Stuttgart (agrar-PR) -
Agrarpolitische Tagung in Hohenheim / Brüsseler Agrarpolitik nach 2013 im Fokus / Entwicklungen des Agrarsektors zwischen Gesellschaft und Markt "Im Hinblick auf das Auslaufen der aktuellen EU-Förderperiode zum
Jahr 2013 stehen Agrarpolitik und Agrargewerbe gleichermaßen vor großen
Herausforderungen", sagte der baden-württembergische Minister für
Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Freitag (4. Dezember)
in Stuttgart-Hohenheim. Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen
Raum, die Universität Hohenheim sowie das Europe Direct
Informationszentrum Stuttgart hatten gemeinsam zu der Tagung 'Wie viel
und welche Landwirtschaft brauchen wir? ‑ Perspektiven der Gemeinsamen
Agrarpolitik nach 2013' eingeladen.
"Durch die nachhaltige Produktionsweise der heimischen
Landwirtschaft entstehen positive Effekte, die nicht ohne weiteres über
den Erzeugerpreis durch den Verkauf der Produkte am Markt abgegolten
werden", erklärte der Landwirtschaftsminister. Die Gesellschaft sei
deshalb in der Pflicht, die Arbeit der bäuerlichen Betriebe im Land zu
unterstützen und entsprechend zu fördern. Landwirte würden die
vielfältigen und wertvollen Kulturlandschaften pflegen und
weiterentwickeln, den Schutz der Ressourcen Boden, Wasser und Luft
sicherstellen und wesentliche Beiträge zu einem zeitgemäßen Klima- und
Artenschutz leisten. Diese Leistungen für die Allgemeinheit könnten
durch die Landwirte nicht zum Nulltarif erbracht werden. Dies müsse
auch die europäische Agrarpolitik erkennen und in ihrer Förderpolitik
umsetzen. Ein wichtiger Schritt hierzu wäre es, die Leistungen der
Landwirtschaft für die Bürgerinnen und Bürger transparent zu gestalten
und bestehende Informationsdefizite abzubauen. "Bäuerliche
Landwirtschaft ist mehr als die bloße Bereitstellung hochwertiger
Nahrungsmittel und klimafreundlicher, nachwachsender Rohstoffe",
betonte der Minister. Die vielfältigen Funktionen und Leistungen der
Landwirtschaft in Form von öffentlich zugänglichen Gütern müssten
gegenüber der Gesellschaft klar benannt werden.
"Wissenschaft, Forschung und Lehre können einen wesentlichen Beitrag
zu einer zielführenden gesellschaftlichen und politischen Diskussion
liefern, die sich an Fakten und Wahrheiten orientiert", sagte der
Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Liebig.
Den Hochschulen würde eine wichtige Rolle als Ideen- und Impulsgeber
zuteil. So könnten sie wichtige Funktionen als Moderator und
Katalysator in der gesamtgesellschaftlichen Diskussion übernehmen. Dazu
gehöre auch, unabhängig von Partialinteressen, unterschiedliche
Meinungen und Betrachtungen zu berücksichtigen.
"Nur eine fundierte Debatte über europäische Themen ermöglicht eine
breite Akzeptanz des vereinten Europas in der Bevölkerung", so Dr.
Stefanie Woite-Wehle, Leiterin des Europe Direct Informationszentrums
Stuttgart. Die Gemeinsame Agrarpolitik habe seit ihrer Einführung
Anfang der 1960er Jahre einen stetigen Wandlungsprozess erlebt. GAP sei
immer das Ergebnis von Kompromissen gewesen. Verständnis zu wecken für
diesen elementaren, aber auch komplizierten europäischen
Politikbereich, sei das Anliegen des Europe Direct Informationszentrums
Stuttgart, das einem europaweiten Kommunikationsnetzwerk der
EU-Kommission angehöre.
Effiziente Förderung als Garant für heimische Landwirtschaft
"Baden-Württemberg ist auf Grund seiner überwiegend ländlichen
Prägung unbedingt auf eine leistungsfähige und strukturell ausgewogene
Landwirtschaft angewiesen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung
dafür, dass die ausgedehnten Ländlichen Räume des Landes auch folgenden
Generationen als innovative und vitale Lebens- und Wirtschafträume zur
Verfügung stehen", so Minister Hauk. Die Landesregierung sieht in der
Förderung der Landwirtschaft in Form von Direktzahlungen ein
effizientes Instrument zur Sicherung einer zukunftsfähigen
Landwirtschaft und dem Erhalt einer agrarstrukturellen Vielfalt.
Baden-Württemberg sei auf Grund seiner räumlichen Gegebenheiten nicht
für eine großindustriell ausgerichtete Landwirtschaft geeignet.
Wichtige Landstriche wie beispielsweise die Schwäbische Alb oder der
Schwarzwald seien auf innovative bäuerliche Familienbetriebe
angewiesen. "Gerade diese Betriebe sind speziell in benachteiligten
Gebieten auf einkommenswirksame Anreizkomponenten angewiesen", betonte
der Agrarminister.
Baden-Württemberg Spitzenreiter im Natur- und Agrarumweltschutz
Die heimische Landwirtschaft habe sich im Verlauf der Geschichte
zahlreichen Herausforderungen stellen müssen. Klimawandel,
Biodiversität, erneuerbare Energien sowie das Wassermanagement sind
wichtige aktuelle Themen, denen sich der Agrarsektor stärker zuwenden
muss. Allerdings müsse sich Baden-Württemberg im internationalen
Vergleich nicht verstecken. Kaum eine Region in Europa habe in den
vergangenen Jahren einen solch hohen Anteil des Agrarbudgets in
Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme investiert als der Südwesten.
Auch innerhalb Deutschlands sei Baden-Württemberg Spitzenreiter.
Land steht hinter seinen Landwirten
"Patentrezepte für eine zukunftsfähige heimische Landwirtschaft gibt
es nicht. Jeder Betrieb muss seine unternehmerischen Entscheidungen
selbst treffen. Es ist jedoch eine wichtige Aufgabe der Agrarpolitik,
zuverlässige Rahmenbedingungen für den gesamten Sektor zu schaffen",
sagte Peter Hauk. Allerdings werde die Landesregierung der heimischen
Landwirtschaft bis zum Jahr 2013 und darüber hinaus ein verlässlicher
Partner sein. Baden-Württemberg stehe zu seinem Agrarsektor und setze
auch weiterhin auf eine bäuerliche Pflege der vielfältigen und
wertvollen Kulturlandschaften im Land. Deshalb werde sich die
Landesregierung in Brüssel auch weiterhin für die heimische
Landwirtschaft stark machen. Darüber hinaus gelte es, bürokratische
Lasten durch die Gemeinsame Agrarpolitik der EU abzuschütteln.
Weitere Informationen zum Thema Landwirtschaft finden sich auf der
Internetseite des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum unter
www.mlr.baden-wuerttemberg.de