Hannover (agrar-PR) - Die Produktivität in der Landwirtschaft ist in den vergangenen 100
Jahren rasant gestiegen. Wie aus dem jüngsten Situationsbericht des
Deutschen Bauernverbandes hervorgeht, kann ein Landwirt immer mehr
Menschen mit seiner Arbeit ernähren, berichtet der
Landvolk-Pressedienst. Vor 100 Jahren galt Deutschland noch als
Agrarstaat. In der Landwirtschaft arbeiteten rund 38 Prozent aller
Erwerbstätigen und erwirtschafteten so einen Anteil von knapp 30
Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung des Staates. Ein Landwirt
erzeugte um 1900 mit seiner Arbeit aber nur Nahrungsmittel für etwa
vier Menschen. 1950 konnte ein Bauer bereits zehn und nur weitere zehn
Jahre später bereits 17 Menschen mit seiner Arbeit „satt machen“. In
den darauffolgenden Jahren nahm die Produktivität in der Landwirtschaft
immer weiter zu. 1980 konnte ein Landwirt bereits so viele
Nahrungsmittel produzieren, dass er 47 Personen ernähren konnte. Bis
zum Jahr 2000 stieg diese Zahl auf 127. Heute kann ein Landwirt rein
rechnerisch sogar 133 Personen ernähren.
Die enorme Leistungssteigerung wurde vor allem durch verbesserte
Produktionsmethoden wie leistungsstärkere Landmaschinen, effektive
Pflanzenschutzmittel und neue Getreidesorten möglich. So wurden
innerhalb der vergangenen 100 Jahre Zugtiere durch motorisierte
Maschinen ersetzt, Fütterungsprozesse konnten automatisiert und
präzisiert werden. Seit einigen Jahren bestimmt darüber hinaus immer
mehr die moderne EDV den Technikeinsatz in der Landwirtschaft.
Dementsprechend gelten heute Präzisionslandwirtschaft,
computergesteuerte Prozesse oder Melkroboter als Stichworte für die
moderne Landwirtschaft. Doch nicht nur beim Technikeinsatz hat sich die
Moderne in der Landwirtschaft durchgesetzt. So konnte ein Landwirt vor
100 Jahren beispielsweise etwa 18,5 Dezitonnen (dt) Weizen von einem
Hektar ernten. Heute liegt der durchschnittliche Hektarertrag mit 77,8
dt/ha mehr als viermal so hoch. Während vor 100 Jahren knapp 130 dt/ha
Kartoffeln gerodet werden konnten, sind es heute 440,6 dt/ha.
Der Einfluss wissenschaftlicher Untersuchungsergebnisse in die
Fütterung und verbesserte Haltungsbedingungen haben außerdem dazu
geführt, dass auch die Leistungen „aus dem Stall“ immer besser geworden
sind. So gab beispielsweise eine Kuh vor 100 Jahren rund 2.165 kg Milch
im Jahr, heute sind es durchschnittlich 6.827 kg. Der Einsatz all der
kapital- und wissensintensiven Produktionsmittel hat jedoch nicht nur
zu einer Produktivitätssteigerung, sondern auch zu einem rasanten
Strukturwandel geführt. Heute arbeiten nur noch 2,1 Prozent aller
Erwerbstätigen in der Landwirtschaft, die einen Anteil von rund einem
Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung beisteuert.