Bern (agrar-PR) -
Eine neue Arbeit zu Stickstoff zeigt, dass die umweltrelevanten Stickstoffverluste mit der Weiterführung der bis heute eingesetzten Anreizsysteme bis 2020 um 9-11% zurückgehen werden. Bundesrat
und Parlament machen im Rahmen der Weiterentwicklung der Agrarpolitik
Vorschläge, welche einen positiven Einfluss auf die Stickstoffemissionen der
Landwirtschaft haben. Gleichzeitig muss die Forschung im Umfeld
Stickstoff-Landwirtschaft-Umwelt verstärkt werden, wie eine zweite aktuelle
Arbeit zeigt. Die Stickstoff-Zufuhr bestimmt weitgehend die Höhe des
Pflanzenertrages. Beim Stickstoffkreislauf in der Landwirtschaft (Pflanze -
Nutztier - Hofdünger) treten teilweise unvermeidbare Verluste auf, die in Luft
und Wasser verfrachtet werden und in zahlreichen Ökosystemen Beeinträchtigungen
hervorrufen. Als Ammoniak gelangt Stickstoff beispielsweise über die Luft in
Moore und Wälder, was dort einen unerwünschten Düngungseffekt hat. Als Nitrat
wird die Qualität von Trinkwasser beeinträchtigt und Meere können via Zuflüsse
eutrophiert werden. Als Lachgas trägt Stickstoff zum Klimawandel bei.
Bei diesen drei Stickstoffformen ist die Landwirtschaft die Hauptemittentin.
Beim Ammoniak steuert die Landwirtschaft 93% zu den schweizerischen Emissionen
bei, bei Nitrat sind es etwas weniger als 50%, bei Lachgas 75%. Folglich kommt
der Landwirtschaft eine spezielle Verantwortung zur Erreichung der nationalen
Umweltziele im Stickstoff-Bereich zu.
Zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt BAFU hat das Bundesamt für Landwirtschaft
BLW Infras beauftragt, Wissenslücken beim Themenkreis
Stickstoff-Landwirtschaft-Umwelt zu identifizieren und für die zukünftige
Forschung zu priorisieren. Die Funktionsweise des Stickstoffkreislaufs in der
Landwirtschaft ist in ihren Grundzügen zwar bekannt. Schwierigkeiten bestehen
aber in der Quantifizierung verschiedener Teilflüsse und deren Beeinflussung
durch die landwirtschaftlichen Prozesse. Ebenfalls besteht in der Steigerung
der Stickstoffeffizienz in der Landwirtschaft großer Optimierungs- und
Forschungsbedarf. Als besonders wichtige Wissenslücken ergaben sich die zum
Teil noch ungenügenden Messdaten über die gesamte Stickstoff-Kaskade und die
Quantifizierung insbesondere bei der Nitratauswaschung, den
Denitrifikationsverlusten im Boden, der biologischen Stickstoff-Fixierung sowie
bei den Ammoniakverlusten.
Eine zweite Arbeit zum Thema Stickstoff
hat das BLW bei der ETH Zürich in Auftrag gegeben. Sie schätzt mit einem
ökonomischen Optimierungsmodell die Möglichkeiten agrarökologischer
Fortschritte der nächsten Reformetappe der Agrarpolitik im Stickstoffbereich
bis im Jahr 2020 ab. In die Modellierung einbezogen werden konnten nur Maßnahmen,
zu denen eine solide Datengrundlage vorliegt. Unerlässlich sind Angaben
bezüglich dem technischen Minderungspotential von Maßnahmen, zu ihrer aktuellen
und zukünftigen Verbreitung sowie zu den Kosten. Da für zahlreiche in der
Literatur diskutierte Maßnahmen diese Angaben für die Schweiz nicht vollständig
vorliegen, musste man sich in der Modellierung auf relativ wenige Maßnahmen
beschränken.
Unter den von der Studie berücksichtigten Maßnahmen hat der Einsatz des
Schleppschlauchverteilers die größte Wirkung, die umweltrelevanten
Stickstoff-Emissionen zu reduzieren. Aber auch der Einsatz von Futtermitteln
mit reduziertem Stickstoffgehalt bei den Schweinen, die Abdeckung der
Güllelager, emissionsarme Stallsysteme sowie die Gülleverdünnung mit Wasser
können einen Beitrag zur Reduktion der Stickstoff-Emissionen leisten.
Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass das mit den beschriebenen Maßnahmen
umsetzbare Reduktionspotential relativ bescheiden ist. Die umweltrelevanten
Stickstoff-Verluste gehen auf 82 kt N zurück, das ist ein Rückgang von 9% bis
2020 im Vergleich zu 2007. Unter den Rahmenbedingungen des Best-Case Szenarios
wäre die Emissionsminderung nur leicht grösser. Deshalb gewinnen die Vorschläge
von Bundesrat und Parlament an Bedeutung: die Überprüfung der Suisse-Bilanz,
die Einführung von Ressourceneffizienzbeiträgen und die bessere Zielausrichtung
der Direktzahlungen.
Die Arbeiten sind auf der Homepage des BLW aufgeschaltet. (PD)