26.08.2009 | 00:00:00 | ID: 1828 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Landvolk sieht Bedarf für Vorruhestand

Hannover (agrar-PR) - Vorstand Die politische Forderung nach einem Vorruhestandsprogramm für Landwirte stand im Mittelpunkt der jüngsten Vorstandssitzung des Landvolkes Niedersachsen. In allen Betriebszweigen sieht die Berufsvertretung angesichts der schwierigen Lage auf den Märkten steigenden Bedarf für ein derartiges Angebot, sagte Präsident Werner Hilse.

Zwei überzeugende Gründe sprechen für eine Neuauflage einer Produktionsaufgaberente oder eines Vorruhestandsprogramms, ergänzte Vizepräsident Heinz Korte: Ohne Gesichtsverlust und ohne Vermögensverlust können Bauern aus der Landwirtschaft aussteigen. Damit ist ein Vorruhestandsprogramm eindeutig ein Angebot der Sozialpolitik und kein Marktentlastungsprogramm, das betonte auch Präsident Hilse. Erforderlich sei daher eine möglichst schnelle Einführung des Vorruhestandes.

Ein solches Programm würde sich an Landwirte in einem Alter von mindestens 55 oder 60 Jahren richten, schilderte Sozialreferent Heinz Möller dem Vorstand die möglichen Eckpunkte. Bei einem Eintrittsalter von
60 Jahren gehen die landwirtschaftlichen Sozialversicherungsträger von potenziell 2.400 Interessenten aus. Sie müssten bis zum regulären Renteneintrittsalter fünf Jahre überbrücken, die Rentenzahlung für den Antragsteller und seinen Ehegatten wird mit 8.400 Euro im Jahr angesetzt.

Unter diesen Voraussetzungen ergibt sich nach Berechnungen ein Finanzierungsbedarf von ca. 44 Mio. Euro in den Jahren 2010 bis 2012, danach würde der Finanzbedarf abnehmen. Sollten sich nur 1.600 Landwirte für das Angebot entscheiden, würde der Finanzierungsbedarf ebenfalls um rund ein Drittel geringer ausfallen. Dagegen würde dieser bei einem Eintrittsalter von 55 Jahren und prognostizierten 4.000 Interessenten bis 2014 auf annähernd 100 Mio. Euro bis 2014 geschätzt, danach würde der Finanzierungsaufwand auch in dieser Variante fallen.

In den Jahren 1969 bis 1983 wurden unter dem Namen Landabgaberente und von 1989 bis 1969 als Produktionsaufgaberente bereits ähnliche Angebote zu einem sozialverträglichen Ausstieg aus der Landwirtschaft angeboten. Für die Produktionsaufgaberente entschieden sich in Deutschland 23.000 Landwirte und 7.200 Arbeitnehmer. Etwa 4.000 aller Teilnehmer kamen aus Niedersachsen. Deutlich niedriger fiel die Resonanz in Baden-Württemberg aus, während die Landwirte in Schleswig-Holstein am eifrigsten von dem Angebot Gebrauch machten. Der Bund hatte 1989/90 insgesamt 400 Mio. DM dafür zur Verfügung gestellt.

Der Vorstand des Landvolkes Niedersachsen sieht den Bedarf für ein neues Vorruhestandsprogramm. Auch auf Bundesebene diskutiert der Deutsche Bauernverband diese Forderung in seinen Gremien, unter anderem auf der nächsten Sitzung des Sozialpolitischen Ausschuss. Einstimmig votierte der Vorstand des Landvolkes Niedersachsen für eine Beschlussvorlage nach Einführung eines neuen Vorruhestandsprogramms für Landwirte, die ihre landwirtschaftliche Produktion einstellen wollen. Landvolkpräsident Werner Hilse hat die Landesregierung in einem Brief über diese Forderung informiert und aufgefordert, kurzfristig die Einführung eines entsprechenden Programms zu unterstützen und alle erforderlichen Maßnahmen zu dessen Umsetzung auch auf Bundesebene zu ergreifen. Minister Heiner Ehlen und Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke haben bereits zugesagt, diese Forderung bei der nächsten Agrarministerkonferenz auf die Tagesordnung zu setzen.

Parallel zu der Forderung nach einem neuen Vorruhestandsprogramm wurde mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen eine Seminarreihe erarbeitet, die unter dem Thema „Zukunft in der Landwirtschaft – Umstieg oder Ausstieg" den Betriebsleitern Entscheidungshilfen anbieten soll. Erste Seminare dazu sollen ab September angeboten werden, eine finanzielle Förderung durch das Land hat das Landvolk ebenfalls gefordert.

Ausführlich diskutierte der Vorstand daneben die Lage auf den Märkten. Mit Blick auf die katastrophalen Preise auf dem Getreidemarkt bezweifelte Hilse, dass die aktuellen Preise die Situation richtig widerspiegeln und begründete dies mit stetig steigenden Verbrauchsdaten. (Lesen Sie zu diesem Thema auch Seite 20 ff.) Als Preisstütze wird einhellig die Bioenergie gewertet. Hermann Grupe als Vorsitzender des Ausschusses regenerative Energie wehrte sich vehement gegen stetige Eingriffe der Politik, die ihrerseits den Markt über regulierende Eingriffe missbrauche.

Erfreulicher wertete Hilse die aktuelle Lage auf dem Schweinemarkt. Bei steigenden Marktanteilen der deutschen Mäster seien die Preise zurzeit stabil, dies könne ein gutes Zeichen sein, meinte der Präsident. Auf dem Milchmarkt werde erneut eine Diskussion um die Marktordnung geführt, schilderte Hilse seinen Eindruck von Veranstaltungen im Land. Die Europäische Kommission dagegen ziehe sich zunehmend aus der Verantwortung für den Markt zurück. Der Zuckermarkt profitiere zurzeit von Höchstnotierungen am Weltmarkt, getrieben von den Preisen für Ethanol. Aus der Arbeitsgruppe Ökolandbau wird die Forderung nach einer Intensivierung der Agrarforschung erhoben.

Die Schwankungen an den Märkten erfordern aus landwirtschaftlicher Sicht ein regulierendes Element. Eine praxisnahe Lösung böte eine Risikoausgleichsrücklage, die auch der Deutsche Bauernverband
vehement fordert.
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