Hannover (agrar-PR) - Vor einigen Jahren hieß es in der Landwirtschaft: Agrarpolitik hört
am Hoftor auf. Heute dagegen stellen Landwirte bei fast jeder Arbeit im
Betrieb fest: Europa ist beteiligt. Vom Agrarhaushalt bis zur
Zuckermarktordnung treffen die Europäischen Gremien viele
Entscheidungen, mit denen Landwirte tagtäglich tangiert werden,
schreibt Landvolkpräsident Werner Hilse in einem Wahlaufruf an die
niedersächsischen Bauern. Manchmal komme dabei Unmut auf über „die“ in
Brüssel. Er erinnert an die heftigen Diskussionen vor der
Verabschiedung des EU-Pflanzenschutzpaketes. Auch bei vielen
Entscheidungen zum Verbraucherschutz schieße das EU-Parlament aus
landwirtschaftlicher Sicht schon mal über das Ziel hinaus. Umso
wichtiger erachtet es Hilse daher, unter den Europaabgeordneten
verlässliche Partner zu wissen, mit denen der Berufsstand im Gespräch
bleiben und die er auf die Folgen ihrer Entscheidungen hinweisen könne.
Die Landwirte hätten in den vergangenen Jahren auch erlebt, dass die
europäische Agrarpolitik mit ihrem gemeinsamen Rahmen sehr viel
Sicherheit und Verlässlichkeit gebe. Gemeinschaftliche Regeln für den
gesamten europäischen Wirtschaftsraum garantierten dies ebenso wie
Handelsabkommen und andere Absprachen mit Drittstaaten. „Wir deutschen
Bauern leben in einem Industrieland, die agrarpolitischen Schwerpunkte
werden zunehmend in Europa gesetzt“, sagt Hilse. Für die kommenden
Jahre stünden hier wichtige Entscheidungen an. Wie so häufig bei
europäischen Themen gehe es dabei auch ums Geld. Der Berufsstand müsse
sich dafür einsetzen, den Agrarhaushalt zu verteidigen. Die mit der
EU-Agrarreform von 2003 beschlossenen Direktzahlungen wertete Hilse als
wichtigen Bestandteil der Einkommen: „Wir Landwirte garantieren der
Gesellschaft damit eine äußerst kostengünstige und sichere Versorgung
mit Lebensmitteln. Die vielgestaltige Kulturlandschaft gibt es quasi
obendrauf.“ Mit diesen Argumenten müssten die Direktzahlungen auf der
jetzigen Höhe verteidigt und weitere Abschmelzungen verhindert werden.
Es gebe sicherlich noch viele Gründe mehr, die Wahl zum Europäischen
Parlament am 7. Juni nicht zu verpassen. Hilse ermunterte die
Bäuerinnen und Bauern, ihren politischen Willen mit ihrem Votum zum
Ausdruck zu bringen. Sie sollten eine unabhängige und souveräne Wahl
treffen. Wer diese demokratischen Prinzipien nicht nutze, habe
anschließend keinen Ansprechpartner, an den er Anregungen oder auch
Kritik richten könne. (LPD 22/2009)