22.04.2010 | 00:00:00 | ID: 5470 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Stichwort: Benchmarking

Bad Kreuznach (agrar-PR) - Winzer, Erzeugergemeinschaften, Kellereien bieten ihre Erzeugnisse auf einem Markt an, von dessen begrenztem Nachfragepotenzial sie jeweils versuchen, einen gewinnbringenden Anteil für ihr Unternehmen zu sichern. Im Wettbewerb mit seinen Mitbewerbern versucht jeder von ihnen Marktanteile zu gewinnen, zu sichern und auszubauen. In dem Marktbereich, in dem nicht der niedrigste Preis, sondern die beste Qualität über die Wettbewerbsposition entscheidet, wird Benchmarking, also der kontinuierliche Vergleich der Erzeugnisse des eigenen Betriebs mit denen der stärksten Mitbewerber und damit ein wichtiges Mittel der Standortbestimmung, besonders effektiv über die Teilnahme an renommierten Prämierungswettbewerben vorgenommen.

Dass die sich anbietenden Prämierungswettbewerbe jeweils unterschiedliche Zielgruppen und unterschiedliche Erwartungen bedienen und sich deshalb mehr gegenseitig ergänzen als miteinander zu konkurrieren, dokumentierte ein Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Fischer, dem Leiter der Abteilung Weinbau und Oenologie am DLR Rheinpfalz, gehalten vor den Mitgliedern des Weinbauausschusses der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Anhand einer vergleichenden Gegenüberstellung der Landesprämierung Rheinland-Pfalz und des Wettbewerbs Mundus Vini führte er dabei den Nachweis einer sinnvollen, von Anbietern und Nachfragern gleichermaßen goutierten Parallelexistenz zweier Veranstaltungen mit zunächst identisch erscheinender Funktion. Eine Konkurrenzsituation zwischen Landesprämierung und Mundus Vini besteht laut Dr. Fischer vor allem wegen der unterschiedlichen Ausrichtung des mit den beiden Angeboten jeweils verbundenen Benchmarking nicht. Erfolgreiche Teilnahmen an der Landesprämierung, die mit einer Preismünze dokumentiert werden, aber auch Staatsehrenpreise als Nachweis von Kontinuität auf hohem Niveau und die Siegerweinprämierung als Ermittlung der "Besten der Besten" sieht er mit dem Erzielen von positiver öffentlicher Aufmerksamkeit und daraus folgendem Imagegewinn für das Unternehmen und seine Erzeugnisse verbunden. Während  diesbezüglich die Landesprämierung für eine Positionierung auf den regionalen und nationalen Märkten genutzt werde, habe die Mundus Vini-Prämierung zwar dieselbe Funktion, aber eine von Anfang an internationale Orientierung. Erkennbar wird das an der Anlehnung an das Reglement der internationalen Weininstanzen O.I.V. (Organisation International de la Vigne et du Vin, Paris) und der Union Internationale des Oenologues (U.I.O.E., Paris). Mundus Vini ist Mitglied der Féderation Mondiale des Grands Concours de Vins et de Spiritueux in Kanada (VinoFed). International ist Zusammensetzung der Jury; von den fünf bis sieben Mitgliedern kommen immer nur je zwei aus Deutschland. International sind schließlich die zur Prämierung eingeladenen Weine, die aus allen wichtigen Anbaugebieten der Welt kommen. Eine Prämierung mit den Auszeichnungen Großes Gold, Gold und Silber ist für 30 Prozent der angestellten Weine reserviert. Als wesentliche Unterscheidung gegenüber der Landesprämierung hob Dr. Fischer neben der Streichung der Bewertung von Juroren, die um mehr als fünf vom Mittelwert abweichen, die Tatsache hervor, dass von den Prüfer neben der Bewertung innerhalb der 100-Punkte-Skala zusätzlich eine Beschreibung verlangt werde. Damit werde der Prüfer veranlasst, sich mit jedem zu prüfenden Wein intensiv auseinanderzusetzen, um ein Geschmacksprofil erstellen zu können.

In der anschließenden Diskussion machten die Mitglieder des Weinbauausschusses der Kammer deutlich, dass sich die Landesprämierung in ihrer Intention, ihrer Ausrichtung und Zielvorgabe und infolgedessen auch in ihrer Konzeption und Durchführung bewusst von anderen Wettbewerben und insbesondere auch von Mundus Vini unterscheide. Deshalb bestehe auch kein Konkurrenzverhältnis und auch keine graduelle Abstufung zwischen beiden. Die Landesprämierung verstehe sich ausdrücklich als Angebot an alle Weinerzeuger in Rheinland-Pfalz sich im Wettbewerb untereinander zu positionieren. Eine gegenüber Mundus Vini sehr viel geringere Anstellungsgebühr ermögliche einem Betrieb, mehrere Weine einzureichen. Während Mundus Vini nur einmal im Jahr stattfindet, bietet die Landesprämierung Aktualität durch sechs Termine pro Jahr an, gekrönt von der einmaligen Kür der Siegerweine als der besten Weine aus dem Kreis der Goldprämierten des Jahres. Anders als bei Mundus Vini werden die Weine von den Sachverständigen zwar auch anonym und verdeckt, aber - als klares Bekenntnis zur Regionalität - ausdrücklich mit Nennung von Rebsorte und Anbaugebiet probiert. Die Marktentwicklung weise eindeutig eine steigende Nachfrage nach Rebsortenweinen nach, deren Typizität in Verbindung mit ihrer standortbedingten Individualität ein wesentliches Kriterium der Landesprämierung sei, mit dem diese sich ausdrücklich von standardisierten internationalen Vorgaben abhebe. Wenn aber die Rebsorte dem Prüfer nicht bekannt, könne auf Typizität nicht geprüft werden. "Einem Wein, der als Spätburgunder am Markt angeboten wird, der trotz höchster Güte nicht nach Spätburgunder schmeckt, muss eine Prämierung versagt werden können", brachte es ein Diskussionsteilnehmer auf den Punkt.

Landesprämierung und Mundus Vini bilden kein Gegensatzpaar. Als Benchmarking auf nationaler Ebene der eine und auf internationaler Ebene der andere arbeiten beide Wettbewerbe störungsfrei nebeneinander. Dass dies auch von den Betrieben so gesehen wird, zeigt die Tatsache, dass sich viele an beiden beteiligen, andere an beiden nicht. Die unterschiedliche Ausrichtung ist auch dem  sachkundigen Verbraucher geläufig, der die Prämierungen entsprechend einzuschätzen weiß. Die Landesprämierung als Leistungsvergleich unter Kollegen und Mundus Vini als ein Messen an internationalen Standards sind beide etabliert und für die Zukunft bestens aufgestellt.
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