16.04.2010 | 00:00:00 | ID: 5415 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Stimmung in der europäischen Landwirtschaft hellt sich auf

Frankfurt (agrar-PR) - Die Stimmung in der europäischen Landwirtschaft hellt sich auf. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Trendmonitors der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) vom Frühjahr 2010 für Deutschland und weitere acht Länder West-, Mittel- und Osteuropas, der vom Fachgebietsleiter Ökonomie der DLG, Dr. Achim Schaffner, gestern im Rahmen des DLG-Aussteller-Workshops in Osnabrück vorgestellt wurde. „Die Betriebsleiter bewerten sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartung an die Geschäftsentwicklung erstmals positiver seit dem Ende des Booms auf den Agrarmärkten im Jahr 2008. Infolge dessen lässt sich auch eine insgesamt höhere Investitionsbereitschaft feststellen“, so der DLG-Ökonom. Aufgrund des niedrigen Agrarpreisniveaus liege der Fokus der Investitionsentscheidungen auf der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Betriebe. „Die Landwirte wollen mit Investitionen die Effizienz der Produktion verbessern, um auch bei niedrigen Agrarpreisen die Wirtschaftlichkeit zu sichern“.
 
Geschäftsklima in der Landwirtschaft hat sich verbessert
Die Einschätzungen zur Lage der Agrarkonjunktur erfolgten im Frühjahr 2010, im Umfeld einer sich erholenden Weltwirtschaft: Während in Europa die Wachstumsraten eher verhalten zunehmen, nimmt die Wirtschaft im asiatischen Raum wieder an Fahrt auf. Dies führt zu Chancen für den Absatz von Agrarprodukten auf den internationalen Märkten. Zudem sorgt das höhere Preisniveau auf dem Milchmarkt für eine günstigere Bewertung der Agrarkonjunktur. „Die Betriebsleiter in Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn und der Ukraine schätzen die Situation der Agrarkonjunktur besser ein als im Herbst 2009“, sagte Dr. Schaffner. Betriebsleiter in Großbritannien und Russland sehen die allgemeine Lage im Vergleich zum Herbst 2009 unverändert, wogegen die Landwirte in Frankreich und Kasachstan eine Verschlechterung der Agrarkonjunktur erwarten. In Frankreich wirken sich, so Dr. Schaffner, die starken Rückgänge der Agrarexporte im Jahr 2009 auf die Stimmung aus: „Die Exporte sind mengenmäßig um elf Prozent gesunken, der Exportüberschuss brach um 38 Prozent ein“.
 
Erwartungen an die Geschäftsentwicklung deutlich positiver
Deutlich positiver als die Bewertung der Agrarkonjunktur sind die Einschätzung der betrieblichen Geschäftslage sowie die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung. Wie der DLG-Ökonom erläuterte, haben sich die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung nach dem Stimmungsabschwung im Jahr 2008 und dem Tiefpunkt im Herbst 2009 erstmals wieder verbessert. Nach der aktuellen Befragung stiegen die Werte für Deutschland von 3,3 Punkten im Herbst 2009 auf 3,1 Punkte (Schulnoten-System). Auch die Betriebsleiter in Tschechien (3,3 Punkte in der aktuellen Befragung gegenüber 3,7 Punkten), Ungarn (3,1 gegenüber 3,5), Polen (3,1 gegenüber 3,5) und der Ukraine (2,7 gegenüber 3,1) erwarten eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung. Die Talsohle ist in diesen Ländern durchschritten. Für Deutschland bleibt nach Dr. Schaffner festzuhalten, dass die Voranschläge der Marktfruchterzeuger für das Jahr 2010 im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren zwar unterdurchschnittlich sind, jedoch bessere Ergebnisse als in den Jahren 2003 und 2005 erwartet werden. Die Schweinehalter sehen sich derzeit in einer stabilen Marktlage, zudem entwickeln sich die Futterkosten günstig. Auch die Aussichten auf dem Milchmarkt hellen sich auf, und damit einhergehend die Geschäftserwartungen der Milchproduzenten.
 
Französische Landwirte sehr skeptisch
Wie Dr. Schaffner weiterhin feststellte, werden diese positiveren Erwartungen an die Geschäftsentwicklung nicht von allen Landwirten in Europa geteilt: Die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung der Betriebsleiter in Frankreich haben sich leicht abgekühlt, von 3,6 Punkten im Herbst 2009 auf 3,7 im Frühjahr 2010. Auch die Erwartungen der Betriebsleiter in Großbritannien sind jetzt wieder eher verhalten. Hier ergab die aktuelle Befragung einen Wert von 3,0 Punkten im Vergleich zu 2,9 im Herbst 2009. Die Betriebsleiter in Großbritannien hatten in den zurückliegenden Befragungen wesentlich positivere Einschätzungen abgegeben als die Berufskollegen auf dem Festland. Hintergrund dafür waren günstige Wechselkurse, durch die die britischen Landwirte in 2009 um 14 % höhere Direktzahlungen erhielten als im Jahr 2008.
 
Jeder zweite deutsche Betriebsleiter will in den nächsten zwölf Monaten investieren
Die günstigere Einschätzung der Geschäftsentwicklung ist die Basis für höhere Investitionsabsichten. So will jeder zweite Betriebsleiter in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten investieren (gegenüber 45 % in der Herbstbefragung). „Damit hat sich die Investitionsneigung in Deutschland deutlich erhöht“, erklärte Dr. Schaffner. Nach den aktuellen Befragungsergebnissen wollen 30 % der investitionswilligen Betriebsleiter in die Tierhaltung und 32 % in die Außenwirtschaft investieren. 38 %, und damit weit mehr als ihre europäischen Kollegen, wollen im Bereich Bioenergie investieren. Hier spielen nach Ansicht des DLG-Ökonomen die Investitionsanreize durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) eine große Rolle, gleichzeitig wird die Einkommensbasis verbreitert.
 
Neben den gestiegenen Investitionsabsichten der Betriebsleiter in Deutschland nimmt diese, verglichen mit dem Herbst 2009, auch in anderen Ländern zu: Großbritannien (+ 5 %), Polen (+ 20,5 %), Tschechien (+ 14,7 %) Ukraine (+ 20 %). Hinsichtlich der Investitionsbereiche zeigt sich, dass insbesondere Betriebsleiter in Ungarn (48 %), Tschechien (35 %), Russland (32 %), Frankreich (39 %) sowie Großbritannien (36 %) in die Tierhaltung investieren wollen. Schwerpunkte für Investitionen in die Bioenergie sind neben Deutschland auch in der Tschechischen Republik (17 %) und in Ungarn (8 %) zu verzeichnen.
 
Agrarpreise das Topthema
Das Thema „Agrarpreise“ steht bei den befragten Landwirten weiterhin obenan. Die Landwirte in Mittel- und Osteuropa beschäftigt darüber hinaus das Thema „Rentabilität der Produktion“. Insbesondere in den GUS-Staaten stehen zudem Finanzierungsfragen im Blickfeld der Landwirte. Das Thema „Bürokratie“ wird von den Landwirten in Großbritannien stark betont. Angeführt werden hierbei die restriktiven Vorgaben bei der Tierhaltung.
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