Verlässliche Rahmenbedingungen und praxistaugliche
Lösungen für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln diskutierte die
Bundesfachgruppe Obstbau bei ihrer jüngsten Sitzung im hessischen
Grünberg. Weitere Themenschwerpunkte waren die Arbeitskräftesituation
und die Risikoausgleichsrücklage.
Erhebliche Probleme bereitet den Obstbauern derzeit
die unzureichende Zulassung von Pflanzenschutzmitteln für ihre
Kulturen. In allen Obstarten gebe es Defizite, die eine effektive
Eindämmung von Krankheiten und Schädlingen nicht erlaube, berichtet
Jens Stechmann gegenüber der LAND & Forst. Der Vorsitzende des
Obstbauversuchsringes im Alten Land wurde zum stellvertretenden
Vorsitzenden der Bundesfachgruppe Obstbau gewählt und löst in dieser
Funktion Gerd Beckmann ab, der weiter Landesvorsitzender für
Niedersachsen bleibt. Stechmann sieht erheblichen „Informationsbedarf"
in der Politik, aber auch bei Behörden, Verwaltungen, der Industrie und
dem Lebensmitteleinzelhandel, um zukünftig aus einer ausreichenden und
auf die Bedürfnisse des Obstbaues abgestimmten Wirkstoffpalette
auswählen zu können.
Verlässlichkeit wünschen sich die Obstbauern auch in
einem weiteren Punkt: Bei den Regelungen zur Beschäftigung von
Saisonarbeitskräften. „Die meisten Ernte- und Pflegemaßnahmen werden in
Handarbeit gemacht", verdeutlicht Stechmann. Dazu seien ausländische
Saisonkräfte unerlässlich.
Als Zukunftsaufgaben wertet er die noch bessere Aus-
und Weiterbildung der zukünftigen Betriebsleiter. Erfreut zeigte er
sich daher über den Bau einer neuen Obstbauschule in Jork. Grundlage
für die Weiterbildung seien eine praxisnahe Forschung und Beratung.
Deren Ergebnisse und Vermittlung in die Praxis würden den Betrieben
helfen, sich für die Zukunft aufzustellen und sie in der
Konkurrenzfähigkeit gegenüber Obstbauern in anderen Ländern zu stärken.
Gemeinsam mit dem Landvolk Niedersachsen will sich
Stechmann für die Einführung einer Risikoausgleichsrücklage stark
machen. „Die Wirtschaftlichkeit der Betriebe wird durch
Witterungsrisiken und auch Vermarktungsrisiken zunehmend stärkeren
Schwankungen ausgesetzt", verdeutlicht er. Zwischen gewinnstarken und
schwächeren Jahren müsse ein steuerlicher Ausgleich möglich sein.
Stechmann sieht auch in gemeinsamen Vermarktungsorganisationen noch
Potenzial, um für die Erzeuger bessere Konditionen auszuhandeln.
Stechmann ist gelernter Gärtner der Fachrichtung Obstbau und hat an
der Fachhochschule Osnabrück Gartenbau studiert. Seit 1984 führt er
seinen Obstbaubetrieb in Jork-Lühe. 2000 wählte ihn der
Obstbauversuchsring des Alten Landes, der zweitgrößte
Obstbauversuchsring Europas, zum Vorsitzenden. Die Fachgruppe Obstbau
ist Mitglied der Bundesfachgruppe Obstbau im Deutschen Bauernverband,
dort will sich Jens Stechmann aktiv in die Themen des Obstbaues auf
Bundesebene einmischen.