Berlin (agrar-PR) -
DBV-Präsident Sonnleitner im Interview mit der Deutschen Bauern Korrespondenz „Die wichtigste Klammer, die uns als Berufsstand und
Interessenvertretung der Land- und Forstwirtschaft vereint und zusammen
hält, ist das Eigentum, unser Unternehmertum. Der kleine
Nebenerwerbsbetrieb hat darin genauso eine Chance wie das größere
Unternehmen auf bäuerlicher Grundlage in den neuen Ländern.“ Das
betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd
Sonnleitner, im Aktuellen Interview der Juni-Ausgabe der Deutschen
Bauern Korrespondenz (dbk). „Uns verbindet alle der Widerstand gegen
Steuerbelastungen, Sozialabbau, Schutzgebietsausweisungen,
Antrags-Flutwellen und Behinderungen oder Auflagen durch unzählige
Standards. Das geht über alle Produktionsrichtungen und alle Größen,
zieht sich durch alle Bundesländer“, so der DBV-Präsident wörtlich. Wer
angesichts der enormen Vielfalt verschiedenster Produktionsrichtungen
und -strukturen im DBV von Spagat rede, „sucht das Trennende, statt das
Verbindende zu nutzen, um unsere Kräfte zu bündeln“. Nachdrücklich
betonte Sonnleitner: „Wir machen keine Politik auf Kosten des Einen und
zum Nutzen des Anderen. Wir wollen gemeinsam Märkte erschließen, neue
Absatzwege suchen und gemeinsam das Image unserer
Nahrungsmittelproduktion fördern – unabhängig davon, ob es um Ackerbau,
Milchproduktion, Veredlung oder Sonderkulturen geht.“
„Unser Weg ist klar, wir brauchen in der Sozialen Marktwirtschaft
für unsere Bauernfamilien eine nachhaltige Perspektive“, verdeutlichte
DBV-Präsident Sonnleitner gegenüber der dbk, die im „Thema des Monats“
die Parteien angesichts der Bundestagswahl am 27. Septem-
ber 2009 einem Programm-Check unterzieht. Sonnleitner weiter:
„Wettbewerbsfähigkeit am Markt und pfleglicher Umgang mit den
natürlichen Ressourcen Boden, Luft und Wasser, Nutztieren und -pflanzen
müssen auch künftig zusammengehen. Wir müssen sehr hohen moralischen
und ethischen Ansprüchen gerecht werden und dürfen in keine Kostenfalle
stürzen. Hier sind die Parteien und die künftige Bundesregierung
gefordert. Sie dürfen uns nicht im Regen stehen lassen.“
Zur Finanz- und Wirtschaftskrise und insbesondere zur Situation
der Milchbauern mahnte Sonnleitner, dass die derzeitige Lage dramatisch
sei. „Mit diesen Preisen kann kein Milcherzeuger, egal wie groß oder
wie tüchtig er ist, durchhalten, geschweige denn Geld verdienen und in
die Zukunft investieren.“ Der Ausstieg aus der staatlichen Regulierung
hinein in die eigene Marktverantwortung werde durch die Finanz- und
Wirtschaftskrise zu einer Zerreißprobe. Harte Kritik äußerte der
DBV-Präsident erneut an der EU-Kommission, die die Quote willkürlich
erhöht habe und damit parallel zur Wirtschaftskrise völlig unnötig die
derzeitigen Probleme auf dem Milchmarkt verschärfe.
Der DBV fordere daher ein Krisenprogramm auch für die
Landwirtschaft. „Ich nenne es das ABC: A wie den Absatz fördern und
Märkte beleben! B wie Belastungen und Kosten senken! C wie Cash und
Liquidität in den Betrieben sichern! Wenn die Märkte verrückt spielen,
kann sich der Staat nicht raushalten“, bekräftigte Sonnleitner. Die
Politik müsse sich aber auch auf nationaler Ebene bewegen: „Die
Kostenentlastung bei Agrardiesel, Risikoausgleichsrücklage oder stabile
Zuschüsse zur Berufsgenossenschaft sind wichtige Forderungen.“ Dass es
dem Berufsstand ernst sei, hätten gerade auch die Aktionen und
Demonstrationen in Berlin, Frankfurt und andernorts mit vielen tausend
Berufskollegen deutlich unterstrichen.
Dringenden Nachbesserungsbedarf gibt es laut DBV-Präsident
Sonnleitner in der strategischen Zusammenarbeit, voran zwischen den
Verbänden in der Lebensmittelkette. „Hier haben wir – zum Nutzen
unserer Bauern – sehr positive Beispiele etwa bei den Sonderkulturen
sowie im Vieh- und Fleischbereich. Ich erwarte, dass es jetzt auch
vermehrt und verstärkt zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit
zwischen Molkereien und Milcherzeugern kommt.“ Andernorts in Europa
sei man über das Diskutieren schon hinaus. Für den Berufsstand sei es
der Knackpunkt schlechthin, „unsere Mitglieder noch viel stärker bei
der strategischen Ausrichtung im Markt zu begleiten – es geht um neue
Märkte und neue Produkte, aber auf solider bäuerlicher Grundlage“,
erklärte Sonnleitner.
Im Programm-Check zur Bundestagswahl 2009 haben die Parteien ihre
Positionen zur Zukunft der EU-Agrarpolitik, zur Bioenergie und zu den
Themen Kostenentlastung, Bürokratieabbau, Absatz- und
Wettbewerbsförderung sowie Marktinformation exklusiv für die dbk
formuliert. Ebenso analysieren Experten des DBV die nationalen Themen
wie Steuern, Umweltgesetzgebung, Biopatente. Professor Dr. P. Michael
Schmitz, Justus-Liebig-Universität Gießen, führt in einem Gastbeitrag
„Inländerdiskriminierung der deutschen Landwirtschaft“ zahlreiche
Beispiele nationaler Regelungen auf, die die Landwirtschaft im
europäischen Wettbewerb benachteiligen.
Die dbk ist die Monatsschrift des DBV. Die dbk analysiert aktuelle
und überregionale agrarpolitische Themen für die ehren- und
hauptamtlichen Mandatsträger des DBV. Die Zeitschrift erscheint
monatlich und kann gegen eine Jahresgebühr von 31,50 Euro, inklusive
sieben Prozent Mehrwertsteuer, bei
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