11.11.2011 | 14:55:00 | ID: 11377 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Anpassung an den demografischen Wandel erfordert umfassende kommunale Entwicklungspolitik

Stuttgart (agrar-PR) - „Mit der Studie des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart (IREUS) wurde erstmals eine umfassende wissenschaftliche Analyse der wirtschaftlichen, demografischen und infrastrukturellen Situation im Ländlichen Raum Baden-Württembergs vorgelegt."
Das im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz durchgeführte Forschungsvorhaben ist für alle Verantwortlichen eine wichtige Grundlage zur Weiterentwicklung der Strukturpolitik. Dafür gebührt dem Projektleiter, Prof. Dr.-Ing. Stefan Siedentop, besonderer Dank", sagte der Ministerialdirektor im baden-württembergischen Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Wolfgang Reimer, auf der Akademietagung am Freitag (11. November) in Rosenfeld (Zollernalbkreis).

Ministerialdirektor Reimer hob besonders hervor, dass die ländlichen Räume in Baden-Württemberg im Bundesvergleich sehr gut dastünden und einen bemerkenswerten Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigungsentwicklung im Land leisteten. „Die Wachstumsraten verliefen dort teilweise sogar besser als in den Verdichtungsräumen, und die Arbeitslosenquoten sind niedriger", so Reimer.

Der sich abzeichnende demografische Wandel könne die bisher hohe Wirtschaftskraft und Lebensqualität in ländlichen Räumen allerdings mittel- bis langfristig in Frage stellen, mahnte der Ministerialdirektor: „Es droht ein prekärer Fachkräftemangel, dem wir unter anderem mit der konsequenten Stärkung von leistungsfähigen Bildungs- und Wissensinfrastrukturen begegnen müssen."

Die Ergebnisse der Analyse ließen erwarten, dass ein sich verschärfender demografischer Wandel in erster Linie die ländlichen Räume und hier besonders die kleinen Gemeinden treffen könnte, so Reimer weiter. Zur natürlichen Schrumpfung komme ein verändertes Wanderungsverhalten hinzu, das vor allem die großen Städte begünstige. „Die IREUS-Studie verdeutlicht, dass sich daraus erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit unserer Infrastruktur ergeben werden. Von entscheidender Bedeutung wird deshalb die Sicherstellung der örtlichen Daseinsvorsorge, die künftig in stärkerem Maße bereichsübergreifend und regional geplant werden muss".

Als weitere prioritäre Handlungsfelder nannte der Ministerialdirektor die Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit und eine nachhaltige kompakte Siedlungsentwicklung.

Im Rahmen der Studie wurden auch Entwicklungen innerhalb der ländlichen Räume näher untersucht. Dabei konnte Professor Siedentop eine beginnende Polarisierung feststellen: „Während nicht wenige Gemeinden auf eine äußerst erfolgreiche wirtschaftliche und eine vergleichsweise stabile demografische Entwicklung verweisen können, werden andere Gemeinden mit starken Schrumpfungsprozessen konfrontiert. Der sich bereits heute andeutende Trend wird sich in Zukunft weiter verschärfen."

Siedentop empfiehlt deshalb für die künftige Entwicklungspolitik ein differenziertes Vorgehen, das solche Unterschiede stärker berücksichtigt.

Ministerialdirektor Reimer rief alle Verantwortlichen der Landes-, Regional- und Kommunalpolitik zur intensiven Beschäftigung mit den aufgezeigten Perspektiven auf. „Wir haben die große Chance, aus einer noch vergleichsweise guten Situation heraus, rechtzeitig und in gemeinsamem Dialog die notwendigen Maßnahmen zu entwickeln." Hierzu sei die Veröffentlichung der Studie im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung in Rosenfeld ein Auftakt, der im Frühjahr mit Regionalkonferenzen fortgesetzt werden solle.

Die Landesregierung werde sich weiterhin ressortübergreifend für die erfolgreiche Weiterentwicklung der ländlichen Räume einsetzen, sagte Reimer abschließend.


Hintergrundinformation:

Die Studie trägt den Titel „Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-Württembergs zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion - Positionsbestimmung und Zukunftsszenarien". Sie wurde erstellt im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg durch das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS) Universität Stuttgart (Prof. Dr.-Ing. Stefan Siedentop [Projektleiter], Dr.-Ing. Richard Junesch, Norbert Uphues M.A. unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Martina Straßer) in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Stadt+Umwelt (FGSU), Ludwigsburg (Univ. Prof. Günther Schöfl). (PD)
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