München (agrar-PR) - „Evolution,
aber keine Revolution. Dies ist für die europäische Agrarpolitik im
nächsten Jahrzehnt gefordert“, das erklärte Gerd Sonnleitner, Präsident
des Bayerischen Bauernverbandes, bei der diesjährigen
Herbst-Landesversammlung des Verbandes heute in Herrsching. In
wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es wichtig, den Blick nach vorn
zu richten und sich für die Zukunft zu rüsten. Dass es dem
Bauernverband mit seinem Blick nach vorn ernst ist, davon konnte sich
auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner überzeugen. Sie war
als Gast bei der Landesversammlung, dem obersten Gremium des
Bayerischen Bauernverbandes, und stellte den rund 200 Delegierten – alles aktive Bäuerinnen und Bauern - ihre politischen Pläne für die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft vor.
„Der
Koalitionsvertrag enthält passende Antworten der neuen Bundesregierung
auf die schwierige Lage bei all unseren Bauern, die von Milch,
Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Gemüse, Sonderkulturen leben“, betonte
Sonnleitner. „Wichtig ist, dass das Sofortprogramm auch seinen Namen
verdient und den Betrieben rasch Entlastung bringt.“ Dies sei
angesichts der prekären Situation der Milchbauern, aber auch der
Ackerbauern, Grünlandbauern, Schweinehalter und Obst- und Gemüsebauern
dringend notwendig. Das „Bruttomonatseinkommen“ einer
Familienarbeitskraft in der Landwirtschaft in Bayern lag im
Wirtschaftsjahr 2008/2009 bei weniger als 1.600 Euro im Monat und ist
damit um 40 Prozent gesunken. Über dieses „Bruttomonatseinkommen“ seien
Investitionen, Sozialabgaben, Lebensunterhalt usw. zu finanzieren.
Deshalb seien die Ausgleichszahlungen als Grundabsicherung der
Bauernfamilien so bedeutend.
„Die
Bäuerinnen und Bauern erbringen eine Vielzahl von gesellschaftlichen
Leistungen, die nicht vom Himmel fallen, aber oft als
selbstverständlich wahrgenommen werden“, sagte Sonnleitner. Die
Versorgung der rund 500 Millionen EU-Bürger mit qualitativ hochwertigen
und sicheren Lebensmitteln sei eine zentrale strategische und
machtpolitische Frage. Für die Einhaltung der hohen Standards und der
großen gesellschaftlichen Leistungen, die bayerischen Bäuerinnen und
Bauern vollbringen, braucht die Landwirtschaft auch in Zukunft einen
angemessenen finanziellen Ausgleich.
„Unsere Bauern können nicht einfach Teile
ihrer Produktion wie die deutsche Industrie auslagern, um hochwertige
heimische Nahrungsmittel zu erzeugen.“ Damit die flächendeckende
Landbewirtschaftung weiter aufrechterhalten werden könne, sei auch in
Zukunft eine starke Förderung von naturräumlich benachteiligten Gebieten und Berggebieten
über die Ausgleichszulage als kofinanzierte Maßnahme notwendig. „Ich
kann nicht verstehen, dass bisweilen moniert wird, dass der europäische
Agrarhaushalt angeblich zu viel Geld binde.“ Dabei werde völlig außer
Acht gelassen, dass die Agrarpolitik nach wie vor der einzige
Politikbereich ist, der europäisch geregelt und finanziert wird. „Fasst
man alle öffentlichen Budgets der 27 EU-Staaten zusammen, so macht die
europäische Agrarpolitik lediglich rund ein Prozent aus“, sagte
Sonnleitner.
Trotz zahlreicher politischer Baustellen und der
sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation dieses Jahr könne die Land-
und Forstwirtschaft selbstbewusst in die Zukunft blicken und
Herausforderungen mutig anpacken. „Die Land- und Forstwirtschaft ist
die Schlüsselbranche für die globalen Herausforderungen unserer Zeit.
Sie sind Leistungsträger und Zukunftsbranche, vor allem deshalb, weil
unsere Bäuerinnen und Bauern bei uns hervorragend ausgebildet,
motiviert und engagiert sind“, so Sonnleitner, „Der Leitspruch des
Bayerischen Bauernverbandes lautet ‚Stärke bewegt’. Wir richten den
Blick nach vorne, um unsere Zukunft zu gestalten.“