Hannover (agrar-PR) -
EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie Landwirtschaftlicher Unternehmergeist
stößt heutzutage schnell an Grenzen. Es sind zumeist sehr ideologische
Grenzen, die innovativen und wachstumswilligen Betriebsleitern
aufgezeigt werden. Kaum eine Biogasanlage, kaum ein Schweine- oder
Geflügelstall, fast kein Windrad lässt sich heute noch ohne die
kritische Auseinandersetzung mit den Nachbarn realisieren.
Gegen sachliche Kritik spricht nichts.
Sie orientiert sich an den rechtlichen Rahmenbedingungen, hinterfragt,
ob Bau- und Immissions- oder Tierschutzrecht eingehalten werden.
Fachliche Einwände aber unterscheiden sich von fundamentaler
Opposition, wie sie Landwirten vielerorts hören müssen.
Häufig organisieren einige wenige
Kritiker, nicht selten weit angereist, öffentlichen Widerspruch. Sie
äußern sich zu nahezu jedem Objekt lautstark in der Presse, gründen
Bürgerinitiativen und stehen in fast professioneller Mission an der
Spitze von Protestveranstaltungen. Es sind die immer wieder gleichen
Argumente, die potenziellen Hähnchenmästern oder Betreibern von
Biogasanlagen entgegenschlagen: Gestank, Lärm, gesundheitliche
Beeinträchtigungen werden befürchtet. Mit diesen Argumenten haben sich
Landwirte ebenso auseinander zu setzen wie Kommunen, die beispielsweise
Verarbeitungsunternehmen oder Versuchsställe genehmigen wollen.
An einem echten Austausch von Argumenten
oder dem Abwägen des Für und Wider ist vielen, die landwirtschaftliche
Investitionsobjekte mit Argwohn betrachten, nicht gelegen. Sie haben
sich ihre Meinung bereits gebildet, ehe der Investor überhaupt zu Wort
gekommen ist. Selbst in nahezu viehlosen Regionen wie in der
Braunschweiger Börde oder dem investitionsschwachen Eichsfeld müssen
Landwirte mehr Energie für die öffentliche Diskussion zu ihren
Investitionsplänen aufbringen als für die echte Planung, Finanzierung
oder andere Detailfragen.
Die Verbraucher kaufen bevorzugt billig.
Sie handeln nach dem St. Florians Prinzip: Vor der eigenen Haustür
wollen sie weder Stall noch Biogasanlage oder Schlachthof. Landwirte
sollen ihre Höfe möglichst marktorientiert und ohne Subventionen
bewirtschaften, aber so unauffällig und geruchlos wie ein Kunstatelier.
An gepflegten Äckern erfreut sich der Städter, wenn er am Wochenende
fernab von Asphalt und Straßenlärm auftanken will, aber
Pflanzenschutzspritze und Güllefass passen nicht ins Bild.
Niedersachsen schmückt sich zu Recht mit dem Zusatz „Agrarland“. Die
Agrar- und Ernährungswirtschaft hat nicht nur in einem Agrarland ein
gutes Recht darauf, sich weiter entwickeln zu dürfen. Den Rahmen dafür
hat der Gesetzgeber vorgegeben.