Stuttgart (agrar-PR) -
3. Hohenheimer Ernährungsgespräch beleuchtet komplexes Zusammenspiel / Überdosierung kann schädlich sein Nicht nur der Herbst, gerade das Frühjahr
mit stark wechselhaftem Wetter birgt für Menschen ein erhöhtes
Infekt-Risiko. Wichtig für die Abwehr sei ein komplexes Zusammenspiel
verschiedener Vitamine, deren Bedarf am besten über eine ausgewogene,
vielfältige Ernährung mit Fisch, pflanzlichen Ölen und Fleisch
abgedeckt werden kann. Dagegen könne eine Überdosierung durch zu hoch
dosierte Supplemente – etwa bei Vitamin A – sogar schädlich sein, so
dass Fazit der Ernährungsexperten auf dem 3. Hohenheimer
Ernährungsgespräch. Einen Tag lang hatten die Fachleute die
Zusammenhänge zwischen Vitamin-Versorgung und Immunsystem an der
Universität Hohenheim diskutiert. Ziel der Hohenheimer
Ernährungsgespräche ist es, ausgewiesene Fachvertreter zusammen zu
führen, um durch unabhängige Wissenschaftler aktuelle Themen der
Ernährung in kompetentenAnalysen zu beleuchten.
Neue Forschungsergebnisse betonten, dass gerade das Zusammenspiel
verschiedener Vitamine besonders wichtig für das Immunsystem sei. Dazu
zählten vor allem die Vitamine A (und sein Provitamin Beta-Carotin), E, D
und C, so die Einleitung des Gastgebers der Ernährungsgespräche, Prof.
Dr. med. Hans K. Biesalski, Direktor des Instituts für Biologische
Chemie und Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim.
Eine ausreichende Versorgung sei deshalb vor allem für Menschen
wichtig, deren Immunsystem besonders belastet sei. „Betroffen sind etwa
Menschen, die entsprechende Medikamente einnehmen oder an chronischen
Krankheiten leiden. Aber auch Berufsgruppen mit häufiger Exposition
gegenüber Krankheitserregern – so wie Klinikmitarbeiter, Lehrer oder
Busfahrer“, so Prof Dr. Biesalski.
Zusammenspiel der Vitamin A, D und E
Der Einfluss der Vitamine beginnt bereits bei den Körperbarrieren:
„Gerade Vitamin A ist essentiell für die Funktionsfähigkeit der
Schleimhäute, die Infektionsträger etwa im Mund-Rachen-Raum erst
überwinden müssen.“
Als weiteres Schlüsselvitamin erweise sich Vitamin D, so Prof. Dr.
Armin Zittermann vom Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen.
Verantwortlich dafür sei auch ein Mechanismus, der eine körpereigene
antimikrobielle Substanz – das Cathelicidin – produziere.
Vitamin E schützt nicht nur Zellwände vor Oxidationsschäden, sondern
übt auch wesentliche Effekte auf das Immunsystem aus, so PD Dr. med.
Stefan Udo Weber vom Universitätsklinikum Bonn. Dies zeige sich
besonders bei Krankheiten wie Sepsis und gerade auch bei älteren
Menschen.
Ausgewogene Ernährung am Besten
Der beste Weg, um den Bedarf an immunologisch wichtigen Vitaminen zu
decken ist laut den Medizinern eine ausgewogene, vielfältige, gesunde
Ernährung. Dazu gehörten pflanzliche Öle für den Vitamin E-Bedarf,
reichlich fetter Fisch für die Vitamin D-Zufuhr und – als Vitamin
A-Lieferant – möglichst Leber, oder Butter, Käse und Eier.
Als Quelle für Beta-Carotin – eine Vorstufe von Vitamin A – kämen
auch Karotten als Saft oder Kochgemüse, Mangos und jede Art gelbes und
tiefgrünes Gemüse in Frage. „Heute wissen wir allerdings, dass ein
Drittel der Bevölkerung eine genetische Variante aufweist, die ihnen
nicht bzw. nur begrenzt erlaubt, das Beta-Carotin in Vitamin A
umzuwandeln“, erklärte Prof. Dr. Biesalski.
Vorsicht Überdosierung
Gleichzeitig warnte die Runde davor, speziell Vitamin A durch
Supplemente über zu dosieren. „Sehr hohe Dosen von Vitamin A können die
Entstehung allergischer Immunreaktionen unterstützen, so dass eine
Supplementierung mit Vitamin A sorgfältig dosiert werden muss“, erklärte
Prof. Oliver Pabst vom Institut für Immunologie an der Medizinischen
Hochschule Hannover.
Dabei ginge es allerdings um Überdosen, die durch Ernährung alleine
nicht erreicht werden könnten.
HINTERGRUND: Hohenheimer Ernährungsgespräche
Ziel der Hohenheimer Ernährungsgespräche ist es, ausgewiesene
Fachvertreter zusammen zu führen, um aktuelle Themen der Ernährung in
kompetenten, glaubwürdigen und unabhängigen Analysen zu beleuchten.
Gastgeber der halbjährlichen Diskussionsrunde ist Prof. Dr. med. Hans K.
Biesalski, Direktor des Instituts für Biologische Chemie und
Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim. Veranstaltungsort ist
die Universität Hohenheim, die mit ihrem ganzheitlichen
Forschungskonzept der Agrar- und Ernährungswissenschaften im Rahmen der
Food-Chain eine bundesweit einzigartige Kompetenz aufweisen kann.