23.03.2016 | 12:00:00 | ID: 22071 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Gockelprojekt ermöglicht die Aufzucht von Hennen und Hähnen

Stuttgart (agrar-PR) - Verbraucher können beim Eier-Kauf über das Schicksal der männlichen Küken mitbestimmen“
Mit dem Gockelprojekt probiert die Erzeugergemeinschaft 08 eine neue Vermarktungsstrategie aus. Als Alternative zur Tötung männlicher Küken werden beim Gockel-Projekt in Baden-Württemberg derzeit versuchsweise 3.000 männliche Tiere neben den 3.000 Legehennen aufgezogen. Um diesen Mehraufwand zu finanzieren, bezahlen die Verbraucherinnen und Verbraucher ein paar Cent mehr pro Ei“, sagte die Landesbeauftragte für Tierschutz, Dr. Cornelie Jäger, am Mittwoch (23. März) nach ihrem Besuch eines Hühner-Aufzuchtbetriebes auf der Schwäbischen Alb. Die Linie „Sandy“ wurde für dieses Projekt ausgewählt, da deren Eier cremefarben sind und sich dadurch farblich von den Eiern der braunen und weißen Legehennenzüchtungen unterscheiden. „Der Clou ist, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sofort an der Eierfarbe erkennen können, ob neben den Hennen auch die Hähne aufgezogen wurden“, sagte Jäger. Die Eier sollen demnächst versuchsweise im Einzelhandel erhältlich sein.

Die weiß befiederten, schwarz gesprenkelten Gockel werden nach zwölf Wochen mit einem Gewicht von circa 1.200 Gramm geschlachtet. „Natürlich hoffe ich auf eine gute und nachvollziehbare Verwendung für das Fleisch dieser Gockel. Denn es ist ja gerade das Kernproblem, dass es ethisch und rechtlich nicht vertretbar ist, Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten“, betonte Jäger. Die Junghennen werden dagegen 20 Wochen bis zur Legereife in dem Aufzuchtbetrieb gehalten und dann an die Legehennenbetriebe verteilt.

Als weitere Alternative zur Tötung männlicher Küken ist der Einsatz sogenannter Zweinutzungshühner in der Diskussion. Ein Zweinutzungshuhn ist eine Rasse des Haushuhns, die sowohl für die Eiergewinnung als auch zur Fleischerzeugung (Schlachtung) genutzt werden kann. „Als langfristige Alternative wünsche ich mir die Abkehr von den einseitigen Merkmalen Legeleistung einerseits und Mastleistung andererseits und hoffe auf eine Rückbesinnung auf die Vorteile der Zweinutzungshühner“, sagte Jäger. Die weiblichen Hühner der Zweinutzungsrassen würden zwar etwas weniger Eier legen als die reinen Legelinien, die männlichen Tiere wären jedoch besser als Mastgeflügel geeignet. Zurzeit gebe es allerdings kaum Rassen oder Linien von Zweinutzungshühnern, die sich unter ökonomischen Gesichtspunkten für den breiten Einsatz eignen würden, so Jäger. „Das Projekt der 08er-Gruppe ist parallel dazu ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Zahlen Verbraucher ein paar Cent mehr für ihr Sandy-Ei, unterstützen sie regionale Produkte und ermöglichen die Aufzucht von Hennen und Hähnen in baden-württembergischen Aufzuchtbetrieben“, so Jäger.

„Wir geben den Verbraucherinnen und Verbrauchern mit diesem Projekt die Möglichkeit, durch den Kauf der ‚Sandy-Eier‘ die Fütterung und Haltung eines Bruderhahns mit zu finanzieren“, freute sich der erste Vorsitzende der Werbegemeinschaft 08 Eier aus Baden-Württemberg, Christoph Hönig.

Hintergrundinformationen

In den vergangenen Jahrzehnten wurden bei Hühnern zwei Zuchtziele intensiv verfolgt. Zum einen wurde die Legeleistung für die Eierproduktion züchterisch sehr stark beeinflusst und zum anderen fand eine deutliche Steigerung der Futterverwertung und des Muskelwachstums für die Hähnchenmast statt. Deshalb haben sich die Linien der Lege- und der Masthühner immer weiter auseinander entwickelt.

Ein Hybridhuhn einer Legelinie legt heute bis zu 320 Eier pro Jahr, und ein Masthuhn mit einem Schlupfgewicht von 42 Gramm ist bereits nach fünf Wochen mit einem Gewicht von 1.600 Gramm schlachtreif. Bei einem Geburtsgewicht von 42 Gramm entspricht das einer 40-fachen Vermehrung des Körpergewichts in fünf Wochen. Das Schlachtgewicht der Bruderhähne der reinen Legehühner liegt dagegen nach mehr als der doppelten Zeit noch weit unter dem Schlachtgewicht der Masthühner. Folglich ist die Haltung der Gockel der Legehühnerhybriden unwirtschaftlich, weshalb die Küken üblicherweise direkt nach dem Schlupf getötet und als Tierfutter vermarktet werden.
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