07.10.2009 | 00:00:00 | ID: 2919 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Keine Bewegung am Brüsseler Ratstisch

Hannover (agrar-PR) - Das Brüsseler Sondertreffen der EU-Agrarminister hat wenig Konkretes gebracht. Die Europäische Kommission stellte am Montag die umgehende Einberufung einer Expertengruppe in Aussicht, um eine mittel- und langfristige Strategie zur Stabilisierung des Milchsektors zu erarbeiten. Forderungen wie die Erhöhung des Interventionspreises und der Exporterstattungen sind für EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel auch weiter keine Option.

Aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium sollen der hochrangigen Gruppe Staatssekretär Gert Lindemann und Abteilungsleiter Dr. Theo Seegers angehören. Zunächst dürfte sie sich vor allem die Vertragsbeziehungen zwischen Erzeugern, Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel vornehmen. Dabei soll es um EU-weite Rahmenbedingungen gehen. Für diese Idee gab es von den Ministern „weitreichende Unterstützung“. Fischer Boel betonte vor Journalisten, man sei sich einig gewesen, dass dabei die Ergebnisse des Health Check - und damit der Ausstieg aus dem Quotensystem - nicht in Frage gestellt werden dürften. Im Health Check war aber auch der Ausstieg aus Verarbeitungssubventionen wie der Bäckerbeihilfe beschlossen worden, für deren Wiedereinführung sich zahlreiche Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, stark machen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sprach nach dem Treffen von einem „schwachen Licht am Ende des Tunnels“. Die Krise auf dem Milchmarkt sei aber noch nicht überwunden. Im Bundeslandwirtschaftsministerium will man erreichen, dass für Begleitmaßnahmen zum Quotenausstieg im Milchsektor weitere EU-Mittel zur Verfügung gestellt werden. Damit soll die Zeit überbrückt werden, bis der aus Modulationsmitteln gespeiste Milchfonds voll greift, der ab 2013 rund 300Mio. Euro jährlich bringen soll. Dahinter steht die Idee eines nationalen Finanzrahmens aus dem EU-Budget, wie es bei der Weinmarktreform vorgemacht wurde. Zur Finanzierung ist der Rückgriff auf nicht genutzte Mittel vorgesehen. Fischer Boel ist von diesem Ansatz wenig begeistert. Sie verwies auf den geringen Spielraum im EU-Haushalt 2010 und sieht die Finanzierung nur im Falle frischen Geldes aus den Mitgliedstaaten gesichert - wenn man eine lineare Kürzung der Direktzahlungen außer Acht lässt.

Gegenüber den Ministern verwies Fischer Boel einmal mehr auf die bereits unternommenen Maßnahmen zur Stützung des Milchmarkts und bestätigte, dass Ende der Woche Vorschläge vorgelegt werden sollen. Dabei geht es um die Ermächtigung der Kommission in Krisenzeiten schneller eingreifen zu können sowie um veränderte Regeln zum Quotenrückkauf, womit die Superabgabe künftig eher fällig werden könnte. Hier ist die Umsetzung aber den Mitgliedstaaten freigestellt. Deutschland hat hier keine Bereitschaft gezeigt, ein strengeres Quotenmanagement einzuführen. Ferner soll den Mitgliedstaaten erlaubt werden, Landwirten vorübergehend bis zu 15.000 Euro an Staatsbeihilfen zu zahlen - das Doppelte des normalen Satzes. Das Treffen der Minister wurde von lautstarken Protesten insbesondere der im European Milk Board (EMB) organisierten Erzeuger begleitet. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) distanzierten sich von den EMB-Aktionen. Vom Ausgang der Gespräche zeigten sich COPA/COGECA am Abend enttäuscht. COPA-Präsident Padraig Walshe hatte zuvor die Forderung nach einer Ausweitung der Marktmaßnahmen, insbesondere Intervention und Exporterstattungen, bekräftigt. Gleichzeitig drängt er weiter auf die Gewährung der Verfütterungsbeihilfe von Magermilchpulver sowie auf die vorübergehende Wiedereinführung der Verarbeitungsbeihilfe für Butter. Mittel- bis langfristig müssten Maßnahmen zur Stärkung der Genossenschaften und Erzeuger gegenüber der „monopolartigen Machtstellung“ des Einzelhandels entwickelt werden. Walshe betonte, die Milchpreise seien binnen eines Jahres um 30 Prozent gesunken. Er bezifferte die möglichen Verluste für Milcherzeuger auf bis zu 14 Mrd. Euro bis Ende 2010. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und COPA-Vize, Gerd Sonnleitner, hatte die Europäische Kommission und den Rat im Vorfeld der Gespräche aufgerufen, „endlich und entschieden zu handeln, um die tiefe Marktkrise zu überwinden“. Viele Milcherzeuger stünden wegen des extrem niedrigen Milchpreises vor existenziellen Problemen.
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