12.04.2016 | 13:15:00 | ID: 22156 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Lebens- und Futtermittel auf Glyphosat getestet – Backhaus: „Aufklärung leisten“

Schwerin (agrar-PR) - Die Debatte um das weltweit meistgekaufte Pflanzenschutzmittel Glyphosat geht weiter. „Für Landwirte verspricht es sichere Erträge, bei Verbrauchern und Umweltschützer verursacht es Angst“, bringt Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, den Konflikt auf den Punkt. „Als eines der wenigen Bundesländer verfügt Mecklenburg-Vorpommern über ein umfassendes Monitoring-Programm – und das nicht erst seitdem das Münchener Umweltinstitut mit seiner zweifelhaften Bierstudie bundesweit für Furore gesorgt hat“, sagte er weiter. Erst kürzlich habe das Agrarministerium 247 Lebensmittel- und 282 Futtermittelproben auf Glyphosat untersuchen lassen. Das Ergebnis: In 7 Lebensmittel- und 47 Futtermittelproben wurden Rückstände weit unterhalb der Bedenklichkeitsgrenze nachgewiesen.

„Natürlich ist mir bewusst, dass die Grünen das Ergebnis hemmungslos ausnutzen werden, um einen öffentlichkeitswirksamen Feldzug gegen die konventionelle Landwirtschaft zu führen. Am Ende des Tages ist mir aber vor allem eines wichtig: Transparenz herzustellen und Aufklärung zu leisten. Jede Probe, die positiv auf Glyphosat geprüft wurde, ist ganz grundsätzlich gesprochen eine Probe zu viel. Doch wer glaubt, in Zeiten feinster Analytik jedes Lebens- oder Genussmittel gänzlich von potentiell schädlichen Stoffen befreien zu können, der kämpft gegen Windmühlen und agiert fernab jeglicher Realität.

Als Landwirtschaftsminister plädiere ich deshalb für eine sachlich fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema, als Umwelt- und Verbraucherschutzminister sage ich: Wir brauchen schärfere Kontrollen! Wir dürfen nicht zulassen, dass Glyphosat in der Landwirtschaft als Mittel der Wahl kopflos und großflächig ausgebracht oder im Baumarkt für den privaten Hausgebrauch für Jedermann feilgeboten wird. Was wir brauchen, ist eine verantwortungsvolle, fachliche Praxis, von der keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt ausgeht“, betonte der Minister.

Durchgeführt wurden die aktuellen Untersuchungen vom Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LALLF) in Rostock, einem staatlich akkreditierten Forschungsinstitut. „Im LALLF werden regelmäßig Getreide, Getreideprodukte, Obst und Gemüse auf Glyphosat untersucht. In den Jahren 2010 und 2013 lag der Fokus auf Roggenkörnern und 2012 auf Weizenkörnern. Im vergangenen Jahr wurden vor allem Weintrauben analysiert, in diesem Jahr sind es frische Ananas. Auch soll in 2016 der Untersuchungsschwerpunkt auf Obst und Gemüse aus MV erweitert werden“, erklärte Dr. Backhaus. Spezielle Monitoring-Programme des Bundes würden die Untersuchungsmaterialien teilweise vorgeben.

„Ich bin froh, dass wir mit dem LALLF einen kompetenten Partner an unserer Seite haben, der für uns das Thema Glyphosat kontinuierlich und wissensbasiert erforscht. Denn was uns in der Debatte um Glyphosat ganz sicher nicht weiterbringt, ist das Spiel mit der Angst, wie die Grünen es gerne spielen, wenn sie mal wieder auf ein Gutachten der Weltgesundheitsorganisation von 2015 referieren, nach dem Glyphosat wahrscheinlich krebserregend ist. Was die Grünen dabei nämlich gerne verschweigen: Es ging einzig um die Frage, welche Stoffe können grundsätzlich Krebs auslösen, ganz unabhängig von der Dosis und den Anwendungsarten. Und auf die kommt es schließlich entscheidend an. Die WHO hat auch Kaffee, Mate, Sonnenlicht und Schichtarbeit als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Aber diese Dinge nützen eben nichts im Kampf der Grünen gegen die konventionelle Landwirtschaft“, hob der Minister hervor.

„Ich hoffe, dass wir die bevorstehende Agrarministeriumkonferenz in Göhren-Lebbin dazu nutzen werden, um auf Basis sachdienlicher Argumente zu neuen, abgestimmten Lösungsansätzen zu kommen. Politik darf nicht einerseits verteufeln, und anderseits echte Alternativen und Perspektiven vermissen lassen. Denn wir müssen auch zu Kenntnis nehmen, dass ohne den gezielten, auf das notwendige Maß beschränkten, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ein ausreichender Schutz vor Schadorganismen und die Erhaltung der Pflanzengesundheit nicht möglich ist und wir weltweit erhebliche Ertragseinbußen bei gleichzeitiger Zunahme der Weltbevölkerung verzeichnen würden.

Die Landwirte, aber auch die Verbraucher erwarten deshalb von der Politik realistische Lösungen. Aus diesem Grund werden wir den Bund mit einer umfassenden Studie beauftragen, mit der die in verschiedenen Studien nachgewiesenen Funde von Glyphosat in der Nahrungskette erklärt und möglichen Belastungspfaden zugeordnet werden können. Auch werden wir das BMEL auffordern, die Suche nach risikoärmeren Alternativen zu Glyphosat insbesondere für flächenstarke, landwirtschaftliche Betriebe mit einem regelmäßigen und hohen Glyphosateinsatz zu verstärken. Und auch private Anwender sind in der Pflicht sich selbst, ihre Mitmenschen und die Umwelt durch einen eingeschränkten und umsichtigen Einsatz von Glyphosat zu schützen“, so Dr. Backhaus.
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