Der 27. Weltklimagipfel in Kopenhagen läuft und hat die öffentliche
Klimadiskussion neu entfacht. Landwirte können sich diesem Thema nicht
entziehen, schließlich bekommen sie steigende Temperaturen und
zunehmende Wetterextreme direkt zu spüren und stehen als CO2-, Methan-
und Lachgasproduzenten immer wieder in der Kritik. Zwischen 1906 und
2005 ist die weltweite Durchschnittstemperatur um 0,76 Grad Celsius
angestiegen, die Folgen davon sind auch in der mitteleuropäischen
Landwirtschaft deutlich spürbar. Die Obstbäume im Alten Land blühen
nach Angaben von Dr. Karsten Klopp vom Obstbauversuchs- und
Beratungszentrum in Jork 19 Tage früher als vor 30 Jahren. Prof. Frank
Ewert vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz
in Bonn hat ermittelt, dass sich der Saattermin für Mais und
Zuckerrüben in den vergangenen 40 Jahren um zehn Tage nach vorn
verlagert hat.
Weiter zunehmen werden auch die Wetterextreme wie Spätfröste, Sturm,
Hagel und Hitze. „Eine Schlüsselgröße wird für den Pflanzenbau
langfristig vor allem das Wasser sein“, ist sich Dr. Christian Jacobs
vom Niedersächsischen Umweltministerium (MU) sicher. „Es wird eine
Konkurrenzsituation zwischen Land- und Forstwirtschaft entstehen, da
die Wälder aufgeforstet werden um mehr CO2 zu binden. Die Bäume
brauchen viel Wasser, das für den Pflanzenbau dann nicht mehr zur
Verfügung steht“, erklärt Jacobs.
Um die niedersächsische Landwirtschaft auf veränderte Bedingungen
vorzubereiten, hat die Landwirtschaftskammer (LWK) eine
Koordinationsstelle „Klimawandel“ eingerichtet. Bei der Arbeit stehen
folgende Themen im Mittelpunkt:
Anpassung der Tier- und Pflanzenproduktion und des Forst- und Wassermanagements.
Die Ausnutzung der Chancen, wie dem ausgedehnten Anbauzeitraum oder
möglicher Energieeinsparungen Die Vorbereitung auf Gefahren durch die
Zunahme von Krankheiten oder verstärkter Wetterextreme.
Inzwischen wurden auch verschiedene Arbeits- und Projektgruppen zum
Thema Klimawandel ins Leben gerufen, um nicht nur Anpassungsstrategien,
sondern auch Einsparmöglichkeiten von Treibhausgasen (THG) für den
Berufsstand zu erarbeiten.
Im vergangenen Jahr wurde in Niedersachsen die erste
Regierungskommission Klimaschutz gegründet. Vertreter aus Wirtschaft,
Wissenschaft, Kirche, Umweltschutz und natürlich auch der Land- und
Forstwirtschaft arbeiten gemeinsam an einem grundlegenden
Klimaschutzkonzept. Themenschwerpunkte sind dabei die Anpassung des
Landes an den Klimawandel, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die
Verbesserung der Energieeffizienz. In wieweit die THG zu reduzieren
sind und was der Landwirtschaft zuzumuten ist, bedarf noch
tiefgreifender Forschung. Landvolk Niedersachsen und LWK legen im
nächsten Jahr eine Stoffsammlung an, um auch von berufständischer Seite
Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten.
Die EU-Kommission hat ermittelt, dass auf die Landwirtschaft nur neun
Prozent aller Treibhausgase entfallen, sie ist allerdings die
Hauptquelle für Methan und Distickstoffoxid (Lachgas). Die
Landwirtschaft, besonders die Tierhaltung, spielen in Niedersachsen
eine bedeutende Rolle, deshalb sind die Emissionen hier höher.
Deutschlandweit ist sie beispielsweise für 62 Prozent der
Lachgas-Emissionen verantwortlich, in Niedersachsen sind es 91 Prozent.
Ähnlich ist die Situation bei Methan, es macht in Niedersachsen zehn
Prozent der gesamten THG-Emissionen aus, bundesweit sind es nur 4,6
Prozent.
Beim Ausstoß des viel diskutierten CO2 macht die Landwirtschaft nur ein
Prozent aus. Der Wert steigt allerdings auf vier Prozent, wenn
Vorleistungen wie Strom, Dünger, Futtermittelproduktion oder der
Maschineneinsatz einbezogen werden, berichtet das MU. Klar ist, dass
THG-Einsparungen in der Landwirtschaft fast immer mit
Produktionsreduktionen verbunden sind. Das MU sieht aber
Einsparmöglichkeiten durch eine effiziente Lagerung und Nutzung von
Düngemitteln, ein gutes Wirtschaftsdüngermanagement und eine veränderte
Futterzusammensetzung für Rinder.
In wieweit landwirtschaftlich genutzte Flächen eine THG-Senke
darstellen, ist noch umstritten. CO2 kann am besten in jungen
Baumbeständen gebunden werden. Über die Aufnahme von Lachgas im Boden
gibt es noch keine gesicherten Informationen. Einen Anteil von zehn
Prozent an der weltweiten Methan-Senke hat die Landwirtschaft, doch
auch hier fehlen noch konkrete Forschungsergebnisse.