Schwerin (agrar-PR) - Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus stellte heute
einen Leitfaden zu energiesparenden Maßnahmen auf Kläranlagen vor.
Die
Grundausstattung der Gemeinden mit zentralen Abwasseranlagen da, wo es
auch unter Berücksichtigung demografischer Tendenzen fachlich
zweckmäßig erscheint, ist nahezu vollständig erreicht. Es kommt nun
darauf an, über die Ziele des Gewässerschutzes und der wirtschaftlichen
Infrastrukturausstattung hinaus durch intelligente Betriebsweise sowohl
einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten als auch die Kosten,
an
denen die Energiekosten einen beachtlichen Anteil haben, zu
reduzieren", erläutert der Minister
das Anliegen.
Ausgehend vom
möglichen Einsparpotenzial bei der Abwasserreinigung zeigt der
Leitfaden anhand von konkreten Untersuchungsbeispielen Möglichkeiten
des effizienten Energieeinsatzes auf.
"Ich bin sicher, dass die
Abwasserunternehmen diesen Leitfaden als Denkanstoß aufnehmen und ihn
sukzessive im Interesse des Klimaschutzes, der Bürger und der
Wirtschaft umsetzen", so der Minister
Im Rahmen dieses Projektes
wurde bei 5 repräsentativen kommunalen Kläranlagen eine
Energiefeinanalyse durchgeführt. Auf der Grundlage dieser Analyse wurde
das realistisch umsetzbare Potenzial zur Reduzierung des
Energieverbrauchs und zur Steigerung der Energieproduktion – unter
Einhaltung der Überwachungswerte – abgeschätzt.
Folgende Kläranlagen wurden untersucht:
•
KA Stralsund (99.999 EW) als typisch für große Anlagen
•
KA Parchim (37.000 EW) als typisch für mittelgroße Anlagen
•
KA Boltenhagen (16.000 EW) als typisch für Anlagen mit starkem Tourismuseinfluss
•
KA Franzburg (4.900 EW) als typisch für kleine Anlagen
•
KA Bobitz (2.000 EW) als typisch für kleine Anlagen
Auf
die Auswahl einer Kläranlage mit einer Ausbaugröße größer 100.000 EW
wurde aufgrund der geringen Anzahl von nur 4 Anlagen dieser
Größenklasse in Mecklenburg-Vorpommern verzichtet.
Hingegen wurde
ein Schwerpunkt auf Anlagen der Größenklasse 4 (10.000 EW bis 100.000
EW) gelegt,
da auf diesen ca. 54 % der Gesamtabwassermenge behandelt
werden.
"Die Ergebnisse des Projektes sollen die Betreiber der
zentralen Abwasseranlagen in Mecklenburg-Vorpommern ermutigen, die
Optimierung des Energieverbrauchs im eigenen Zuständigkeitsbereich
aktiv und zeitnah anzugehen. Die Klaranlagen sind in der Regel die
größten kommunalen Stromverbrauchern und damit gleichzeitig größten
Einzelproduzenten an klimawirksamem CO2.
Ich appelliere deshalb
an die gesellschaftliche Vorbildrolle der Kommunen mit
energiesparenden Maßnahmen ein aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu
leisten", so Backhaus.
Am 25. November findet zu dieser Thematik
auch eine gemeinsame Fachtagung des Landwirtschafts- und
Umweltministeriums und der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall e.V. Nord-Ost im Schweriner Schloß statt.
Der
Leitfaden ist auf den Internetseiten des Landwirtschafts- und
Umweltministeriums unter der Rubrik Publikationen veröffentlicht.
Hintergrund
In
einer ersten zusammenfassenden Darstellung auf Landesebene wurde 1998
der Generalplan "Abwasserbeseitigung Mecklenburg-Vorpommern"
veröffentlicht. Darin ist die Situation mit Stand 1997 dokumentiert.
Seit 1991 waren 250 zentrale Kläranlagen entstanden mit
Reinigungsstufen und Reinigungsleistungen, die den Anforderungen des
Gewässerschutzes und den allgemein anerkannten Regeln der Technik
entsprachen. Der Anschlussgrad der Einwohner war von anfangs 64 % auf
78 % angestiegen. Unterstützt wurde diese wichtige kommunale Aufgabe
zur Verbesserung des Gewässerschutzes und der Infrastruktur durch den
Einsatz von Fördermitteln in Höhe von rd. 480 Mio. €, die zunächst bis
1995 zum überwiegenden Teil für den Ausbau und den Neubau von
Kläranlagen eingesetzt wurden und ab 1996 zu etwa 90% in
Kanalisationsmaßnahmen flossen. Insgesamt standen von 1991 bis 2008
Fördermittel in Höhe von rd. 888 Mio. € für etwa 2.100 Einzelmaßnahmen
der Abwasserbeseitigung zur Verfügung. Das damit ausgelöste
Investitionsvolumen im öffentlichen Bereich beträgt rd. 1,6 Mrd. €;
einschließlich der Kosten der Grundstücksentwässerungsleitungen
belaufen sich die Investitionen auf rd. 2,27 Mrd. €. Bis 2013 stehen
noch einmal rd. 60 Mio. € zur Förderung zentraler Abwasseranlagen
bereit.