Zentraler
Faktor
Zentraler
Schalthebel dabei ist ein Transkriptionsfaktor namens Foxa2.
Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die dafür sorgen, dass andere Gene
aktiviert und in Proteine übersetzt werden. Foxa2 kommt in der Leber vor, wo es
die Fettverbrennung beeinflusst, aber auch in zwei wichtigen
Nervenzellbeständen im Hypothalamus, einer Hirnregion, die Tagesrhythmus,
Schlaf, Nahrungsaufnahme und Sexualverhalten steuert. Die
Aktivität von Foxa2 wird durch Insulin gesteuert, und zwar sowohl in der Leber als auch in
dieser Hirnregion.
Nimmt ein Mensch oder ein Tier Nahrung auf, schüttet die
Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses hemmt Foxa2. Im nüchternen Zustand, also
beim Fasten, fehlt Insulin, und Foxa2 ist aktiv. Im Hirn, so zeigen die
Forscher auf, fördert Foxa2 die Bildung von zwei Eiweissstoffen, MCH und
Orexin. Diese beiden Hirnbotenstoffe lösen verschiedene Verhaltensweisen aus:
Nahrungsaufnahme und spontane Bewegung. Haben Säugetiere Hunger, sind sie
aufmerksamer, körperlich aktiver. Kurz: Sie jagen, suchen nach Nahrung. «Dies
hat schon jeder beobachtet, der einer Katze oder einem Hund vor der Fütterung
zugeschaut hat», sagt Stoffel.
Erklärung
für Fettleibigkeit
Bei
fettleibigen Mäusen haben die Forscher eine Störung entdeckt. In diesen Tieren
ist Foxa2 permanent inaktiv, egal ob die Tiere nüchtern oder gesättigt sind.
Dies erklärt gemäss dem ETH-Professor ein seit längerem bekanntes, aber nicht
erklärbares Phänomen: die Bewegungsarmut von fettleibigen Menschen und Tieren.
Um dies
nachzuweisen, haben die Forscher mit einem genetischen Trick Mäuse gezüchtet,
in deren Hirne Foxa2 stets aktiv ist, egal ob sie gerade gefressen haben oder
nüchtern sind. Diese Mäuse bewegen sich fünfmal mehr als gewöhnliche Tiere, bei
denen Foxa2 nach dem Essen ausgeschaltet ist oder die fettleibig sind.
Die genetisch veränderten Mäuse verlieren Fettgewebe und bilden grössere Muskeln
aus. Zucker- und Fettstoffwechsel laufen bei ihnen auf Hochtouren und Blutwerte
sind deutlich verbessert.
Dem Hunger
Raum lassen
Für Stoffel
ist mit dieser Studie klar: «Der Körper braucht Fastenperioden, um gesund zu
bleiben.» Zudem müsse man für ein gutes Körpergewicht sorgen. Er hält deshalb
auch wenig davon, zahlreiche kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt
einzunehmen. Lieber dreimal richtig essen, und dazwischen auch dem Hunger Raum
zu lassen. Denn weil bei jeder Mahlzeit auch Insulin ausgeschüttet wird, das
Foxa2 unterdrückt, verringert sich zusehends die Motivation zur körperlichen
Aktivität und die Verbrennung von Zucker und Fett.
Literaturhinweis
Silva JP,
von Meyenn F, Howell J, Thorens B, Wolfrum C, Stoffel M. Regulation of adaptive
behaviour during fasting by hypothalamic Foxa2. Nature. Epub 2009 December 3,
doi:10.1038/nature08589 Pressemeldung Download: