München (agrar-PR) - Die
Einkommen der bayerischen Bauern sind im nun ausgewerteten Zeitraum von
Juli 2008 bis Juni 2009 stark zurückgegangen. Nach dem
Ausnahmewirtschaftsjahr 2007/2008 schlägt die Finanz- und
Wirtschaftskrise auch in der Land- und Forstwirtschaft gewaltig durch.
Das Wirtschaftsjahr 2008/2009 ist durch den enormen Preisverfall bei
nahezu allen agrarischen Erzeugnissen gekennzeichnet. Die entstandenen,
hohen Einkommensverluste sind für so manchen Familienbetrieb
existenzbedrohend. Geprägt wurde die wirtschaftliche Situation
zudem noch von den zum Teil um rund 200 Prozent gestiegenen
Düngemittelpreisen und anderen Betriebsmittelpreissteigerungen. Dies
zeigt der heute in Berlin vorgestellte, jährliche Situationsbericht des
Deutschen Bauernverbandes. Ihm liegen die Ergebnisdaten von knapp
20.000 deutschen Betrieben, darunter rund 5.000 aus Bayern, zugrunde.
Danach
lag in Bayern der monatliche Durchschnittsverdienst einer selbständigen
Familienarbeitskraft bei 1.543 Euro brutto. Die Betriebseinkommen im
Ackerbau und auch in der Milchviehhaltung sind um rund 40 Prozent
gegenüber dem vorangegangenen Wirtschaftsjahr eingebrochen. Zwar haben
sich die Betriebseinkommen von Schweinehaltern etwas erholen können,
dies allerdings von einem sehr niedrigen Niveau ausgehend.
Zwischenzeitlich sind aber auch in diesem Bereich die Preise wieder
unter Druck geraten. Das durchschnittliche Einkommen der Bäuerinnen und
Bauern in Bayern hinkt dem hierfür von der Bundesregierung ermittelten
Vergleichslohn deutlich hinterher: Das „Brutto-Monatseinkommen“ in der
bayerischen Landwirtschaft liegt um rund 35 Prozent unter dem
bisherigen Vergleichslohn von 2.333 Euro/Monat.
Im
Vergleich zum Einkommen von angestellten Arbeitnehmern ist das
monatliche Einkommen in der Landwirtschaft als Bruttolohn zuzüglich des
Arbeitgeberanteils für Sozialversicherungen zu betrachten. Mit dem
landwirtschaftlichen „Bruttoeinkommen“ muss ein Familienbetrieb die
betriebliche Eigenkapitalbildung, Lebenshaltung, Krankenversicherung
und Altersversorgung für die Familie finanzieren. Von den monatlich
in Bayern verfügbaren 1.543 Euro je Familienarbeitskraft müssen rund
500 Euro pro Monat für die landwirtschaftliche Sozialversicherung
verwendet werden. Diese umfasst die landwirtschaftliche
Krankenversicherung und die landwirtschaftliche Alterskasse. Für
Letztere sind Beiträge nicht nur für den Landwirt, sondern zusätzlich
ein eigener Beitrag für die Landwirtsehegattin zu entrichten.
Risikoausgleichsrücklage erforderlich
Die Einkommensschwankungen der letzten Jahre zeigen den zunehmenden
Einfluss stark schwankender Märkte auf die Landwirtschaft. Das
Risikomanagement und eine kontinuierliche Überprüfung der
Betriebsabläufe sowie der Finanzsituation sind mittlerweile von sehr
großer Bedeutung geworden. Mit der Möglichkeit, eigenständig eine
steuerliche Risikoausgleichsrücklage bilden zu können, würde die
Eigenvorsorge der Bauern für schlechte Jahre gestärkt werden. Hier
fordert der Bauernverband von der neuen Bundesregierung, den
landwirtschaftlichen Familienbetrieben eine Rücklagenbildung zu
ermöglichen, zumal deren Erträge zunehmend von den unkontrollierbaren
Wettereinflüssen abhängen.
Blick auf das laufende Wirtschaftsjahr
Die aktuelle Lage der landwirtschaftlichen Familienbetriebe ist
aufgrund des gravierenden Preisverfalls in den letzten Monaten bei
Milch, Getreide, Kartoffeln, Fleisch, Obst und Gemüse vielfach sehr
kritisch. Der aktuelle Ausblick auf das bis Ende Juni 2010 laufende
Wirtschaftsjahr ist deshalb trübe. „Wir hoffen auf eine nachhaltige
Trendwende bei allen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen im Jahr 2010.
Die Einkommen der Bauernfamilien müssen sich stabilisieren und
erholen“, erklärt der Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes,
Hans Müller. Ausdrückliche Anerkennung gilt den Maßnahmen der neuen
Bundesregierung, die mit Unterstützung von Ministerpräsident Horst
Seehofer und Staatsminister Helmut Brunner im Koalitionsvertrag und mit
dem Sonderprogramm Landwirtschaft auf den Weg gebracht wurden. „Die
dort vereinbarten Hilfen und Entlastungen tun den Bauernfamilien gut“,
erklärt der Bauernverband.
„Grundsätzlich
müssen wir uns auf marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen in Europa und
weltweit einstellen. Dafür brauchen wir dann aber auch gesetzlich und
finanziell fest verankerte Instrumente und einen Flankenschutz, um
soziale Marktwirtschaft und damit eine soziale Landwirtschaft
nachhaltig zu ermöglichen“, sagt Müller. „Bei zunehmender Nachfrage an
Lebensmitteln und erneuerbaren Energien haben wir trotz allem eine gute
Ausgangssituation für unsere Betriebe.“
Weitere Informationen zum Situationsbericht liefert die Internetseite
www.situationsbericht.de.