Friedrichsdorf / Ts. (agrar-PR) - Nach
der etwas stabileren Wettersituation der vergangenen Tage läuft die ins
Stocken geratene Getreideernte auf Hochtouren. In weiten Teilen Hessens
waren zuvor umfangreiche und kontinuierliche Erntearbeiten kaum
möglich, da das Getreide nach Regenfällen nicht abtrocknen konnte. Nun
sind alle Getreidearten zeitgleich erntereif und erhöhen den Arbeits-
und Zeitdruck in den Betrieben. Zudem stellt dies hohe Anforderungen an
die Getreideerfassung und -Logistik. Die bislang geernteten Mengen und
Qualitäten liegen auf durchschnittlichem Niveau, die Getreide- und
Rapspreise stehen zunehmend unter Druck.
Während die
Kosten für die Betriebsmittel, insbesondere Düngemittel, zur Erstellung
der Ernte 2009 deutlich anstiegen, sanken die Getreidepreise gegenüber
dem Vorjahr um etwa 50 Prozent. Die mit der Ernte erzielbaren
finanziellen Ergebnisse können nicht die Produktionskosten decken.
Aktuell liegen die Erzeugerpreise auf einem katastrophalen Niveau.
Die Ursachen
dieses Preisverfalls sind nach Auffassung des Präsidenten des
Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, neben der Wirtschafts-
und Finanzkrise auch fehlende zusätzliche Absatzmöglichkeiten.
Beispielsweise ist die Verwendung von Getreide und Raps zur Erzeugung
nachwachsender Rohstoffe und Bioenergie ins Stocken geraten.
Gründe sind
die von der Bundesregierung eingeführte Besteuerung von Biokraftstoffen
sowie die gesenkten Beimischungsquoten von Biokraftstoff zum Mineralöl.
„Wir brauchen nachhaltige alternative Absatzmöglichkeiten zur
Marktentlastung, die uns die Politik derzeit durch Restriktionen
verwehrt“, so Präsident Friedhelm Schneider in seiner Bewertung.
Die Landwirte
werden in der angespannten Erntesituation alle betriebseigenen
Lagermöglichkeiten ausschöpfen, den Markt genau beobachten und
zeitgerecht mit qualitativ hochwertiger Ware aus heimischer Erzeugung
bedienen. Die Schaffung alternativer Verwertungsmöglichkeiten für
Ackerbauprodukte müsse von der Politik wieder ernsthaft vorangebracht
werden. Mehr Absatz führe zu mehr Nachfrage und damit auch zu höheren
Preisen, so Präsident Schneider abschließend.