14.08.2020 | 16:57:00 | ID: 29087 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Kompromiss zur Eindämmung der Mäuseplage in der Landwirtschaft gefunden

Erfurt (agrar-PR) - Das Landwirtschaftsministerium hat sich mit dem Umweltministerium auf ein Verfahren geeinigt, mit dem wir die Landwirte im Kampf gegen die Mäuseplage unterstützen können.
„Es wird möglich sein, unter bestimmten Auflagen Rodentizide gegen die Feldmäuse einzusetzen. Uns allen ist es sehr wichtig, dass dabei keine geschützten Tierarten, wie zum Beispiel Hamster in Mitleidenschaft gezogen werden. Deshalb sollen Gutachter prüfen, ob auf den von Mäusen befallenen Flächen auch Hamster vorkommen. Wir haben heute ein Merkblatt für die Landwirte veröffentlicht. Darin weisen wir auf Möglichkeiten hin, wie sich Landwirte den Einsatz von Rodentiziden als Ausnahmemaßnahme genehmigen lassen können. Unser intensiver Einsatz beim Umweltministerium und beim Bundesagrarministerium war im Interesse der Landwirte erfolgreich“, so Landwirtschaftsminister Benjamin-Immanuel Hoff.

Ab sofort können Landwirte, deren Flächen in Natura 2000-Gebieten (FFH- und Vogelschutzgebiete) liegen, die Ausbringung von Rodentiziden auf ihren Feldstücken bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde (UNB) anzeigen. Vor einer Anwendung in diesen Gebieten ist nachweislich sicher zu stellen, dass die Erhaltungsziele und der Schutzzweck des Gebiets nicht erheblich beeinträchtigt werden. Wenn die UNB innerhalb eines Monats nach Eingang der Anzeige keine Entscheidung getroffen hat, können die Rodentizide ausgebracht werden. Ausnahmen gelten aus Gründen des Artenschutzes für bestimmte Vogelschutzgebiete. Hier wird geraten, wegen einer absehbaren Untersagung durch die UNB auf eine Anzeige zum Rodentizideinsatz zu verzichten. In FFH-Gebieten, in denen Kleinsäuger fressende Vogelarten wie Gänse und Kraniche als Erhaltungsziel nicht aufgeführt sind, können Rodentizide grundsätzlich ohne vorherige Anzeige ausgebracht werden.

In Gebieten mit Feldhamstervorkommen und starkem Feldmausbefall können Landwirte einen vom Thüringer Umweltministerium (TMUEN) vorgegebenen Gutachter beauftragen und so feststellen lassen, ob auf den betreffenden Flächen Hamsterbaue vorkommen. Wenn keine Feldhamster auf den geprüften Flächen gefunden werden, dürfen Rodentizide eingesetzt werden. Der Einsatz eines Wühlmauspfluges beim Einsatz des Rodentizids verringert das Risiko für Mensch, andere Tiere und Umwelt, da der Köder ohne Berührung in eine unterirdische Röhre ausgebracht werden kann, die danach verschlossen wird. Das Ausbringen direkt in die Mäusehöhlen und deren anschließender Verschluss schützt andere Tiere und verhindert eine Abschwemmung des Köders in Oberflächengewässer. Bei Kontakt mit Feuchtigkeit verliert das Rodentizid nach kurzer Zeit seine Wirkung.

Zudem hat Bundesministerin Klöckner Notfallzulassungen von Rodentiziden zur kontrollierten und begrenzten Bekämpfung der diesjährigen Feldmausplage in Aussicht gestellt. Diese Zulassungen sind nur möglich, weil das aktuelle Massenauftreten der Feldmaus als eine anders nicht abzuwehrende Gefahr klassifiziert wurde. Das Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) hat Anträge beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eingereicht, um die Anwendung des Wühlmauspfluges sowie das Ausbringen von Rodentiziden in Gebieten mit Feldhamstervorkommen vor dem 1. November zu ermöglichen.

Weitere Hinweise zur Umsetzung finden sich auch dem angehängten Merkblatt. Detaillierte Informationen dazu sind auf den Internetseiten des TLLLR erhältlich. https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/regionales/thueringen/ackerbau/feldmauskalamitaet-2020-in-thueringen-315660

Hintergrund

Ein Hauptgrund für die diesjährigen Ertragsverluste ist die Massenvermehrung der Feldmäuse in vielen Regionen Thüringens. In zahlreichen Kulturen wurden massive Fraßschäden festgestellt und vom Pflanzenschutzdienst nach der Ernte der Winterkulturen extremer Feldmausbefall nachgewiesen. Ein Rückgang des Befalls ist derzeit nicht zu erwarten, so dass auch im Herbst mit extremen Schäden an den folgenden Kulturen (Winterraps, Wintergerste, Winterweizen) gerechnet wird.

Die Landwirte nutzten die Zeit zwischen Ernte und Aussaat der Winterkulturen bereits intensiv zur Eindämmung der Feldmauspopulation. Wichtige Maßnahmen sind eine intensive Bodenbearbeitung, das Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel sowie das Schwarzhalten der Flächen, um den Feldmäusen die Nahrung zu entziehen.

Das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum hat beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für folgende Maßnahmen Notfallzulassungen beantragt:
1. Zulassung des Einsatzes von Zinkphosphid mittels Feldmaus- und Wühlmauspflug (ohne Gebietsbeschränkung),
2. Zulassung des Einsatzes von Zinkphosphid mittels Legeflinte in Vorkommensgebieten des Hamsters (kein Antrag für FFH-/Vogelschutzgebiete).

Das TLLLR sieht in der Anwendung von Rodentiziden nach der aktuellen Ernte in den Gebieten mit Starkbefall die einzige Möglichkeit, starke Schäden an den neuen Saaten zu vermeiden. In Thüringen gelten mehr als 70 Prozent der Ackerflächen als Feldhamsterschutzgebiete, deshalb können Rodentizide von März bis Oktober nur auf wenigen Ackerflächen eingesetzt werden.
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