Bad Kreuznach (agrar-PR) - Winzer, Erzeugergemeinschaften, Kellereien bieten ihre
Erzeugnisse auf einem Markt an, von dessen begrenztem
Nachfragepotenzial sie jeweils versuchen, einen gewinnbringenden Anteil
für ihr Unternehmen zu sichern. Im Wettbewerb mit seinen Mitbewerbern
versucht jeder von ihnen Marktanteile zu gewinnen, zu sichern und
auszubauen. In dem Marktbereich, in dem nicht der niedrigste Preis,
sondern die beste Qualität über die Wettbewerbsposition entscheidet,
wird Benchmarking, also der kontinuierliche Vergleich der Erzeugnisse
des eigenen Betriebs mit denen der stärksten Mitbewerber und damit ein
wichtiges Mittel der Standortbestimmung, besonders effektiv über die
Teilnahme an renommierten Prämierungswettbewerben vorgenommen.
Dass die sich anbietenden
Prämierungswettbewerbe jeweils unterschiedliche Zielgruppen und
unterschiedliche Erwartungen bedienen und sich deshalb mehr gegenseitig
ergänzen als miteinander zu konkurrieren, dokumentierte ein Vortrag von
Prof. Dr. Ulrich Fischer, dem Leiter der Abteilung Weinbau und Oenologie
am DLR Rheinpfalz, gehalten vor den Mitgliedern des Weinbauausschusses
der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Anhand einer vergleichenden
Gegenüberstellung der Landesprämierung Rheinland-Pfalz und des
Wettbewerbs
Mundus Vini führte er dabei den Nachweis einer
sinnvollen, von Anbietern und Nachfragern gleichermaßen goutierten
Parallelexistenz zweier Veranstaltungen mit zunächst identisch
erscheinender Funktion. Eine Konkurrenzsituation zwischen
Landesprämierung und
Mundus Vini besteht laut Dr. Fischer vor
allem wegen der unterschiedlichen Ausrichtung des mit den beiden
Angeboten jeweils verbundenen Benchmarking nicht. Erfolgreiche
Teilnahmen an der Landesprämierung, die mit einer Preismünze
dokumentiert werden, aber auch Staatsehrenpreise als Nachweis von
Kontinuität auf hohem Niveau und die Siegerweinprämierung als Ermittlung
der "Besten der Besten" sieht er mit dem Erzielen von positiver
öffentlicher Aufmerksamkeit und daraus folgendem Imagegewinn für das
Unternehmen und seine Erzeugnisse verbunden. Während diesbezüglich die
Landesprämierung für eine Positionierung auf den regionalen und
nationalen Märkten genutzt werde, habe die
Mundus Vini-Prämierung
zwar dieselbe Funktion, aber eine von Anfang an internationale
Orientierung. Erkennbar wird das an der Anlehnung an das Reglement der
internationalen Weininstanzen O.I.V. (Organisation International de la
Vigne et du Vin, Paris) und der Union Internationale des Oenologues
(U.I.O.E., Paris).
Mundus Vini ist Mitglied der Féderation
Mondiale des Grands Concours de Vins et de Spiritueux in Kanada
(VinoFed). International ist Zusammensetzung der Jury; von den fünf bis
sieben Mitgliedern kommen immer nur je zwei aus Deutschland.
International sind schließlich die zur Prämierung eingeladenen Weine,
die aus allen wichtigen Anbaugebieten der Welt kommen. Eine Prämierung
mit den Auszeichnungen Großes Gold, Gold und Silber ist für 30 Prozent
der angestellten Weine reserviert. Als wesentliche Unterscheidung
gegenüber der Landesprämierung hob Dr. Fischer neben der Streichung der
Bewertung von Juroren, die um mehr als fünf vom Mittelwert abweichen,
die Tatsache hervor, dass von den Prüfer neben der Bewertung innerhalb
der 100-Punkte-Skala zusätzlich eine Beschreibung verlangt werde. Damit
werde der Prüfer veranlasst, sich mit jedem zu prüfenden Wein intensiv
auseinanderzusetzen, um ein Geschmacksprofil erstellen zu können.
In der anschließenden Diskussion machten
die Mitglieder des Weinbauausschusses der Kammer deutlich, dass sich die
Landesprämierung in ihrer Intention, ihrer Ausrichtung und Zielvorgabe
und infolgedessen auch in ihrer Konzeption und Durchführung bewusst von
anderen Wettbewerben und insbesondere auch von
Mundus Vini
unterscheide. Deshalb bestehe auch kein Konkurrenzverhältnis und auch
keine graduelle Abstufung zwischen beiden. Die Landesprämierung verstehe
sich ausdrücklich als Angebot an alle Weinerzeuger in Rheinland-Pfalz
sich im Wettbewerb untereinander zu positionieren. Eine gegenüber
Mundus
Vini sehr viel geringere Anstellungsgebühr ermögliche einem
Betrieb, mehrere Weine einzureichen. Während
Mundus Vini nur
einmal im Jahr stattfindet, bietet die Landesprämierung Aktualität durch
sechs Termine pro Jahr an, gekrönt von der einmaligen Kür der
Siegerweine als der besten Weine aus dem Kreis der Goldprämierten des
Jahres. Anders als bei
Mundus Vini werden die Weine von den
Sachverständigen zwar auch anonym und verdeckt, aber - als klares
Bekenntnis zur Regionalität - ausdrücklich mit Nennung von Rebsorte und
Anbaugebiet probiert. Die Marktentwicklung weise eindeutig eine
steigende Nachfrage nach Rebsortenweinen nach, deren Typizität in
Verbindung mit ihrer standortbedingten Individualität ein wesentliches
Kriterium der Landesprämierung sei, mit dem diese sich ausdrücklich von
standardisierten internationalen Vorgaben abhebe. Wenn aber die Rebsorte
dem Prüfer nicht bekannt, könne auf Typizität nicht geprüft werden.
"Einem Wein, der als Spätburgunder am Markt angeboten wird, der trotz
höchster Güte nicht nach Spätburgunder schmeckt, muss eine Prämierung
versagt werden können", brachte es ein Diskussionsteilnehmer auf den
Punkt.
Landesprämierung und
Mundus Vini bilden kein
Gegensatzpaar. Als Benchmarking auf nationaler Ebene der eine und auf
internationaler Ebene der andere arbeiten beide Wettbewerbe störungsfrei
nebeneinander. Dass dies auch von den Betrieben so gesehen wird, zeigt
die Tatsache, dass sich viele an beiden beteiligen, andere an beiden
nicht. Die unterschiedliche Ausrichtung ist auch dem sachkundigen
Verbraucher geläufig, der die Prämierungen entsprechend einzuschätzen
weiß. Die Landesprämierung als Leistungsvergleich unter Kollegen und
Mundus
Vini als ein Messen an internationalen Standards sind beide
etabliert und für die Zukunft bestens aufgestellt.