Stuttgart (agrar-PR) - „Beta-Carotin ist als Quelle für Vitamin A unerlässlich“
Unzureichender Vitamin-A-Spiegel hat Konsequenzen für die Gesundheit/ Mediziner diskutieren Folgen an der Universität Hohenheim
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Die
Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Vitamin A ist teilweise
unzureichend. Beta-Carotin-reiche Lebensmittel alleine genügen nicht,
um die wünschenswerte tägliche Vitamin- A-Zufuhr sicher zu stellen.
Diesen Schluss zog Ernährungsmediziner Prof. Dr. med. Hans K. Biesalski
als Gastgeber des 2. Hohenheimer Ernährungsgespräches aus den
Erhebungen der Nationalen Verzehrsstudie. Einen Tag lang hatten
Experten am vergangenen Freitag die Ursachen und Folgen der
unzureichenden Vitamin-A-Versorgung diskutiert. Betroffen seien vor
allem Schulkinder und Senioren über 60. Abhilfe schaffe am ehesten eine
gemüsebetonte Mischkost, die aber auch Fleisch und tierische Produkte
enthalte. Besonders ergiebige Vitamin-A-Quellen seien Leber, fetter
Fisch und Butter, Käse, oder Eier. Wertvolles Beta-Carotin lieferten
Karotten als Saft oder Kochgemüse, Mangos und jede Art gelbes und
tiefgrünes Gemüse. Von Beta-Carotin, so das allgemeine Fazit, geht
keine Gefahr aus. Gefährlich ist viel mehr, wenn man zu wenig davon hat.
Den
wertvollsten Beitrag zur Gesundheit liefere Vitamin A durch dessen
Bedeutung beim Aufbau der Schleimhäute in Mund, Lungen und
Nasen-Rachen-Raum sowie bei der Abwehr von infektiösen Krankheiten und
in der Embryogenese, erklärte Prof. Dr. med. h.c. Helmut Sies als
Referent des Universitätsklinikum Düsseldorf. Folglich ist eine gute
Versorgung mit Provitamin A und Vitamin A eine wichtige Grundlage
gerade in der kalten Jahreszeit. Vitamin A sichert den Aufbau von
Körperbarrieren, die von essentieller Bedeutung für den Schutz gegen
Krankheitserreger seien.
Dabei könne der Körper seinen täglichen Bedarf von
1 Milligramm Vitamin A auf zwei Wegen decken: Durch Nahrungsmittel mit
reinem Vitamin A – dazu gehören rotes Fleisch, vor allem Leber, und
auch andere tierische Produkte – oder durch Beta-Carotin – einem
Provitamin, das der Körper selbst in Vitamin A umwandeln kann. Zu den
Nahrungsmitteln mit hohem Beta-Carotin-Anteil gehörten jede Art von
gelbem oder tiefgrünem Gemüse, vor allem aber Karotten, solange sie
gekocht oder zu Saft gepresst verzehrt würden.
„Entsprechend den nationalen Ernährungsgewohnheiten
wird die tägliche Einnahme von Vitamin A fast zu 50 Prozent durch
Beta-Carotin gedeckt“, sagte Dr. Georg Lietz, von der britischen
Newcastle University. Vor allem Vegetarier und insbesondere Veganer
seien als besondere Risikogruppe auf ausreichend Vitamin A angewiesen.
„Der empfohlene Tagesbedarf für Beta-Carotin von 2-4 Milligramm ist zu
niedrig, um die momentane Lücke in der Vitamin-A-Zufuhr zu schließen“,
so das Fazit von Dr. Lietz.
Allerdings gäbe es auch einen nicht unerheblichen
Bevölkerungsanteil, dessen Stoffwechsel aufgrund seiner genetischen
Veranlagung schlecht in der Lage sei, das Beta-Carotin in körpereigenes
Vitamin A umzuwandeln. Diese sogenannten „Low-Responder“ können bislang
nur in wenigen Speziallabors erkannt werden, so dass die sicherste
Gesundheitsvorsorge am ehesten durch eine ausgewogene Mischkost
erreicht werden kann, die auch tierische Produkte enthält. So wäre eine
Scheibe Leber alle 14 Tage schon ausreichend, um den Bedarf an Vitamin
A zu decken“, rechnet Prof. Dr. Biesalski.
Zusatzschutz gegen UV-Licht
Auf eine weitere Schutzwirkung – den Schutz der
Haut gegen UV-Strahlung mit der Gefahr von Sonnenbrand und Hautkrebs –
wies die Hautärztin Dr. med. Andrea Krautheim vom Informationsverbund
Dermatologischer Kliniken hin: „Durch die Einnahme von Beta-Carotin
lässt sich erwiesenermaßen eine moderate Schutzwirkung vor einer
Sonnenbrandreaktion erreichen.“
Dabei handelt es sich um einen Effekt, der sich
durch gezielte Kombinationen mit anderen Antioxidantien eventuell noch
weiter steigern lassen könnte. „Neben dem bewussten Umgang mit
UV-Strahlung, Sonnencremes und angepasster Kleidung wäre ein zusätzlich
unterstützender Sonnenschutz durch geeignete Supplementierung nur
wünschenswert“, so Dr. Krautheim.
Fazit
Einigkeit herrschte unter den Referenten, dass das
Beta-Carotin in der jüngeren Vergangenheit zu Unrecht in die
Negativ-Schlagzeilen geriet. „In der Krebsforschung galt dieses
Pro-Vitamin lange Zeit als Hoffnungsträger – bis Studien zeigten, dass
hohe Konzentrationen (mehr als das 10-fache des täglichen Bedarfs) über
lange Zeit das Lungenkrebsrisiko bei Rauchern erhöhen “, so Prof. Dr.
Biesalski.
Anders jedoch bei natürlichen Beta-Carotin-Quellen
in der täglichen Ernährung: „Hier können wir mit Sicherheit davon
ausgehen, dass Beta-Carotin aus Lebensmitteln, angereicherten Säften
oder niedrig dosierten Supplementen als sicher angesehen werden
können“, erklärte der Ernährungsmediziner der Universität Hohenheim.
Wir müssen uns also nicht vor zu viel Beta-Carotin schützen, vielmehr
vor zu wenig!
HINTERGRUND: Hohenheimer Ernährungsgespräche
Ziel der Hohenheimer Ernährungsgespräche ist es,
ausgewiesene Fachvertreter zusammen zu führen, um aktuelle Themen der
Ernährung in kompetenten, glaubwürdigen und unabhängigen Analysen zu
beleuchten. Gastgeber der halbjährlichen Diskussionsrunde ist Prof. Dr.
med. Hans K. Biesalski, Direktor des Instituts für Biologische Chemie
und Ernährungswissenschaft der Universität Hohenheim. Veranstaltungsort
ist die Universität Hohenheim, die mit ihrem ganzheitlichen
Forschungskonzept der Agrar- und Ernährungswissenschaften im Rahmen der
Food-Chain eine bundesweit einzigartige Kompetenz aufweisen kann.