Hannover (agrar-PR) - Milchstreik Die Reaktionen auf die Entscheidung
der EU-Kommission, beim Thema Mengenregulierung hart zu bleiben, hat
unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Das European Milk Board hat
einen neuen Lieferstreik ausgelöst, an dem offenkundig aber nur wenige
Landwirte teilnehmen. Staatssekretär Gert Lindemann aus dem
Bundeslandwirtschaftsministerium dagegen kommentierte das vergebliche
Bemühen, an der Quotenschraube nach unten zu drehen, mit folgenden
Worten: „Das bringt nichts, mit dem Kopf immer wieder gegen die Wand zu
laufen, wenn man sich schon eine blutige Nase
geholt hat“.
Auch bei dem informellen Treffen der EU-Landwirtschaftsminister im
schwedischen Växjo zeichnete sich keine Mehrheit dafür ab, die bereits
beschlossene Erhöhung der Quote im kommenden Jahr auszusetzen.
Während
Lindemann betonte, Deutschland wolle Europas größter Milcherzeuger
bleiben, lotet die Bundesregierung alternative Regelungen für einen
freiwilligen staatlichen Aufkauf von Quoten aus.
Die EU-Kommission
wollte dazu bis heute einen Vorschlag vorlegen. Agrarkommissarin
Mariann Fischer Boel erinnerte zugleich daran, dass seit 2003
Kompensationszahlungen in Höhe von fünf Mrd. Euro an die europäischen
Milchbauern geflossen seien. Der Göttinger Agrarökonom reagierte in
einem offenen Brief an den BDM auf dessen Zweifel an seiner
Unabhängigkeit als Politikberater. Unabhängig bedeute aber auch
unabhängig von der Meinung des BDM – und bei der Frage der Quote und
der Milchmarktregulierung generell halte er die BDM-Position für
unrealistisch.
Parallel zu dem Milchstreik, zu dem der BDM nach einem Urteil des
Oberlandesgerichtes Düsseldorf nicht aufrufen darf, besetzten am Montag
40 Bauern ein Aldi-Zentrallager in Schleswig-Holstein. Vor dem BMELV in
Bonn befüllten Milchbauern ein aus Strohballen errichtetes Bassin mit
7.000 Litern Milch. In Bayern gab es bei einer Wahlkampfveranstaltung
Handgreiflichkeiten: Ein CSU-Politiker reagierte mit einer Ohrfeige,
weil eine Bäuerin seine Hose mit Milch überschüttet hatte. In Hannover
hinterließen im Morgengrauen BDM-Mitglieder vor dem Landvolkhaus und
dem Landwirtschaftsministerium eine „Mauer aus Milch“, sowie die
Forderung nach einer Mengenkürzung.
Die Gelegenheit zum Gespräch ergab
sich nicht,
die Milch ging an das Rote Kreuz und die Hannoversche
Tafel.