06.06.2014 | 11:35:00 | ID: 17905 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Landestierschutzbeauftragte: Betrug ist indiskutabel Neuland

Stuttgart (agrar-PR) - Neuland-Skandal verdeutlicht Bedarf für tiergerecht erzeugtes Fleisch und zuverlässige Kennzeichnung
"Es ist völlig indiskutabel und unverantwortlich, wenn bei der Deklaration von Premium-Produkten wie Neuland-Fleisch betrogen wird", stellte die Landesbeauftragte für Tierschutz, Dr. Cornelie Jäger, am Freitag in Stuttgart mit Blick auf die neuesten Enthüllungen zu den Geschäftspraktiken von Neuland e.V. fest.

"Solche Vorfälle verunsichern verantwortungsbewusste Tierhalter und Konsumenten extrem und schaden allen Bemühungen um mehr Tierwohl in den Ställen". Gleichzeitig, so Jäger, unterstreiche dieser erneute Fall von Verbrauchertäuschung, dass der Bedarf für tiergerecht erzeugtes Fleisch ganz offensichtlich groß sei.

"Die Kundinnen und Kunden wollen Fleisch kaufen, das tierschonend erzeugt wurde. Weil die allermeisten Handelsketten aber neben Bioware kein Fleisch anbieten, das klar erkennbar höheren Tierhaltungsstandards entspricht, ist der Druck auf Spezialanbieter besonders hoch, diese Verbraucherwünsche zu erfüllen", fasste Jäger ihre Einschätzung der Lage zusammen.

Der Mangel an Produkten, die transparent für mehr Tierwohl stehen und dem Verbraucher eine echte Wahlmöglichkeit bieten, habe das Vorgehen von Neuland Süd nach Ansicht von Jäger begünstigt, rechtfertige es aber in keiner Weise.

"Die Zeit ist deshalb mehr als reif, eine allgemeine, staatlich überprüfte Tierhaltungskennzeichnung wie bei den Eiern für möglichst alle vom Tier stammenden Lebensmittel einzuführen", forderte die Landestierschutzbeauftragte als Ausweg aus dem Dilemma.

Natürlich sei auch eine solche allgemein verbindliche Kennzeichnung, über deren Einführung man national aber auch EU-weit rasch nachdenken sollte, keine Garantie gegen jede Verbrauchertäuschung.

"Insgesamt hat sich das EU-weite System bei der Eierkennzeichnung bewährt. Verbraucherinnen und Verbraucher haben durch ihr Einkaufsverhalten in den letzten Jahren einen Wandel der Legehennenhaltung weg von der Käfighaltung hin zu mehr Boden-, Freiland- und Biohaltung bewirkt. Ein solcher Einfluss sollte auch bei anderen Lebensmitteln tierischen Ursprungs möglich sein - dazu brauchen wir eine transparente Kennzeichnung mit klar erkennbaren Alternativen beim Einkauf und eine wirksame Kontrolle", so Jäger.

Jäger hofft, dass sich insbesondere Verbraucherorganisationen und der Lebensmitteleinzelhandel jetzt ihrem Vorschlag anschließen und die Bundesregierung zur Einführung einer klaren, überprüfbaren Tierhaltungskennzeichnung auffordern.

Tierhalter und Handel hätten nach Ansicht von Jäger auch weiterhin die Chance, im Vorfeld einer verbindlichen Regelung mit schlüssigen Label-Konzepten Marktanteile zu sichern und das Tierwohl gezielt voranzubringen. "Je breiter das Angebot von Produkten mit erkennbar höheren Tierhaltungsstandards ist, umso selbstverständlicher wird es für die Konsumen-ten, eine eigenständige Entscheidung zu treffen."
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