Wiesbaden (agrar-PR) - Mit einem Maßnahmenpaket will die Hessische Landesregierung den
Ausbau der Erneuerbaren Energien stärken und mehr Anreize für die
Einsparung von Öl und Gas setzen. „Wir wollen die Versorgung sichern,
die Schöpfung bewahren und die Wirtschaft stärken“, sagte
Umweltministerin Silke Lautenschläger am Dienstag in einer
Regierungserklärung im Landtag. Bis zum Jahr 2020 soll nach ihrem
Willen der Anteil von Energie aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse auf
20 Prozent am Endenergieverbrauch ohne Verkehr steigen. Der Verbrauch
soll im selben Zeitraum durch Effizienzmaßnahmen und Einsparung um ein
Fünftel sinken.
Debatte um die Energie nicht auf Strom verkürzen – es geht auch um die Wärme
Die Ministerin warnte davor, die energiepolitische Debatte auf den
Strom zu verkürzen und den wichtigen Bereich der Wärme auszuklammern.
„Wir haben als Erste ausdrücklich die Wärme in unsere Berechnungen
aufgenommen. Denn dabei gibt es die größten Energie-Einsparpotentiale.“
Knapp 90 Prozent des gesamten Energiebedarfs in älteren Gebäuden würden
allein für Heizung und Warmwasser benötigt. Lautenschläger rief ferner
zu einer Versachlichung der Energiedebatte auf. „Wir kommen auf
absehbare Zeit allein mit Erneuerbaren Energien nicht aus. Ob, wie und
wann das zu ändern ist, vermögen wir heute nicht zu sagen. Aber wir
arbeiten mit Entschlossenheit daran, durch politisches Handeln so viel
wie möglich zu machen“, sagte sie.
Energetische Sanierung fördern, Wettbewerb „Bioeffizienzdorf“ und Bürgschaften
Dazu zähle die Beseitigung rechtlicher Hemmnisse bei der
energetischen Sanierung für Mieter und Vermieter ebenso wie die
Integration von Energiestandards im Mietspiegel sowie eine verbesserte
Beratung über technische Möglichkeiten und Förderprogramme. Wenn die
Sanierungsrate in Hessen verdreifacht werden könne, löse dies private
Investitionen von rund 1,7 Milliarden Euro pro Jahr aus. Pro
investierte Milliarde könnten 25.000 Arbeitsplätze in Industrie,
Handwerk und Bauwirtschaft neu geschaffen bzw. gesichert werden. Für
den Bereich der Kraft-Wärmekopplung setzt die Ministerin auf bessere
Information über diese Technik. Für die Nutzung Erneuerbarer Energien
soll es einen Wettbewerb für ein Bioeffizienzdorf durchführen. Außerdem
solle es ein Pilotprojekt zur Versorgung eines Wohnquartiers mit
Erdwärme verbunden mit Effizienzmaßnahmen geben, außerdem
Beteiligungsmodelle wie Bürgerwindanlagen. Die Bürgschaftsrichtlinie
des Landes soll geändert werden, sodass Bürgschaften für Erneuerbare
Energien möglich sind.
Künftig mehr Strom-Tankstellen in der „Modellregion für Elektromobilität
Lautenschläger will ferner die Rahmenbedingungen für die
Elektromobilität verbessern. Es gehe dabei um Regelungen, damit künftig
auf Parkflächen ausreichend Ladeanschlüsse für Elektroautos bereit
stehen. Hessen könne als Modellregion für die Elektromobilität vom
schadstofffreien Verkehr doppelt profitieren. „Als europäische
Verkehrsdrehscheibe haben wir einen ökologischen Vorteil von einem
geringeren Schadstoffausstoß. Und als starker Automobilstandort
profitieren wir wirtschaftlich davon, wenn die neue Technik zum Einsatz
kommt.“
Herausforderung beim Öko-Strom ist nicht die Erzeugung, sondern die Verteilung
Die Energiepolitik in einem starken Industrieland stehe vor großen
Herausforderungen im Blick auf die Versorgungssicherheit. Allein der
Autobauer Opel benötige am Standort Rüsselsheim 300 Millionen
Kilowattstunden Strom im Jahr – in etwa soviel wie die privaten
Haushalte in den hessischen Städten Darmstadt, Fulda, Wetzlar und Bad
Homburg mit mehr als 300.000 Einwohnern. Die Herausforderung sei nicht
die Erzeugung von mehr Ökostrom, sondern dessen Verteilung. „Wir
brauchen dafür Speichermedien und eine neue Infrastruktur“, sagte
Lautenschläger. Sie bekräftigte, dass ein großer Teil der Gewinne aus
einer möglichen Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke dazu
abgeschöpft werden solle.