23.02.2023 | 16:54:00 | ID: 35574 | Ressort: Energie | Verbrauch & Versorgung

Energieprodukte größtenteils deutlich teurer als vor Angriff Russlands auf die Ukraine

Wiesbaden (agrar-PR) - Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar hat die Entwicklung der Energiepreise in Deutschland im Verlauf des Jahres 2022 entscheidend beeinflusst.
Die Erzeugerpreise für Energie waren trotz zuletzt sinkender Tendenz im Januar 2023 um 32,9 % höher als im Januar 2022, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Am deutlichsten fiel die Preissteigerung in diesem Zeitraum bei Erdgas in der Verteilung aus: Im Januar 2023 kostete dieses 50,7 % mehr als im Januar 2022, dem Monat vor dem Angriff Russlands. Der Anstieg bei elektrischem Strom betrug 27,3 %.

Mineralölprodukte wie Heizöl oder Kraftstoffe waren im Januar 2023 trotz zuletzt deutlich gesunkener Preise 12,6 % teurer als im Januar 2022. Auch der Import von Energie aus dem Ausland war trotz aktuell sinkender Preise im Dezember 2022 teils deutlich teurer als vor dem russischen Angriff. So kosteten Gaseinfuhren 24,3 % mehr als im Januar 2022, importierte Mineralölerzeugnisse waren 14,6 % teurer und der Import von elektrischem Strom kostete 45,7 % mehr als im Januar 2022. Auch für Verbraucherinnen und Verbraucher verteuerten sich Energieprodukte infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine deutlich.

Mineralölprodukte: Deutliche Preisanstiege im März 2022, Abwärtstrend zum Jahresende

Bereits im Jahr 2021 waren die Erzeugerpreise für Mineralölprodukte wie Heizöl und Kraftstoffe im Zuge der konjunkturellen Erholung sukzessive gestiegen und zogen zum Jahresende 2021 deutlich an.

Nach dem russischen Angriff Ende Februar 2022 gab es im März noch einmal deutliche Preisanstiege: So verteuerte sich Benzin gegenüber Februar 2022 um 19,5 %, Dieselkraftstoff kostete knapp ein Drittel mehr als im Vormonat (+31,2 %) und leichtes Heizöl war binnen Monatsfrist 55,9 % teurer. Die historisch hohen Energiepreise sorgten für den bis dahin höchsten Anstieg der Erzeugerpreise insgesamt seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949.

Der Tankrabatt, also die Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe vom 1. Juni bis zum 31. August, brachte eine vorübergehende Entlastung, vor allem bei den Erzeugerpreisen für Motorenbenzin. Zum Jahresende 2022 zeigte sich bei den Erzeugerpreisen für Mineralölprodukte eine klar fallende Tendenz. Im Januar 2023 kostete Motorenbenzin nur geringfügig mehr als vor dem Angriff Russlands (+4,4 % gegenüber Januar 2022).

Dieselkraftstoff war 15,0 % teurer, leichtes Heizöl 28,8 %. Bei den Einfuhrpreisen macht sich der Rückgang noch deutlicher bemerkbar. Der Import von Motorenbenzin kostete im Dezember 2022 sogar etwas weniger (-0,6 %) als im Januar 2022.

Benzin kostet an Tankstellen so viel wie vor dem Angriff Russlands, Diesel etwas mehr

Der Preisrückgang bei Kraftstoffen auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen kommt auch bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern an. Benzin und Diesel kosteten an den deutschen Tankstellen zuletzt in etwa so viel wie kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Nach Daten der Europäischen Kommission und der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K) beim Bundeskartellamt zahlten Autofahrerinnen und -fahrer in Deutschland am 13. Februar 2023 im Tagesdurchschnitt 1,83 Euro für einen Liter Super E5 sowie 1,78 Euro für einen Liter Diesel.

Am 21. Februar 2022, drei Tage vor dem Angriff, hatte der Preis für einen Liter Super E5 bei 1,80 Euro gelegen, ein Liter Diesel hatte 1,66 Euro gekostet. Im Vergleich mit Deutschlands direkten EU-Nachbarstaaten war der Preis für einen Liter Superbenzin der Sorte E5 (beziehungsweise Eurosuper 95) zuletzt in Frankreich (1,90 Euro) und Dänemark (1,95 Euro) höher. Diesel kostete nur in Frankreich (1,83 Euro) mehr als in Deutschland.

Erdgas kostete für gewerbliche Abnehmer im Januar 2023 fast doppelt so viel wie vor dem Angriff

Trotz zum Jahresende sinkender Preise für Großverbraucher war Erdgas im Januar 2023 ohne die Berücksichtigung der für Januar neu eingeführten Preisbremse für alle Abnehmergruppen noch deutlich teurer als vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Für Handel und Gewerbe erhöhten sich die Preise zwischen Januar 2022 und Januar 2023 um 92,5 %, für Wiederverkäufer um 50,6 %. Industrieabnehmer zahlten 34,3 % mehr als ein Jahr zuvor.

Für Kraftwerke war Erdgas 32,9 % teurer. Zwar waren die Erzeugerpreise für Gas aufgrund gedrosselter Lieferungen aus Russland und der Sorge vor einer militärischen Eskalation bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 deutlich gestiegen, die Drosselung und schließlich der Lieferstopp von Erdgas aus Russland ließen zum Ende des Sommers 2022 die Preise aber noch einmal deutlich anziehen. Zum Jahresende wirkten sich der hierzulande bis dahin vergleichsweise milde Winter sowie die verbesserte Versorgungslage entspannend auf die Erdgas-Preise für Großverbraucher aus.

Elektrischer Strom verteuerte sich infolge des Krieges für alle Abnehmergruppen

Wie andere Energieprodukte verteuerte sich auch elektrischer Strom für alle Abnehmergruppen infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine. Für Weiterverteiler war er im Januar 2023 um 29,7 % teurer als im Januar des Vorjahres. Ohne Berücksichtigung der Preisbremse ab Januar 2023 stiegen die Preise für Sondervertragskunden, also größere industrielle Letztverbraucher, von Januar 2022 bis Januar 2023 um 19,1 %.

Gewerbliche Anlagen, also kleinere gewerbliche Letztverbraucher, zahlten 38,1 % mehr als ein Jahr zuvor, private Haushalte 36,3 %. Die Strompreise an der Börse, für Sondervertragskunden und Weiterverteiler erreichten bereits im August und September 2022 Höchststände. Für Gewerbe sowie Verbraucherinnen und Verbraucher wirkten längerfristige Verträge zunächst preisdämpfend, führten aber zum Jahresende zu weiter steigenden Preisen.
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