30.04.2009 | 00:00:00 | ID: 415 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Grünland-Reifeprüfung 2009

Oldenburg (agrar-PR) - Die Reifeprüfung Grünland soll eine Orientierung zum optimalen Termin des ersten Schnittes im Grünland und für Ackergrasbestände geben. Prognosen über die Wachstums- und Qualitätsentwicklung im Grünland und  für Ackergrasbestände basieren auf eigenen Ergebnissen durch Probeschnitte in Verbindung mit einer mittelfristigen Wettervorhersage des Deutschen Wetterdienstes. Grundlagen  für dieses Verfahren wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Kiel erarbeitet und werden durch den Deutschen Wetterdienst (DWD)  in Braunschweig in einem Prognosemodell bereitgestellt.

In der letzten Woche hatten wir bereits erste Ergebnisse zum Ackergras veröffentlicht und für diese Woche die Ackergrasernte im südwestlichen Kammerbereich empfohlen. Die sehr warme Witterung beschleunigt jetzt auch im Dauergrünland das Massenwachstum. Der etwas verzögerte Vegetationsbeginn mit Abweichungen von 5 Tagen  (Hannover) bis 7 Tagen (Oldenburg) im Erreichen der langjährig festgestellten korrigierten Temperatursumme von 200 °C wurde dadurch vollständig kompensiert, so dass am 21. April erste Prognoseschnitte im Dauergrünland erfolgten. Wachstumshemmend war die Trockenheit im April, insbesondere dort, wo erst spät mineralische N-Düngung erfolgte fehlt es jetzt an Nährstoffen in der Bodenlösung, wodurch die Eiweißgehalte sehr niedrig ausfallen können. Die von uns beprobten Bestände wurden bis Vegetationsbeginn mit 100 – 120 kg N / ha aus Gülle sowie mineralisch versorgt, so dass Nährstoffmängel weitgehend ausgeschlossen werden.  

Klimagebiete und Standorte
Eine Übersicht über die diesjährigen Prüfstandorte und Klimaregionen ist in Abbildung 1 dargestellt. Die 6 Klimaregionen orientieren sich an der phänologischen Gebietseinteilung Norddeutschlands. Die phänologische Gebietseinteilung beruht auf einer Einstufung nach Klima und untergeordnet auch nach Bodenart  des Deutschen Wetterdienstes. Innerhalb der einzelnen Klimaregionen wurden jeweils 1 bis 4 Grünlandstandorte ausgewählt, um Ihnen möglichst repräsentative Prognosen gemäß der Bedeutung des Grünlandes und der Bodentypen Ihrer Region  geben zu können.
Für das Grünland wurden insgesamt 15 Standorte ausgewählt, wobei es sich in den meisten Fällen um dieselben Flächen handelt, die auch schon in den Vorjahren beprobt wurden. Die bereits in der Vorwoche beprobten 4 Ackergrasstandorten in zwei Klimaregionen wurden auch in dieser Woche beprobt, so dass auch für das Ackergras eine aktuelle Prognose vorliegt.

Ergebnisse und Prognose
Die Ergebnisse des Probeschnittes an zwei Ackergrasstandorten bestätigen weitgehend die Prognose der letzten Woche. Im Mittel wurden 39 dt Trockenmasse je ha bei 19,7 % Rohfaser erreicht. Die Rohproteingehalte lagen zwischen 12,5 und 22,8 % in Trockenmasse. Der Energiegehalt befand sich auf hohem Niveau bei 7,1 MJ NEL je kg Trockenmasse. Gegenüber dem Vorjahr ist eine vorgezogene Ackergrasernte eingetreten, einige Ackergrasbestände wurden bereits geerntet..Der angestrebte Rohfaserwert von 21 % i. T. wurde im südwestlichen Niedersachsen bereits am 21. April erreicht. Im Mittel der Klimaregion Westliches Niedersachsen (VI) sind auch die übrigen Ackergrasstandorte bis 28./29. April schnittreif.
Der Standort in der Klimaregion Hannover-Braunschweig zeigt sich noch etwas verhalten in der Reifeentwicklung. Hier liegen allerdings auch geringe Rohproteinwerte vor, so dass von verminderter Nährstoffverfügbarkeit infolge Trockenheit ausgegangen werden kann. Günstigere Standortverhältnisse und bessere Nährstoffverfügbarkeit beschleunigen neben der Ertragsentwicklung auch den Reifeprozeß. Wir empfehlen deshalb für die Klimaregion IV (Hannover Braunschweig) und weitere kontinental geprägte Standorte im östlichen Niedersachsen ebenfalls einen Erntetermin des Ackergrases in der letzten Aprilwoche, spätesten aber mit Beginn der ersten Maiwoche.

