Hannover (agrar-PR) - Ernte Dass die Ernte weltweit gut ausfallen würde,
war bekannt und wurde immer wieder publiziert. Sie sollte das hohe
Vorjahresniveau nicht erreichen, aber über dem durchschnittlichen
Ergebnis der Vorjahre liegen. Diese Prognose hat der internationale
Getreiderat Ende Juli nochmals bekräftigt. Den Preisen sind diese
Vorschätzungen nicht gut bekommen, sie sanken schon im Vorfeld der
diesjährigen Ernte erheblich ab. Jetzt zeigen sich auch in
Niedersachsen gute Ernteergebnisse, sie halten die Märkte unter Druck.
Gute Erwartungen für den Mais verstärken diesen Trend zusätzlich.
Dennoch, vergessen wir nicht: Weltweit werden jährlich 40 Millionen
Tonnen mehr verbraucht! Die klassischen Importländer haben ihre
Einfuhren deutlich gesteigert. Die Märkte sind global, Erntezeit
bedeutet Marktdruck.
Leider gerät dadurch nun auch der Ackerbau in
schwieriges Fahrwasser. Mit den höheren Mengen können weder die
massiven Preissenkungen noch die relativ hohen Herstellungskosten
kompensiert werden. Jetzt muss es darum gehen, die größeren Mengen
möglichst gut zu vermarkten. Das klingt in der aktuell schwierigen
Situation wie das „laute Pfeifen im Walde“, aber wir befinden uns
zurzeit sehr wahrscheinlich in der ungünstigsten Phase der
Vermarktungsperiode. Weizen und Gerste werden durch die Intervention
gehalten, die Preise können kaum noch tiefer sinken.
Hart trifft es den Roggen, dem die Interventionsanbindung fehlt. Die
niedrigen Roggenpreise wirken wie Abwehrpreise, um zunächst andere
Getreidearten ins Lager nehmen zu können. Ich möchte an unseren
Getreidehandel appellieren, alle Kraft in die Aufnahme und Lagerung der
Getreideernte zu legen. Die Qualitäten sind recht gut, und wir haben
wegen unserer Hafennähe immer wieder Chancen gehabt, am Weltmarkt zu
verkaufen. Außerdem liegen aufnahmefähige Veredlungsregionen vor der
Tür, die Bioenergie gewinnt als Getreidekäufer an Bedeutung, und auch
die Mühlenwirtschaft wird wieder kaufen.
Aber alles dieses gelingt noch nicht während der laufenden Ernte.
Märkte benötigen Zeit zur Anpassung an die Gegebenheiten. Es geht also
darum, die Zeit des Preisdruckes zu überbrücken und intelligente
Vermarktungssysteme bekannter zu machen. Wir haben in Niedersachsen
immer in eine gute Infrastruktur investiert, jetzt ist die Zeit
gekommen, diese Qualität unter Beweis zu stellen. Es wird gelingen,
dessen bin ich mir gewiss. Nicht geschehen darf hingegen, dass
Landwirte in dieser schwierigen Phase ihr Getreide verschleudern, weil
der Markt sie in eine depressive Hoffnungslosigkeit stürzt. Wo es geht,
nutzen Sie die Angebote zur Liquiditätsüberbrückung. Ich appelliere
auch hier an unsere Vermarktungspartner, fair zu beraten und
transparent zu agieren.