09.12.2009 | 00:00:00 | ID: 4067 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Die Landwirtschaft muss sich anpassen

Hannover (agrar-PR) - Klimaschutz
Der 27. Weltklimagipfel in Kopenhagen läuft und hat die öffentliche Klimadiskussion neu entfacht. Landwirte können sich diesem Thema nicht entziehen, schließlich bekommen sie steigende Temperaturen und zunehmende Wetterextreme direkt zu spüren und stehen als CO2-, Methan- und Lachgasproduzenten immer wieder in der Kritik. Zwischen 1906 und 2005 ist die weltweite Durchschnittstemperatur um 0,76 Grad Celsius angestiegen, die Folgen davon sind auch in der mitteleuropäischen Landwirtschaft deutlich spürbar. Die Obstbäume im Alten Land blühen nach Angaben von Dr. Karsten Klopp vom Obstbauversuchs- und Beratungszentrum in Jork 19 Tage früher als vor 30 Jahren. Prof. Frank Ewert vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz in Bonn hat ermittelt, dass sich der Saattermin für Mais und Zuckerrüben in den vergangenen 40 Jahren um zehn Tage nach vorn verlagert hat.

Weiter zunehmen werden auch die Wetterextreme wie Spätfröste, Sturm, Hagel und Hitze. „Eine Schlüsselgröße wird für den Pflanzenbau langfristig vor allem das Wasser sein“, ist sich Dr. Christian Jacobs vom Niedersächsischen Umweltministerium (MU) sicher. „Es wird eine Konkurrenzsituation zwischen Land- und Forstwirtschaft entstehen, da die Wälder aufgeforstet werden um mehr CO2 zu binden. Die Bäume brauchen viel Wasser, das für den Pflanzenbau dann nicht mehr zur Verfügung steht“, erklärt Jacobs.
Um die niedersächsische Landwirtschaft auf veränderte Bedingungen vorzubereiten, hat die Landwirtschaftskammer (LWK) eine Koordinationsstelle „Klimawandel“ eingerichtet. Bei der Arbeit stehen folgende Themen im Mittelpunkt:
Anpassung der Tier- und Pflanzenproduktion und des Forst- und Wassermanagements.

Die Ausnutzung der Chancen, wie dem ausgedehnten  Anbauzeitraum oder möglicher Energieeinsparungen Die Vorbereitung auf Gefahren durch die Zunahme von Krankheiten oder verstärkter Wetterextreme.
Inzwischen wurden auch verschiedene Arbeits- und Projektgruppen zum Thema Klimawandel ins Leben gerufen, um nicht nur Anpassungsstrategien, sondern auch Einsparmöglichkeiten von Treibhausgasen (THG) für den Berufsstand zu erarbeiten.
Im vergangenen Jahr wurde in Niedersachsen die erste Regierungskommission Klimaschutz gegründet. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche, Umweltschutz und natürlich auch der Land- und Forstwirtschaft arbeiten gemeinsam an einem grundlegenden Klimaschutzkonzept. Themenschwerpunkte sind dabei die Anpassung des Landes an den Klimawandel, der Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz. In wieweit die THG zu reduzieren sind und was der Landwirtschaft zuzumuten ist, bedarf noch tiefgreifender Forschung. Landvolk Niedersachsen und LWK legen im nächsten Jahr eine Stoffsammlung an, um auch von berufständischer Seite Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten.

Die EU-Kommission hat ermittelt, dass auf die Landwirtschaft nur neun Prozent aller Treibhausgase entfallen, sie ist allerdings die Hauptquelle für Methan und Distickstoffoxid (Lachgas). Die Landwirtschaft, besonders die Tierhaltung, spielen in Niedersachsen eine bedeutende Rolle, deshalb sind die Emissionen hier höher. Deutschlandweit ist sie beispielsweise für 62 Prozent der Lachgas-Emissionen verantwortlich, in Niedersachsen sind es 91 Prozent. Ähnlich ist die Situation bei Methan, es macht in Niedersachsen zehn Prozent der gesamten THG-Emissionen aus, bundesweit sind es nur 4,6 Prozent.
Beim Ausstoß des viel diskutierten CO2 macht die Landwirtschaft nur ein Prozent aus. Der Wert steigt allerdings auf vier Prozent, wenn Vorleistungen wie Strom, Dünger, Futtermittelproduktion oder der Maschineneinsatz einbezogen werden, berichtet das MU. Klar ist, dass THG-Einsparungen in der Landwirtschaft fast immer mit Produktionsreduktionen verbunden sind. Das MU sieht aber Einsparmöglichkeiten durch eine effiziente Lagerung und Nutzung von Düngemitteln, ein gutes Wirtschaftsdüngermanagement und eine veränderte Futterzusammensetzung für Rinder.
In wieweit landwirtschaftlich genutzte Flächen eine THG-Senke darstellen, ist noch umstritten. CO2 kann am besten in jungen Baumbeständen gebunden werden. Über die Aufnahme von Lachgas im Boden gibt es noch keine gesicherten Informationen. Einen Anteil von zehn Prozent an der weltweiten Methan-Senke hat die Landwirtschaft, doch auch hier fehlen noch konkrete Forschungsergebnisse.
Pressekontakt
Frau Sonja Markgraf
Telefon: 0511/36704-31
E-Mail: pressestelle@landvolk.org
Pressemeldung Download: 
Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V.
Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V.
Warmbüchenstr. 3
30159 Hannover
Deutschland
Telefon:  +49  0511  36704-0
E-Mail:  info@landvolk.org
Web:  www.landvolk.net
>>>  RSS
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.