biomasse als einen der wichtigsten erneuerbaren Energieträger. „Ziel der hessischen Landesregierung ist es, die Energieversorgung effizient und umweltverträglich zu gestalten. Die Biomasse spielt hier eine entscheidende Rolle. Biomassenutzung ist ökologisch nachhaltig, umweltfreundlich und kohlenstoffdioxidneutral“, sagte Lautenschläger am Montag bei der Eröffnung der Europäischen Biomassetage in Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis).

Die Ministerin betonte die vielfältigen Möglichkeiten der Biomasse. „Biomasse ist ein wichtiger Energieträger für die Wärme und Stromgewinnung. Die hessische Landesregierung will bis zum Jahr 2020 den Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent am Endenergieverbrauch ohne Verkehr erhöhen. Zur Erreichung dieses Ziels ist die Verwendung von Biomasse aus der Forst- und Landwirtschaft und organischen Abfällen Grundvoraussetzung“, unterstrich Lautenschläger.

Das Biomassepotenzial Hessens werde nach Angaben der Ministerin in den kommenden Jahren ausreichend für die Wärme- und Energieversorgung vorhanden sein. Nach der Hessischen Biomassepotenzialstudie aus dem Jahr 2005, die zurzeit aktualisiert wird, ist ausgehend von rund 4.000 Gigawattstunden pro Jahr Bioenergienutzung im Jahr 2005 eine Steigerung auf bis zu 11.400 Gigawattstunden pro Jahr im Jahr 2015 theoretisch möglich. Dabei könnten bis zu 8.800 direkte und indirekte Arbeitsplätze entstehen. Würde dieses Biomassepotenzial durch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen genutzt, könnten rund 600.000 Vier-Personen-Haushalte in Hessen mit Strom und 400.000 Vier-Personen-Haushalte mit Wärme versorgt werden.

In Wächtersbach gab Lautenschläger den Startschuss für ein Pilotprojekt, das die Hessische Landesregierung mit 200.000 Euro fördert. Die Betreibergesellschaft „Bioenergie Wächtersbach GmbH“ hat auf dem Gelände der Wächtersbacher Messe ein Biomasse-Heizkraftwerk zur gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung errichtet. Die Besonderheit dieser Anlage ist die Einbindung der innovativen ORC-Technologie zur Wärmeversorgung eines dicht durch Großverbraucher, kommunale und kreiseigene Liegeschaften und kleinere Gebäude besiedelten Gebietes durch ein weitläufiges Wärmenetz. Anlagen dieser Art, in denen andere Arbeitsmittel als Wasserdampf zum Antrieb von Dampfturbinen zum Einsatz kommen, sind bisher wenig verbreitet. In Europa sind derzeit nur wenige Heizkraftwerke mit ORC-Technologie in Betrieb beziehungsweise im Bau und in der Planung. In Hessen gibt es lediglich ein anderes Biomasse-Heizkraftwerk, das diese Technologie nutzt.

Durch die Nutzung des regenerativen Energieträgers Holz wird in der Anlage in Wächtersbach eine Substitution von nicht erneuerbaren Primärenergieträgern in einer Höhe von etwa 30.500 Megawattstunde pro Jahr (rund 90 Prozent) gegenüber der Versorgung mit dezentralen Erdgaskesseln und gegenüber der Stromerzeugung im deutschen Kraftwerksmix erreicht. Die neue Anlage erspart der Umwelt zudem rund 6.850 Tonnen klimaschädliches C02 pro Jahr. Lautenschläger lobte das Projekt. „Diese Anlage leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, da die Umwelt entlastet und der Kohlenstoffdioxis-Ausstoß gemindert wird.”

Weitere Informationen zu den landesweiten Veranstaltungen der Europäischen Biomassetage gibt es unter www.biomasse-tage.org/de/veranst09.htm .

Hintergrund ORC-Technik

Bei der ORC (Organic-Rankine-Cycle)-Technik handelt es sich um ein Dampfkraftsystem, in dem nicht Wasser sondern Thermoöl verdampft wird. Wie bei der konventionellen Wasserdampftechnik auch, wird mit dem Dampf über eine Dampfturbine ein Generator zur Stromerzeugung angetrieben. Diese Technik ist mit einigen Vorteilen verbunden: Der Dampfdruck ist erheblich niedriger und macht deshalb nicht den Einsatz teurer Hochdrucktechnik erforderlich. Auch der Betrieb ist einfacher: eine Beaufsichtigung der Anlage wird nicht gefordert und die bei Wasserdampfanlagen notwendige Wartungsarbeit entfällt, da es sich um geschlossene Systeme handelt. ORC-Anlagen sind relativ einfach und können in der Regel modularisiert und vorgefertigt zu den Aufstellorten gebracht werden, was auch die Installation erheblich vereinfacht. Diese Vorteile sind insbesondere im kleineren Anlagenbereich interessant.
Pressekontakt
Frau Ira Spriestersbach
Telefon: 0611 - 815-1020
Fax: 0611 - 815-1943
E-Mail: pressestelle@umwelt.hessen.de
Pressemeldung Download: 


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.