01.06.2010 | 00:00:00 | ID: 5943 | Ressort: Ernährung | Veranstaltungen

Wissenschaftliche Evidenz zum Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Bluthochdruck

Wien (agrar-PR) - Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland hat zum Thema „Salzreduktion in der Gesamtbevölkerung“ Stellung genommen. Diese Stellungnahme beinhaltet eine Empfehlung zur Reduktion des Salzgehaltes in verarbeiteten Lebensmitteln sowie die Rechtfertigung der Salzreduktion als Maßnahme zur Primärprävention von Bluthochdruck. Im Rahmen eines Experten/-innen-Gesprächs wurde der aktuelle Wissensstand hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Salzkonsum und kardiovaskulären Erkrankungen evidenzbasiert erörtert.

Hypertonie (Bluthochdruck) stellt einen wesentlichen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie zum Beispiel Schlaganfall dar. In der „Burden of Disease“-Studie, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Auftrag gegeben wurde, steht Bluthochdruck bei den Mortalitätsrisiken an erster Stelle. Problematisch bei der Hypertonie ist ihr jahrelanger asymptomatischer Verlauf – denn schon während dieser Zeit beginnt sich die Arteriosklerose als Folgeerkrankung zu entwickeln. Die am meisten durch den Bluthochdruck betroffenen Organe sind Herz, Gehirn, Augen und Nieren.

Zum Einfluss der Kochsalzaufnahme auf den Blutdruck gibt es zahlreiche zum Teil auch widersprüchliche Studien, die sich jedoch hinsichtlich ihrer Qualität und Aussagekraft unterscheiden. Entscheidend sind die Evidenzgrade. Studienergebnisse mit dem Evidenzgrad 1 können als Basis für Empfehlungen herangezogen werden, aber auch Studien mit Evidenzgrad 2 können wichtige Ergebnisse liefern.

Zum blutdrucksenkenden Effekt einer Kochsalzreduktionsdiät gibt es mehrere systematische Reviews und randomisierte kontrollierte Studien mit Evidenzgrad 1 (z. B. bei kurzfristigen Interventionen, für die Senkung des systolischen Blutdrucks, für hypertensive Patienten und bei einer effektiven Kochsalzreduktion). Längerfristige Studiendaten für Hypertoniker fehlen allerdings noch.

Studien mit Evidenzgrad 2 unterstützen den positiven Effekt einer Kochsalz-Reduktionsdiät auf Mortalität und  Morbidität. Um den Zusammenhang abzusichern, sind zusätzliche längerfristige Studien notwendig, wie zum Beispiel die DASH-Studie (Dietary Approaches to Stop Hypertension), die eine deutliche Blutdrucksenkung durch Kochsalzreduktion sowohl bei Gesunden als auch Hypertonikern zeigte.

Neben Salz müssen auch noch weitere Risikofaktoren (wie z. B. Diabetes mellitus, erhöhtes Cholesterin, Rauchen) mitberücksichtigt werden, die die Entstehung von Bluthochdruck und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigen können. Die Kombination mehrerer Risikofaktoren multipliziert das Risiko. Patienten mit dem metabolischen Syndrom haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, an kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben. Wie die Ergebnisse einiger Studien zeigen, kann davon ausgegangen werden, dass das metabolische Syndrom insgesamt bzw. einzelne Parameter die Salzsensitivität beeinflussen – und das umso mehr, je mehr metabolische Risikofaktoren vorliegen.

Außerdem gilt es zu berücksichtigen, dass die Reaktion auf Salzzufuhr individuell sehr unterschiedlich sein kann – salzsensitive Personen reagieren wesentlich stärker mit erhöhtem Blutdruck auf Salzzufuhr als salzresistente.

Auswirkungen einer Kochsalzbeschränkung

Durch eine Verminderung des Salzkonsums kann der Blutdruck (systolisch und diastolisch) ähnlich gesenkt werden wie durch die Verminderung von anderen Risikofaktoren wie z. B. Reduktion des Körpergewichts, vermehrte körperliche Aktivität oder Alkoholreduktion.
Neuere Untersuchungen konnten außerdem zeigen, dass eine Verringerung der Kochsalzaufnahme langfristig auch zum Absinken der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität führte.

Empfehlungen zur Kochsalzzufuhr

Durch prospektive Kohortenstudien konnte nachgewiesen werden, dass das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ab einer Kochsalzaufnahme von 6 g/Tag ansteigt.
Diese 6 g pro Tag entsprechen auch den Empfehlungen der D-A-CH Referenzwerte für die maximale Zufuhr von Speisesalz. Für Hypertoniker wird von der WHO sowie diversen Fachgesellschaften eine Beschränkung der Kochsalzaufnahme auf 5-6 g pro Tag empfohlen. Diese Empfehlung hat sich insbesondere für eine Blutdrucksenkung als wirksam erwiesen.
Eine Beschränkung der Zufuhr scheint auch für Kinder wichtig zu sein, da es Hinweise gibt, dass der Blutdruck im späteren Leben durch den Salzkonsum in frühen Lebensphasen beeinflusst wird.

Die Salzzufuhr erfolgt aus verschiedenen Quellen, wobei sich die insgesamt zugeführte Kochsalzmenge aus folgenden Komponenten zusammensetzt:

* ca. 10 % aus dem in Nahrungsmitteln natürlich vorkommenden Salz
* ca. 75 % die bei der industriellen Verarbeitung von Lebensmitteln hinzugefügt werden
* ca. 15 % durch Nachsalzen

Situation in Österreich

Laut Österreichischem Ernährungsbericht 2008 ist die Kochsalzaufnahme bei den österreichischen Erwachsenen zu hoch – sowohl die Männer, deren Aufnahme bei 9 g pro Tag liegt, als auch die Frauen, die täglich 8 g Kochsalz zu sich nehmen, liegen über den empfohlenen 6 g pro Tag.

Maßnahmen zur Beschränkung der Kochsalzzufuhr


Die Europäische Kommission hat als Maßnahme zur Kochsalzreduktion das „EU Framework for National Salt Initiatives“ entwickelt. Ziel ist es, der in fast allen Ländern zu hohen Kochsalzzufuhr entgegenzuwirken. Dieses Programm soll den teilnehmenden Ländern helfen, geeignete Maßnahmen auszuarbeiten, um unter anderem den Kochsalzgehalt in bestimmten Lebensmittelgruppen zu reduzieren und die Bevölkerung für das Thema Salzaufnahme zu sensibilisieren.
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