Wien (agrar-PR) - Das
Bundesinstitut für
Risikobewertung in Deutschland hat zum Thema „Salzreduktion in der
Gesamtbevölkerung“ Stellung genommen. Diese Stellungnahme beinhaltet
eine Empfehlung zur Reduktion des Salzgehaltes in verarbeiteten
Lebensmitteln sowie die Rechtfertigung der Salzreduktion als Maßnahme
zur Primärprävention von Bluthochdruck. Im Rahmen eines
Experten/-innen-Gesprächs wurde der aktuelle Wissensstand hinsichtlich
des Zusammenhangs zwischen Salzkonsum und kardiovaskulären Erkrankungen
evidenzbasiert erörtert.
Hypertonie (Bluthochdruck) stellt einen
wesentlichen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie zum
Beispiel Schlaganfall dar. In der „Burden of Disease“-Studie, die von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegeben wurde, steht
Bluthochdruck bei den Mortalitätsrisiken an erster Stelle. Problematisch
bei der Hypertonie ist ihr jahrelanger asymptomatischer Verlauf – denn
schon während dieser Zeit beginnt sich die Arteriosklerose als
Folgeerkrankung zu entwickeln. Die am meisten durch den Bluthochdruck
betroffenen Organe sind Herz, Gehirn, Augen und Nieren.
Zum
Einfluss der Kochsalzaufnahme auf den Blutdruck gibt es zahlreiche zum
Teil auch widersprüchliche Studien, die sich jedoch hinsichtlich ihrer
Qualität und Aussagekraft unterscheiden. Entscheidend sind die
Evidenzgrade. Studienergebnisse mit dem Evidenzgrad 1 können als Basis
für Empfehlungen herangezogen werden, aber auch Studien mit Evidenzgrad 2
können wichtige Ergebnisse liefern.
Zum blutdrucksenkenden
Effekt einer Kochsalzreduktionsdiät gibt es mehrere systematische
Reviews und randomisierte kontrollierte Studien mit Evidenzgrad 1 (z. B.
bei kurzfristigen Interventionen, für die Senkung des systolischen
Blutdrucks, für hypertensive Patienten und bei einer effektiven
Kochsalzreduktion). Längerfristige Studiendaten für Hypertoniker fehlen
allerdings noch.
Studien mit Evidenzgrad 2 unterstützen den
positiven Effekt einer Kochsalz-Reduktionsdiät auf Mortalität und
Morbidität. Um den Zusammenhang abzusichern, sind zusätzliche
längerfristige Studien notwendig, wie zum Beispiel die DASH-Studie
(Dietary Approaches to Stop Hypertension), die eine deutliche
Blutdrucksenkung durch Kochsalzreduktion sowohl bei Gesunden als auch
Hypertonikern zeigte.
Neben Salz müssen auch noch weitere
Risikofaktoren (wie z. B. Diabetes mellitus, erhöhtes Cholesterin,
Rauchen) mitberücksichtigt werden, die die Entstehung von Bluthochdruck
und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen
können. Die Kombination mehrerer Risikofaktoren multipliziert das
Risiko. Patienten mit dem metabolischen Syndrom haben ein drei- bis
vierfach erhöhtes Risiko, an kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben.
Wie die Ergebnisse einiger Studien zeigen, kann davon ausgegangen
werden, dass das metabolische Syndrom insgesamt bzw. einzelne Parameter
die Salzsensitivität beeinflussen – und das umso mehr, je mehr
metabolische Risikofaktoren vorliegen.
Außerdem gilt es zu
berücksichtigen, dass die Reaktion auf Salzzufuhr individuell sehr
unterschiedlich sein kann – salzsensitive Personen reagieren wesentlich
stärker mit erhöhtem Blutdruck auf Salzzufuhr als salzresistente.
Auswirkungen
einer Kochsalzbeschränkung
Durch eine Verminderung des Salzkonsums kann der
Blutdruck (systolisch und diastolisch) ähnlich gesenkt werden wie durch
die Verminderung von anderen Risikofaktoren wie z. B. Reduktion des
Körpergewichts, vermehrte körperliche Aktivität oder Alkoholreduktion.
Neuere
Untersuchungen konnten außerdem zeigen, dass eine Verringerung der
Kochsalzaufnahme langfristig auch zum Absinken der kardiovaskulären
Morbidität und Mortalität führte.
Empfehlungen zur
KochsalzzufuhrDurch prospektive Kohortenstudien konnte
nachgewiesen werden, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ab
einer Kochsalzaufnahme von 6 g/Tag ansteigt.
Diese 6 g pro Tag
entsprechen auch den Empfehlungen der D-A-CH Referenzwerte für die
maximale Zufuhr von Speisesalz. Für Hypertoniker wird von der WHO sowie
diversen Fachgesellschaften eine Beschränkung der Kochsalzaufnahme auf
5-6 g pro Tag empfohlen. Diese Empfehlung hat sich insbesondere für eine
Blutdrucksenkung als wirksam erwiesen.
Eine Beschränkung der Zufuhr
scheint auch für Kinder wichtig zu sein, da es Hinweise gibt, dass der
Blutdruck im späteren Leben durch den Salzkonsum in frühen Lebensphasen
beeinflusst wird.
Die Salzzufuhr erfolgt aus verschiedenen
Quellen, wobei sich die insgesamt zugeführte Kochsalzmenge aus folgenden
Komponenten zusammensetzt:
* ca. 10 % aus dem in
Nahrungsmitteln natürlich vorkommenden Salz
* ca. 75 % die bei der
industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln hinzugefügt werden
* ca.
15 % durch Nachsalzen
Situation in
ÖsterreichLaut Österreichischem Ernährungsbericht 2008
ist die Kochsalzaufnahme bei den österreichischen Erwachsenen zu hoch –
sowohl die Männer, deren Aufnahme bei 9 g pro Tag liegt, als auch die
Frauen, die täglich 8 g Kochsalz zu sich nehmen, liegen über den
empfohlenen 6 g pro Tag.
Maßnahmen zur Beschränkung der
KochsalzzufuhrDie Europäische Kommission hat als
Maßnahme zur Kochsalzreduktion das „EU Framework for National Salt
Initiatives“ entwickelt. Ziel ist es, der in fast allen Ländern zu hohen
Kochsalzzufuhr entgegenzuwirken. Dieses Programm soll den teilnehmenden
Ländern helfen, geeignete Maßnahmen auszuarbeiten, um unter anderem den
Kochsalzgehalt in bestimmten Lebensmittelgruppen zu reduzieren und die
Bevölkerung für das Thema Salzaufnahme zu sensibilisieren.