05.06.2009 | 00:00:00 | ID: 780 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Minister Peter Hauk MdL: "Wir lassen unsere Landwirte nicht im Regen stehen"

Stuttgart (agrar-PR) - Landwirtschaftsminister Hauk besuchte betroffene Betriebe im Landkreis Ravensburg / Aktuelle Schadensschätzung liegt im Land bei 52 Millionen Euro / Schutzmaßnahmen und Hilfen angekündigt
"Das schwere Unwetter vom 26. Mai verursachte in den betroffenen Regionen Baden-Württembergs in der Land- und Forstwirtschaft nach neuesten Schätzungen Schäden von über 52 Millionen Euro. Im Landkreis Ravensburg liegt der Schaden nach derzeitigen Schätzungen bei 21 Millionen Euro. Viele Kulturen wurden vollständig zerstört, insgesamt ist im Land eine landwirtschaftliche Fläche von 19.050 Hektar betroffen (Landkreis Ravensburg 9.270 Hektar). Dazu kommen die Schäden in den Wäldern von insgesamt rund 170.000 Festmetern Sturmholz (davon allein im Landkreis Ravensburg 80.000 Festmeter)", sagte der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Freitag (5. Juni) in Berg/Aichach (Landkreis Ravensburg). Der Minister werde in der nächsten Kabinettssitzung finanzielle Hilfen für die Betroffenen beantragen. Auch die Möglichkeiten einer Liquiditätshilfe werde geprüft.

Hauk besuchte nach der Bodenseeregion in der vergangenen Woche, nun den Landkreis Ravensburg, um sich auch hier einen Eindruck von den Schäden zu machen und mit den betroffenen Land- und Forstwirten zu sprechen. Das zentrale Schadensgebiet des Unwetters reicht in Baden-Württemberg von Konstanz über Meersburg, Ravensburg, Weingarten, Bad Waldsee, Bad Wurzach bis nach Kirchdorf an der Iller.

Nach wie vor laufen die Schadenserhebungen auf Hochtouren. Nach deren Abschluss kann über die endgültigen Hilfsmaßnahmen entschieden werden. "Wir werden Landwirte, die durch das Unwetter unverschuldet in Not geraten sind, nicht im Regen stehen lassen", so der Minister. Der Finanzminister hatte in dieser Woche bereits steuerliche Entlastungen für die Landwirte zugesagt. Die Landesregierung würde alle Möglichkeiten in diesem Bereich ausnutzen. Konkret bedeute dies geringe Vorauszahlungen für Einkommens- und Körperschaftssteuer, Aufschub von Vollstreckungen ohne Säumniszuschläge und Stundung ohne Stundungszinsen.

"Dieses Ereignis macht auch deutlich, wie wichtig auch die Eigenvorsorge durch Versicherungen und der Schutz der Anlagen durch Hagelnetze ist. Hilfen durch das Land können nämlich nur in Fällen erfolgen, wo keine Versicherung greift", zeigte Hauk das weitere Vorgehen auf.

 

Schutz der Obstanlagen durch Hagelnetze

Deutlich geringere Schäden sind in Anlagen mit Hagelnetzen zu beobachten. Trotz teilweiser Zerstörung oder Schäden in den Randbereichen durch den starken Wind haben sich diese Schutzanlagen bewährt. "Diese häufigen Unwetter mit Hagel machen deutlich, dass der Ausbau der Schutzanlagen mit Hagelnetzen weiter gehen muss. Unsere Position auf den Märkten können wir nur mit Qualität und kontinuierlicher Belieferung halten. Beides ist ohne Hagelnetze nicht denkbar. Die Investitionsförderung in diesem Bereich hat für das Land absoluten Vorrang", erklärte Hauk. Pro Hektar sei von Investitionskosten zwischen 13.000 bis 16.000 Euro für Hagelschutznetze auszugehen. Der Beihilfebetrag betrug dabei im Schnitt der letzten Jahre rund 5.000 Euro pro Hektar Neuanlage.

Sinnvolle Steuergesetzgebung für Landwirte

Zusätzlich erneuerte der Minister Forderungen an den Bund, durch sinnvolle Regelungen im Steuerrecht den Landwirten zu helfen. Es sei unverständlich, dass landwirtschaftliche Betriebe keine steuerfreien Rücklagen zur Risikovorsorge bilden können. Dies sei gerade vor dem Hintergrund immer stärker schwankender Agrarmärkte und zunehmender Wetterextreme eine Notwendigkeit. Ebenfalls nicht nachvollziehbar sei, dass moderne Mehrgefahrenversicherungen gegen Unwetter und Ernteausfälle einen mehrfach höheren Steuersatz hätten als die klassische Hagelversicherung. "Hier muss sich etwas im Sinne unserer Landwirte bewegen", betonte der Minister.

Schadensbilanz Landwirtschaft

Neben umgestürzten Bäumen, geschädigten Stromleitungen, einem entgleisten Interregio-Express und beschädigten Hausdächern sind landwirtschaftliche Kulturen stark getroffen. Im Landkreis Ravensburg sind nach derzeitigem Stand 4.000 Hektar Mais, 2.000 Hektar Grünland, 2.100 Hektar Getreide, 400 Hektar Raps, 700 Hektar Kernobst und 70 Hektar Gemüse betroffen.

Waldschäden

Neben den Schäden in der Landwirtschaft, sind vor allem auch im Forst große Schäden durch das Unwetter zu verzeichnen. So fielen allein im Landkreis Ravensburg rund 80.000 Kubikmetern Sturmholz an. Mit den Sturmschäden im Bodenseekreis sowie in den Landkreisen Konstanz, Biberach und Sigmaringen beträgt die Gesamtschadholzmenge nach einer ersten Schätzung rund 170.000 Kubikmeter. Auffällig ist der hohe Anteil an gebrochenem Holz, der im Landkreis Ravensburg teilweise bei bis zu 90 Prozent liegt. Vor allem der bäuerliche Privatwald sei von den Sturmschäden betroffen und leide unter erheblichen Einnahmeverlusten.

Auf Grund des lokalen Charakters des Schadens, der überschaubaren Sturmholzmenge sowie wegen des hohen Holzbruchanteils werden keine negativen Auswirkungen auf den Holzmarkt erwartet.

"In den nächsten Tagen sollten weiterhin Waldgebiete unbedingt gemieden werden, auf keinen Fall dürfen Sturmwurfflächen betreten werden. Es besteht unverändert Lebensgefahr durch schräg stehende Bäume oder abgebrochene Kronenteile! Bei der Aufarbeitung der Schäden in den Wäldern und entlang der Straßen muss sehr sorgfältig vorgegangen werden", warnte Hauk.
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