Dauergrünlandbestände
Die 15 beprobten Grünlandstandorte erreichten zum 21. April sehr unterschiedliche Trockenmasseerträge zwischen 6,2 dt TM / ha (Mittelgebirgslage im Vorharz) und 25,6 dt TM / ha (Ostfriesland). Die Rohfaserwerte lagen bei 16,1 % (Klimaregion V) bis 17,4 % i.T. (Klimaregion VI) und waren damit vergleichsweise einheitlich. Deutliche Abweichungen nach unten lagen am 21. April noch auf dem Hochmoorstandort Grasberg in der Klimaregion II (14,7 % Rohfaser) und in der Klimaregion III (16,1) bei Uelzen (15,7 % Rf i.T.) vor. Insgesamt lässt sich aber eine weitgehend einheitliche Entwicklung der Nutzungssreife des Grünlandes in Niedersachsen prognostizieren.

Weidereife erreicht
Die Weidereife ist nun allgemein erreicht und es kann bei täglichem Zuwachs von 1,5 – 1,8 dt Trockenmasse mit einer Besatzdichte von 8 bis 10 Milchkühen geweidet werden, um eine hohe Frischgrasqualität durch ständigen Verbiß zu bewahren. Da die meisten Betriebe die Stallfütterung beibehalten, sind auch höhere Besatzdichten angezeigt (vgl. Tabelle 2).

Der Siloschnitt für das Milchvieh sollte an günstigen Standorten bereits ab der ersten vollen Maiwoche eingeplant werden. Im Mittel der Klimaregionen werden zwischen 18,4 bis 19,7 % Rohfaser i. T. für den 30. April prognostiziert. Einzelne Flächen (3, 4, 6, 11, 13, 14) erreichen aktuell aber schon >20 % Rohfaser. In den entsprechenden Regionen sollte besonders auf das beginnende Ährenschieben der Weidelgräser geachtet werden, um den Schnitttermin, möglichst bei gutem Wetter in bester Grundfutterqualität wahrzunehmen.

Bei sehr früher Ernte sind erhöhte Rohproteinwerte in fast allen beprobten Grünlandflächen zu erwarten. Aktuell ist bei guter Nährstoffversorgung mit 19,1 bis 20,9 % i.T.  zu rechnen, so dass bei ausreichender Bodenfeuchte ein weiterer hoher Ertragszuwachs zu erwarten ist.  Dieser sollte noch abgewartet werden, damit die Eiweißgehalte auf günstige Werte um 16-17% absinken und die Rohfasergehalte auf mindestens 21 % i. T. ansteigen können. Im Verlauf der ersten Maiwoche können die ersten Standorte in den Klimaregionen Küste sowie westliches und nördliches Niedersachsen bereits optimal geerntet werden. Erst 8-10 Tage später werden vorraussichtlich die Standorte Infeld (Region I - Brackmarsch), Wischhafen (Region VI - Marsch), Grasberg (Region II - Hochmoor) sowie die Standorte der Klimaregionen III, IV und V erntereif sein.

Insgesamt sieht es wieder nach einem sehr frühen Schnitttermin aus, wenn die Wetterprognosen halten was der Wetterdienst vorhersagt. Auch die sehr frühe Löwenzahnblüte deutet auf darauf hin. Die rasante Vegetationsentwicklung im April hat das ursprünglich vorhandene Defizit des vergleichsweise späten Vegetationsbeginns voll aufgeholt.

Zur Überprüfung der Prognosedaten wird in der nächsten Woche an dieser Stelle eine aktualisierte Prognose auf der Grundlage eines Probeschnittes am 28. April erscheinen.
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