09.08.2010 | 13:35:00 | ID: 6434 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Heuschreckenplage verschärft Notsituation in Russland

Stuttgart/Hohenheim (agrar-PR) - In Russland leidet die Landwirtschaft derzeit nicht nur unter Bränden und Dürre, sondern auch unter einer ungewöhnlichen Heuschreckenplage. Die Ernteprognosen wurden daraufhin abermals nach unten korrigiert.

Bereits seit mehreren Wochen werden die südlichen Flächenareale Russlands, die an das Nachbarland Kasachstan angrenzen, von ungewöhnlich starkem Heuschreckenbefall heimgesucht. Rund 1,8 Mio. Hektar Getreidefläche seien inzwischen betroffenen, meldet das Informationsportal Proplanta in seinem Agrarmarkt-Telegramm. Dadurch wird die katastrophale Lage Russlands weiter verschärft, das infolge anhaltender Dürre vor allem unter zunehmenden Flächenbränden leidet. Von schweren Dürreschäden sind insgesamt über 10 Mio. Hektar Anbaufläche betroffen. Das russische Agrarministerium bestätigte Ende Juli, dass mittlerweile in 27 Regionen Russlands der Ausnahme- bzw. Notstand ausgerufen wurde. 

Heuschreckenschwärme treten in unregelmäßigen Abständen auf und können dann ganze Ernten vernichten. Am häufigsten betroffen ist der afrikanische Kontinent, aber auch Vorderasien, Australien und Südamerika leiden oft unter der Plage. Die Schwärme können aus mehr als einer Milliarden Tieren bestehen, was einem Gewicht von über 1.500.000 kg entspricht. Jede Heuschrecke vertilgt täglich etwa ihr eigenes Körpergewicht an pflanzlichem Material. Der wirtschaftliche Schaden ist daher enorm.

Die Wanderheuschrecken umfassen mehrere Arten in der Familie der Feldheuschrecken (Acrididae). Sie treten in zwei Formen auf, und zwar als weitgehend ortstreue, einzeln lebende Tiere (solitäre Phase) sowie als umherziehende Schwarmtiere (gregäre Phase). Berühren solitäre Tiere häufig Artgenossen, wird über das Hormon Serotonin der Übergang zur gregären Phase ausgelöst. Dieser Vorgang ist unter anderem mit umfassenden Umformungen des Gehirns verbunden. Auch morphologisch und in der Färbung unterscheiden sich die beiden Phasen, so dass sie bis in die 1920er-Jahre unterschiedlichen Arten zugerechnet wurden. 

Zur Bekämpfung der Heuschreckenpopulation werden meist Insektizide wie Organophosphate, Carbamate und synthetische Pyrethroide eingesetzt. Biologische Bekämpfungsmittel werden derzeit intensiv erforscht. In der Erprobung sind beispielsweise Pheromone wie Phenylacetonitril, das Heuschreckenmännchen natürlicherweise in dichten Populationen als Abwehrstoff gegen Konkurrenten produzieren. 

In jedem Fall, so auch dieses Jahr in Russland, ist die Heuschreckenbekämpfung sehr kostspielig. Auch ungewöhnliche Maßnahmen finden daher Gehör: Der Gouverneur des südrussischen Gebiets Astrachan, Alexander Schilkin, schlug im Juni in seinem Internet-Blog vor, die Plagegeister als Nahrungsmittel gewinnbringend an Asia-Restaurants zu verkaufen, statt sie einfach nur zu bekämpfen. 

Trotz solcher interessanten Geschäftsideen sind jedoch die Auswirkungen von Dürre, Bränden und Heuschrecken in Russland auf die internationalen Getreidemärkte enorm. Die Russische Getreide-Union hat vergangene Woche ihre Prognose über die russische Getreideernte gesenkt. Dieses Jahr wird nur noch eine Erntemenge von 72-78 Mio. t Getreide prognostiziert, fast ein Viertel weniger als im Vorjahr. Laut Agrarministerium sind die Getreidepreise in Russland in den letzten zwei Wochen bereits um 40 % gestiegen. Wladimir Putin verhängte daher letzte Woche ein Exportstopp für Getreide bis Ende des Jahres. „Russland exportierte in der Vergangenheit rund 18 Mio. t Weizen. Ein Wegfall der russischen Weizenexporte würde ein weltweit um 17-18 % geringeres Weizenhandelsvolumen bedeuten“, erläutert der Proplanta-Agrarexperte Volker Lindloff. Hinzu kämen Exportrückgänge für Gerste, Roggen und Mais. „Das sind gravierende Veränderungen am Weltmarkt, die einen weiteren enormen Preisanstieg nach sich ziehen dürften“, befürchtet Lindloff.

Weitere ausführliche Hintergrundinformationen und aktuelle Entwicklungen an den nationalen und internationalen Getreide- und Ölsaatenmärkten beinhaltet das aktuelle Agrarmarkt-Telegramm von Proplanta. Unabhängige Marktanalysen, Infografiken, Preisentwicklungen sowie Schlusskurse wichtiger Terminbörsen und Kassamärkte verschaffen einen kompakten Überblick und bieten eine wertvolle Orientierungshilfe für Betriebsentscheidungen. Das Agrarmarkt-Telegramm kann bei Proplanta auf www.proplanta.de per E-Mail bezogen werden. 

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