18.06.2009 | 00:00:00 | ID: 910 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Genossenschaften erzielten 2008 ein Rekordergebnis

Berlin (agrar-PR) - Langfristig gute Perspektiven auf den Agrarmärkten
Die 2.994 Raiffeisen-Genossenschaften (Vorjahr 3.086) erzielten 2008 ein Rekordergebnis. Sie steigerten den addierten Umsatz um fast 13 Prozent auf 44,5 Mrd. Euro (Vorjahr 39,4 Mrd. Euro). Umsatzstärkste Sparte ist mit fast 23 Mrd. Euro die Warenwirtschaft, gefolgt von der Milchwirtschaft mit rd. 11 Mrd. Euro und der Vieh- und Fleischwirtschaft mit rd. 4,8 Mrd. Euro. Um 6,5 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro verbesserten die genossenschaftlichen Unternehmen ihre Ausfuhren. Erzeugnisse der Milch- sowie der Vieh- und Fleischwirtschaft stellen ca. 80 Prozent des Gesamtexports. Neue Märkte wurden insbesondere in EU-Beitrittsländern erschlossen.

„Das turbulente Ausnahmejahr 2008 war zweigeteilt und stellte höchste Anforderungen an die unternehmerischen Fähigkeiten. Eine wahre Preishausse gab es bei Getreide. Die Nachfrage auf den nationalen und internationalen Agrar- und Nahrungsmittelmärkten führte im ersten Halbjahr 2008 zu rasanten Preissteigerungen. Anschließend aber löste die weltweit gute Ernte einen Preisverfall aus, der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise noch verstärkt wurde“, erläuterte Präsident Manfred Nüssel bei der DRV-Mitgliederversammlung in Berlin. Parallele Entwicklungen betrafen die genossenschaftlichen Unternehmen bei Mineralölprodukten und Düngemitteln. Die weltweiten Preisausschläge für Mineralöle bekamen die Endverbraucher unmittelbar zu spüren. Bei Düngemitteln erfüllen die Warengenossenschaften die unverzichtbare Funktion des Lagerhalters. Aus der Zeitspanne zwischen Ein- und Verkauf entstehen Chancen, aber auch erhebliche Risiken.

Nüssel erwartet, dass sich die Umsätze im laufenden Jahr wieder auf Normalniveau einpendeln. Die Genossenschaften haben sich auf zunehmende Preisvolatilitäten eingestellt. Der DRV erwartet derzeit für Deutschland eine überdurchschnittliche Ernte in Höhe von rd. 47,5 Mio. t Getreide und rd. 5,3 Mio. t Winterraps. Damit liegt das Getreideangebot etwa 5 Prozent unter dem des Vorjahres. Auch in der Europäischen Union wird aufgrund einer eingeschränkten Anbaufläche, geringerer Anbauintensität und deshalb niedrigeren Durchschnittserträgen mit einer Erntemenge von nur 285 Mio. t (Vorjahr 311 Mio. t) gerechnet.

Der zurückhaltende Betriebsmitteleinsatz – insbesondere bei Grund- und Volldüngern – war im Frühjahr 2009 auch in den Umsatzzahlen der Genossenschaften erkennbar. Im Landtechnik-Neumaschinen-geschäft wurden bis Mitte Mai die offenen Bestellungen ausgeliefert. Seitdem laufen die Geschäfte eher schleppend. Der Absatz von Heizöl profitierte vom langen Winter und den stark gesunkenen Preisen. Deshalb haben sich viele Verbraucher zur Bevorratung entschlossen.

Die Futterwirtschaft meldet für 2009 rückläufige Mischfutterzahlen. In der Milchvieh-Futterproduktion wird in Deutschland und europaweit mit einem Rückgang von 10 Prozent gerechnet. Bei Schweinemischfutter werden es voraussichtlich ca. minus 5 Prozent sein. Regional zeigen sich durchaus unterschiedliche Ausprägungen. Während zu Jahresbeginn die Mischfutterproduktion für Rinder insbesondere im Osten Deutschlands deutlich zurückging, wurde in Süddeutschland weniger Mischfutter für Schweine als im Vergleichszeitraum des Vorjahres produziert.

Die genossenschaftliche Milchwirtschaft geht für 2009 vor dem Hintergrund der derzeit schwierigen Marktsituation von deutlichen Umsatzrückgängen aus. Durch das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage sind die Erlöse für Milchprodukte und in der Folge auch die Milcherzeugerpreise außergewöhnlich stark gesunken. In den Verhandlungen der neuen, ab Mai geltenden Listungsverträge konnte der Lebensmittelhandel deutliche Preisabschläge für Trinkmilch und weitere Milchprodukte der weißen Linie durchsetzen. Die Marktentwicklung in diesem Segment ist damit den anderen Produktgruppen wie Butter, Pulver und Käse gefolgt. „Ob hieraus positive Impulse für die private Nachfrage, die in den ersten Monaten des Jahres noch von einer anhaltenden Kaufzurückhaltung der Verbraucher geprägt war, resultieren, bleibt abzuwarten“, so Nüssel.

