Hannover (agrar-PR) - Einen immer größeren Teil ihrer Arbeit müssen Bauern am Schreibtisch
zubringen: Nicht nur zur Erledigung ihrer Buchhaltung, sondern in
zunehmenden Umfang auch zur Erfüllung ihrer wachsenden
Dokumentationspflichten. Wie viel Dünger auf welchem Acker gestreut,
welche Pflanzenschutzmittel eingesetzt, welche Kuh vom Tierarzt
behandelt wurde – alles muss festgehalten und aufgeschrieben werden. Und
wenn die Aufzeichnungen bei einer Betriebskontrolle Fehler aufweisen
oder gar Lücken enthalten, gibt es sogar Kürzungen bei der
Betriebsprämie der EU! Dagegen können sich die Bauern absichern und
zugleich von lästiger Arbeit befreien, wenn sie das Angebot der „Grünen
Buchführung“ des Landvolks Niedersachsen nutzen. Gerade erst vor einem
Jahr sind mit Wesermünde, Hadeln und Osterholz drei weitere
Kreisverbände in der Küstenregion dazu gestoßen. Damit wird die „Grüne
Buchführung“ mittlerweile von fast allen Kreisverbänden des Landvolks
nahezu flächendeckend in Niedersachsen angeboten und bereits von über
400 Bauern genutzt. Sie schätzen vor allem, dass ihre Daten bei einem
unabhängigen Dienstleister statt auf irgendwelchen Industrieservern
liegen, denn auch die Dünge- oder Pflanzenschutzmittelindustrie hat
ähnliche Angebote. Das Modell strahlt jetzt sogar über die
niedersächsischen Landesgrenzen hinaus aus. In Nordrhein-Westfalen denkt
der Landesbauernverband intensiv darüber nach, und in Bayern nimmt ein
derartiges Angebot bereits konkrete Gestalt an.
Die Erstaufnahme aller relevanten Daten erfolgt durch kompetente
Berater auf den Betrieben, danach werden die auf dem Acker und im Stall
durchgeführten Maßnahmen per Telefon, Fax oder Mail an die
Geschäftsstellen der Kreislandvolkverbände durchgegeben und beim
berufsständischen Rechenzentrum Land-Data in Visselhövede ausgewertet.
Jeweils nach Abschluss eines Wirtschaftsjahres erhalten die Bauern dann
einen Ordner mit allen Auswertungen. Das gibt nicht nur Sicherheit bei
Betriebskontrollen. Die Dokumentation sei auch eine große Hilfe, um
einzelbetriebliche Reserven zu mobilisieren, meint Uwe Huljus,
Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes Osterholz. So hätte sich
beispielsweise bei der Anlieferung von Mais an Biogasanlagen gezeigt,
dass unterschiedliche Ernteerträge zu Unterschieden beim Verkaufserlös
von bis zu 950 Euro je Hektar (ha) geführt hätten. Die Ursachen der
Ertragsunterschiede könnten nun durch Analyse der ausgewerteten Daten
leichter aufgespürt werden. Ein ebenso wichtiges Argument nennt Harm
Wilkens, Geschäftsführer des Kreisverbandes Wesermünde, bei der
Ausbringung von Wirtschaftsdüngern. Wer mehr als 170 kg Stickstoff pro
ha aus Dung oder Gülle ausbringen will, braucht eine Ausnahmegenehmigung
und muss dokumentieren. Damit könne dann Dünger „aus dem Sack“ gespart
werden. Zugleich nehme das aber auch den Druck vom Pachtmarkt, weil dann
weniger Flächen zur Gülleausbringung gebraucht würden, betont Wilkens.
An der Grünen Buchführung interessierte Landwirte sollten ihren
Kreisverband fragen.