27.02.2012 | 12:30:00 | ID: 12305 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarpolitik

Neue Erkenntnisse zu Zukunftsperspektiven des Ländlichen Raums

Stuttgart (agrar-PR) - „Der Ländliche Raum Baden-Württembergs steht in puncto wirtschaftliche Stärke und attraktive Arbeitsplätze den Verdichtungsräumen unseres Landes in nichts nach."
"Wir müssen aber aufpassen, dass der Geburtenrückgang und die Abwanderung gut ausgebildeter junger Menschen in die Städte die Zukunftsfähigkeit und die Lebensqualität insbesondere kleinerer ländlicher Gemeinden nicht nachhaltig beeinträchtigen. Auch die Tatsache, dass immer mehr kleine und mittelständische Gewerbebetriebe im Ländlichen Raum über das Fehlen qualifizierter Arbeitskräfte klagen, gibt Anlass zur Sorge. Denn gerade diese innovativen und zukunftsträchtigen Unternehmen tragen wesentlich zum Wohlstand vieler Gemeinden im Ländlichen Raum bei."

Diese Schlüsse zog der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, bei der Vorstellung eines Gutachtens zur wirtschaftlichen und sozialen Situation und zu den Zukunftsperspektiven des Ländlichen Raums im Rahmen einer Vorstandssitzung des Gemeindetags Baden-Württemberg am Montag (27. Februar) in Stuttgart.

Der Minister hob lobend hervor, dass sich das vom Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart (IREUS) im Auftrag seines Ministeriums erstellte Gutachten nicht nur auf eine reine Situationsanalyse beschränkt habe. Vielmehr habe IREUS fundierte, auf Baden-Württemberg bezogene Zukunftsszenarien über die weitere Entwicklung unserer Ländlichen Räume, aber auch konkrete Handlungsempfehlungen für die Entscheidungsträger aller politischer Ebenen formuliert.

„Vordringliche Handlungsfelder im Ländlichen Raum sehe ich vor allem bei Erhalt und Schaffung attraktiver und hochwertiger Arbeitsplätze, dem Ausbau der Wissensinfrastruktur, der Sicherung der kommunalen Daseinsvorsorge und nicht zuletzt bei der Verstärkung der interkommunalen und regionalen Zusammenarbeit", betonte Bonde.

So könnten ländliche Unternehmen beispielsweise durch verstärkte Fortbildung älterer Mitarbeiter, leichtere innerbetriebliche Aufstiegsmöglichkeiten, intensivere Kooperation mit Bildungseinrichtungen und durch bessere Rahmenbedingungen für Mitarbeiter mit Kindern selbst wesentlich zur Entspannung des Arbeitsmarkts im Ländlichen Raum beitragen.

Eng mit der Erhöhung des Angebots qualifizierter Arbeitskräfte hänge aber auch die Verbesserung der Forschungs- und Bildungsstruktur im Ländlichen Raum zusammen, betonte der Minister. Denn nur so könnten klein- und mittelständische Unternehmen nachhaltig qualifizierte Arbeitskräfte in ihrem Einzugsbereich gewinnen. Der gegenüber dem Verdichtungsraum deutlich geringere Anteil von Gymnasiasten zeige, dass im Ländlichen Raum nach wie vor Bildungsreserven vorhanden seien, die es zu nutzen gelte.

„Wir können es uns angesichts des rasanten Wandels unseres Landes zur Hochtechnologie- und Wissensgesellschaft einfach nicht leisten, dass begabte junge Menschen auf dem Land auf Bildungschancen verzichten müssen", sagte Bonde. Er zeigte sich überzeugt, dass die aktuelle Schulreform dazu beitragen könne, die Bildungschancen zwischen Land und Stadt weiter anzugleichen.

Minister Bonde betonte, dass nachhaltige Fortschritte auf den politischen Handlungsfeldern für den Ländlichen Raum nur erzielt werden könnten, wenn die Verantwortlichen auf allen Entscheidungsebenen stärker und effizienter zusammenarbeiteten. Dies gelte für die Gemeinden ebenso wie für die Landkreise, Regionen und das Land.

Er dankte dem Präsidenten des Gemeindetags, Roger Kehle, dass dieser die IREUS-Studie bei der Vorstandssitzung zur Diskussion gestellt habe. Damit werde ein wichtiger Beitrag geleistet, dass Land und Kommunen bei der zukünftigen Strukturpolitik für den Ländlichen Raum gemeinsam am Ball blieben.

Bonde stellte in Aussicht, dass sein Ministerium im Zusammenwirken mit den kommunalen Landesverbänden die Förderprogramme für den Ländlichen Raum künftig noch stärker als bisher an den Zukunftsperspektiven der betreffenden Gemeinden ausrichten werde. In diesem Zusammenhang erteilte er Empfehlungen, nur noch Gemeinden mit Zuwachspotenzial zu fördern, eine klare Absage.

Bonde wörtlich: „Bei uns fällt niemand durch den Rost. Wir werden unsere ländliche Strukturpolitik darauf ausrichten, dass auch in Gemeinden mit schrumpfender Bevölkerung eine kommunale Infrastruktur erhalten bleibt, die eine hohe Standort- und Lebensqualität sicherstellt."

Ein weiteres Thema der Sitzung des Gemeindetag-Vorstands war auch die Energiewende. Minister Bonde wies darauf hin, dass die ländlichen Regionen dabei massiv profitieren könnten. Die Energiewende sei eine große Chance, die Wertschöpfung in der Fläche zu halten und mit der Produktion erneuerbarer Energien die wirtschaftlich starke Stellung des Ländlichen Raums zu sichern und weiter auszubauen.


Hintergrundinformation:

Mit der im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz durchgeführten Studie des Instituts für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart (IREUS) wurde erstmals eine umfassende wissenschaftliche Analyse der wirtschaftlichen, demografischen und infrastrukturellen Situation im Ländlichen Raum Baden-Württembergs vorgelegt.

Die Studie trägt den Titel „Der Beitrag der ländlichen Räume Baden-Württembergs zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und sozialer Kohäsion - Positionsbestimmung und Zukunftsszenarien". (PD)
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