Potsdam (agrar-PR) - "Mit 211 erteilten Genehmigungen im Jahr der
Wirtschaftskrise 2009 ermöglichte das Landesumweltamt Brandenburg
Investitionen in Höhe von 1,8 Mrd. Euro“, bilanzierte Umweltministerin
Anita Tack (Linke) bei der Vorstellung des Umweltdatenberichtes
2008/2009 am Montag in Potsdam. „40 neu genehmigte Biogasanlagen und 52
bewilligte Windparks mit 210 Anlagen allein im Jahr 2009 zeigen: Wir
sind nicht nur wirtschafts-, sondern auch klimafreundlich", so Tack.
Gemeinsam mit Matthias Freude, Präsident des den Datenbericht
herausgebenden Landesumweltamtes (LUA), stellte die Ministerin Fakten
und Trends aus den Bereichen Klima und Abfall, Natur und Wasser vor.
Landesweit sind rund 2.800 Windkraftanlagen mit einer Leistung von
4.170 Megawatt (MW) in Betrieb (2009), das sind 400 MW mehr als 2008. Es
werden aktuell rund 190 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung
von ca. 120 MW betrieben. "Heute erzeugen in Brandenburg dreimal so
viele Anlagen Strom aus erneuerbaren Energien wie noch vor fünf Jahren",
stellte Freude fest. Der Anteil der "Erneuerbaren" am Energieverbrauch
hat sich in dieser Zeit verdoppelt. Den Löwenanteil der zwischen 2004
und 2009 ergangenen rund 1.500 Genehmigungen erteilte das LUA für
Windkraft- und Biogasanlagen, aber auch für Abfallverwerter.
Die Anzahl der Deponien hat sich zwischen 2006 und 2010 halbiert.
Heute arbeiten brandenburgweit noch sieben Deponien unter strengen
Umweltauflagen, 1992 waren es noch 68. Gut, dass auch die Abfallmenge
weiter sinkt. Ein Vorreiter ist Ostprignitz-Ruppin: Hier musste 2008 mit
127 Kilogramm pro Einwohner am wenigsten Hausmüll entsorgt werden, in
Cottbus mit 220 kg dagegen am meisten. Der Brandenburger Durchschnitt
lag bei 167 Kilogramm.
Geklotzt wurde beim Hochwasserschutz. 270 Millionen Euro setzte das
Landesumweltamt bislang bei der Sanierung von insgesamt 210
Deichkilometern an Oder und Elbe um. Mit knapp 140 Kilometern sind an
der Oder mehr als 80 Prozent der Hauptdeiche saniert, an der Elbe mit 76
Kilometern knapp 90 Prozent. "In diesen Tagen besteht das erste große
deutsche Deichrückverlegungsprojekt an der Elbe seine Taufe", berichtete
Freude. "Durch den geschlitzten Altdeich am so genannten Bösen Ort in
der Prignitz strömt jetzt das gestiegene Elbewasser und kann sich ohne
Gefahr für die Menschen in der neu geschaffenen Überschwemmungsfläche
ausbreiten."
Auch das Klima bleibt Thema Nr. 1 bei Tack und Freude. Aktuelle
Modellvergleiche des Landesumweltamtes bestätigen auch für Brandenburg
den Trend, dass bis Mitte des Jahrhunderts die Temperatur um mindestens 1
Grad, bis 2100 um mindestens 3 Grad Celsius steigen wird – wobei sich
der Winter am stärksten erwärmt. Hauptproblem für das niederschlagsarme
Brandenburg werden die sich verschiebenden Niederschlagsmengen sein.
"Wir müssen uns in Brandenburg definitiv auf trockenere Sommer und
feuchtere Winter einstellen", ist Umweltministerin Tack sicher. Das
Landesumweltamt werde in Kürze eine Auswertung regionaler Klimamodelle
für das Land Brandenburg gesondert veröffentlichen, kündigte Matthias
Freude an.
Einen kleinen Luft-Sprung machte das Landesumweltamt angesichts der
Ozonwerte 2009. Zum ersten Mal seit 1991 konnten im Sommerhalbjahr 2009
landesweit die Immissionskenngrößen für den Gesundheitsschutz
eingehalten werden. Das heißt, kein einziger Ozon-1-Stunden-Mittelwert
überschritt die von der EU vorgegebene Schwelle zur gesonderten
Information der Bevölkerung von 180 und 240 Mikrogramm Ozon pro
Kubikmeter. 25 über das Land verteilte automatische Messstationen des
LUA erfassen u.a. Feinstaub-, Stickoxid- und Ozonbelastungen. Die
Luftgüte hat sich seit den 1990er Jahren stetig verbessert. Allerdings
überschreiten zuweilen - vor allem an verkehrsreichen Straßen - immer
noch Feinstaub- und Stickoxid-Belastungen die EU-Grenzwerte.
Brandenburg bleibt Adler-Land: Neben See- und Fischadlern sind auch
Kraniche und Wanderfalken im Aufwind. Dagegen geht es vielen
"Allerweltsarten" wie der Feldlerche und Wiesenbrütern wie Kiebitz und
Brachvogel schlechter. "Wir freuen uns aber, dass Sorgenkinder wie die
Großtrappe die letzten Monate überlebt haben", zeigte sich Freude
erleichtert. "Einige der 114 Vögel sind vor dem kalten Winter
südwestwärts gezogen, heute sind fast 100 Tiere wieder bei uns."
Brandenburgs Artenvielfalt ist die Grundlage für einen erfolgreichen
Naturtourismus. "Die Besucher kommen, weil sie hier die Trappe beim
Balzen, den Biber beim Bauen und die Fledermaus beim Flattern beobachten
können", so Anita Tack. Ein nachgefragter Wegweiser für Touristen in
Brandenburgs Großschutzgebiete ist das Angebotsheft "Lust auf NaTour",
dessen Ausgabe für 2010 ebenfalls jetzt druckfrisch vorliegt.
Der im Auftrag der Landesregierung erarbeitete, mittlerweile 17.
Umweltdatenbericht ist ein Nachschlagewerk für alle an der
Brandenburgischen Umweltsituation interessierten Bürger und Fachleute.
Auf 125 Farbseiten mit 50 Karten sowie 130 Tabellen und Grafiken sind
die wichtigsten Daten und Fakten, Untersuchungsergebnisse und Messreihen
zu den Umweltmedien Boden, Wasser, Luft und Klima sowie Projekte des
Landesumweltamtes dargestellt.