In der Vieh- und Fleischwirtschaft ist das Marktgeschehen von einer geringeren Erzeugung an Schweinefleisch in der EU gekennzeichnet. Auch für Deutschland wird erstmals seit 2001 mit einem leichten Rückgang bei der Nettoerzeugung auf dem Markt für Schlachtschweine gerechnet. Als Folge der Wirtschaftskrise greifen die Verbraucher verstärkt zu preiswerten Fleischerzeugnissen bzw. kostengünstigen Teilstücken. DRV-Präsident Nüssel sieht eine hohe Preissensibilität bei den Verbrauchern. Dennoch bleibt die Prognose angesichts einer bislang positiven Entwicklung im Auslandsgeschäft vorsichtig optimistisch, wobei der Aspekt der Zahlungssicherheit im Exportbereich an Bedeutung gewinnt.

Die Preise für derzeit verfügbares Obst und Gemüse stehen enorm unter Druck. Sie haben sich bei einigen Erzeugnissen im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert. Gründe dafür sind u. a.: ein witterungsbedingtes Überangebot mit Zusammenbruch des Marktes, häufige Verkäufe unter Einstandspreis durch Discounter und weniger Exporte der Absatzorganisationen nach Osteuropa als Folge der Finanzkrise. Importeure erhalten in den Empfängerländern keine Kredite mehr, wodurch Exporte von Belgien, Holland und anderen Lieferländern nach Deutschland gelangen. Die genossenschaftliche Obst-, Gemüse- und Gartenbauwirtschaft erwartet 2009 eine durchschnittliche Steinobsternte. Für eine Kernobstschätzung ist es noch zu früh. Zunehmend treten in der Apfelvermarktung Probleme mit Russland auf, da es dort an Liquidität fehlt. Auch die Ausfuhren nach Großbritannien leiden unter Währungsschwankungen.

Weiterhin gut aufgestellt sind die 212 Winzergenossenschaften, davon 124 mit eigener Kellerwirtschaft. Sie konnten im Wirtschaftsjahr 2007/2008 einen steigenden Umsatz verbuchen. Auch das erste Quartal 2009 entwickelte sich trotz der allgemein schwierigen Wirtschaftslage durchaus positiv im Handel. Weniger Absatz (zum Vergleichszeitraum) wurde mit mehr Umsatz kompensiert – zumindest bei deutschem Wein, der seinen Durchschnittspreis um 5 Prozent steigern konnte. Ob sich die ersten negativen Tendenzen im Export und in der hochpreisigen Gastronomie fortsetzen, bleibt abzuwarten. Positiv stimmt das Interesse der Verbraucher, insbesondere an deutschem Wein.

In der aktuell schwierigen Wirtschaftslage erweist sich die Unternehmensform eG als krisenfest. „Bislang haben unsere Genossenschaften die Finanz- und Wirtschaftskrise ohne einen Cent an staatlicher Hilfe gemeistert. Sie haben sich als Stabilitätsfaktoren ersten Ranges erwiesen. Unsere Genossenschaften – das gilt für alle Sparten – arbeiten solide und umsichtig. Ihr Unternehmensziel ist und bleibt die nachhaltige Förderung der Mitglieder. Das zahlt sich nun für Mitglieder und Kunden aus: Genossenschaften sind starke, verlässliche Marktpartner, gerade in unsicheren Zeiten“, so DRV-Präsident Nüssel bei der Mitgliederversammlung.

Der dynamische Anpassungsprozess wird fortgesetzt. Die Zahl der Genossenschaften, die im Handel und in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse tätig sind, sank 2008 – überwiegend durch Fusionen – um 3,4 Prozent. Diese 1.259 Unternehmen erzielten mit rd. 42 Mrd. Euro ca. 94 Prozent des Gesamtumsatzes aller
Raiffeisen-Genossenschaften.

Einzelheiten zur Entwicklung in den einzelnen Sparten zeigt der
DRV-Bericht 2008 – Ausblick 2009. Er ist kostenfrei beim Deutschen
Raiffeisenverband, Tel. 0228 106-367, Fax 0228 106-266, E-Mail presse@drv.raiffeisen.de, erhältlich und unter www.raiffeisen.de abzurufen.
Pressekontakt
Frau Dr. Claudia Döring
Telefon: 030 / 856214-440
E-Mail: presse@drv.raiffeisen.de
Pressemeldung Download: 
Deutscher Raiffeisenverband e.V.
Pariser Platz 3
10117 Berlin
Deutschland
Telefon:  +49  030  856214-0
Web:  www.raiffeisen.de
>>>  Pressefach


© proplanta 2006-2024. Alle Rechte vorbehalten.