Hannover (agrar-PR) - Die Preise für Milchquoten sind bei dem jüngsten Übertragungstermin
bundesweit rapide gesunken. Der 30. Börsentermin seit der Einführung im
Jahr 2000 ergab den historischen Tiefstpreis von elf ct/kg, gegenüber
dem Novembertermin ist dies ein Rückgang um sieben ct/kg. Dem Angebot
von 402,5 Mio. kg stand eine nur knapp halb so große Nachfrage über
194,8 Mio. kg gegenüber, damit regulierten Angebot und Nachfrage den
Preis. Das Landvolk Niedersachsen sieht einen Grund für die geringe
Nachfrage in der äußerst angespannten finanziellen Situation vieler
Milchviehhalter. Gleichzeitig sehen sich zunehmend mehr Milcherzeuger
nicht mehr dazu veranlasst, kurz vor Auslaufen der
Garantiemengenregelung im Jahr 2015 noch weiter Geld in ein
Auslaufmodell zu investieren. Diese Einschätzung teilen Milchviehhalter
in anderen EU-Staaten. In 20 der 27 EU-Mitgliedstaaten spielt die Quote
bei zunehmender nationaler Unterlieferung bereits keine Rolle mehr. Für
den nächsten Börsentermin im Juli wird mit einem weiteren Preisrückgang
gerechnet.
Von dem bundesweiten Quotenhandel haben die norddeutschen
Milcherzeuger profitiert. Niedersachsen und Schleswig-Holstein gewannen
gut 27 Mio. kg Milch hinzu, während die Bundesländer Baden-Württemberg
und Hessen Quoten verloren. In Bayern allerdings, wo die typischen
Grünlandbauern im Zuge der Marktliberalisierung massiv um eine
Abwanderung ihrer Quoten fürchteten, verringerte sich die Gesamtquote
seit Sommer 2007 lediglich um 0,5 Prozent.
In Deutschland erwarten Marktbeobachter für das laufende Quotenjahr
ebenfalls eine ausgeglichene Mengenbilanz, dazu trug auch die Erhöhung
der einzelbetrieblichen Anlieferungsmengen bei. Für das Quotenjahr
2009/10 (1.4. bis 31.3.) wird nach vorsichtigen Hochrechnungen eine
ausgeglichene Bilanz erwartet. Nachdem im ersten Quotenhalbjahr die
Erzeugung durchaus noch leichte Steigerungsraten aufwies, haben die
Landwirte nun auf das geringere Preisniveau reagiert und die Produktion
gedrosselt. Neben einem geringeren Kraftfuttereinsatz und eher mäßigen
Grundfutterqualitäten dürfte auch der strenge Winter einen Tribut bei
der Milchleistung gefordert haben. Das Milchaufkommen bewegt sich nach
Mitteilung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen
zumindest nahe am Vorjahresniveau und ließ bis Ende Februar bei einer
geschätzten Quotenausnutzung von 99,3 Prozent keine Überlieferung
erwarten. Dagegen setzen die Milcherzeuger jetzt auf eine Erholung der
Preise, erste Vorzeichen dafür deuten sich an und sind aus Erzeugersicht
mehr als überfällig.