Frankfurt (agrar-PR) - Die Stimmung in der europäischen Landwirtschaft hellt sich auf. Dies
ist das Ergebnis des aktuellen Trendmonitors der DLG (Deutsche
Landwirtschafts-Gesellschaft) vom Frühjahr 2010 für Deutschland und
weitere acht Länder West-, Mittel- und Osteuropas, der vom
Fachgebietsleiter Ökonomie der DLG, Dr. Achim Schaffner, gestern im
Rahmen des DLG-Aussteller-Workshops in Osnabrück vorgestellt wurde. „Die
Betriebsleiter bewerten sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die
Erwartung an die Geschäftsentwicklung erstmals positiver seit dem Ende
des Booms auf den Agrarmärkten im Jahr 2008. Infolge dessen lässt sich
auch eine insgesamt höhere Investitionsbereitschaft feststellen“, so der
DLG-Ökonom. Aufgrund des niedrigen Agrarpreisniveaus liege der Fokus
der Investitionsentscheidungen auf der Verbesserung der
Wirtschaftlichkeit der Betriebe. „Die Landwirte wollen mit Investitionen
die Effizienz der Produktion verbessern, um auch bei niedrigen
Agrarpreisen die Wirtschaftlichkeit zu sichern“.
Geschäftsklima
in der Landwirtschaft hat sich verbessert
Die
Einschätzungen zur Lage der Agrarkonjunktur erfolgten im Frühjahr 2010,
im Umfeld einer sich erholenden Weltwirtschaft: Während in Europa die
Wachstumsraten eher verhalten zunehmen, nimmt die Wirtschaft im
asiatischen Raum wieder an Fahrt auf. Dies führt zu Chancen für den
Absatz von Agrarprodukten auf den internationalen Märkten. Zudem sorgt
das höhere Preisniveau auf dem Milchmarkt für eine günstigere Bewertung
der Agrarkonjunktur. „Die Betriebsleiter in Deutschland, Polen,
Tschechien, Ungarn und der Ukraine schätzen die Situation der
Agrarkonjunktur besser ein als im Herbst 2009“, sagte Dr. Schaffner.
Betriebsleiter in Großbritannien und Russland sehen die allgemeine Lage
im Vergleich zum Herbst 2009 unverändert, wogegen die Landwirte in
Frankreich und Kasachstan eine Verschlechterung der Agrarkonjunktur
erwarten. In Frankreich wirken sich, so Dr. Schaffner, die starken
Rückgänge der Agrarexporte im Jahr 2009 auf die Stimmung aus: „Die
Exporte sind mengenmäßig um elf Prozent gesunken, der Exportüberschuss
brach um 38 Prozent ein“.
Erwartungen an die
Geschäftsentwicklung deutlich positiver
Deutlich positiver
als die Bewertung der Agrarkonjunktur sind die Einschätzung der
betrieblichen Geschäftslage sowie die Erwartungen an die
Geschäftsentwicklung. Wie der DLG-Ökonom erläuterte, haben sich die
Erwartungen an die Geschäftsentwicklung nach dem Stimmungsabschwung im
Jahr 2008 und dem Tiefpunkt im Herbst 2009 erstmals wieder verbessert.
Nach der aktuellen Befragung stiegen die Werte für Deutschland von 3,3
Punkten im Herbst 2009 auf 3,1 Punkte (Schulnoten-System). Auch die
Betriebsleiter in Tschechien (3,3 Punkte in der aktuellen Befragung
gegenüber 3,7 Punkten), Ungarn (3,1 gegenüber 3,5), Polen (3,1 gegenüber
3,5) und der Ukraine (2,7 gegenüber 3,1) erwarten eine Verbesserung der
Geschäftsentwicklung. Die Talsohle ist in diesen Ländern
durchschritten. Für Deutschland bleibt nach Dr. Schaffner festzuhalten,
dass die Voranschläge der Marktfruchterzeuger für das Jahr 2010 im
Vergleich zu den vorangegangenen Jahren zwar unterdurchschnittlich sind,
jedoch bessere Ergebnisse als in den Jahren 2003 und 2005 erwartet
werden. Die Schweinehalter sehen sich derzeit in einer stabilen
Marktlage, zudem entwickeln sich die Futterkosten günstig. Auch die
Aussichten auf dem Milchmarkt hellen sich auf, und damit einhergehend
die Geschäftserwartungen der Milchproduzenten.
Französische
Landwirte sehr skeptisch
Wie Dr. Schaffner weiterhin
feststellte, werden diese positiveren Erwartungen an die
Geschäftsentwicklung nicht von allen Landwirten in Europa geteilt: Die
Erwartungen an die Geschäftsentwicklung der Betriebsleiter in Frankreich
haben sich leicht abgekühlt, von 3,6 Punkten im Herbst 2009 auf 3,7 im
Frühjahr 2010. Auch die Erwartungen der Betriebsleiter in Großbritannien
sind jetzt wieder eher verhalten. Hier ergab die aktuelle Befragung
einen Wert von 3,0 Punkten im Vergleich zu 2,9 im Herbst 2009. Die
Betriebsleiter in Großbritannien hatten in den zurückliegenden
Befragungen wesentlich positivere Einschätzungen abgegeben als die
Berufskollegen auf dem Festland. Hintergrund dafür waren günstige
Wechselkurse, durch die die britischen Landwirte in 2009 um 14 % höhere
Direktzahlungen erhielten als im Jahr 2008.
Jeder
zweite deutsche Betriebsleiter will in den nächsten zwölf Monaten
investieren
Die günstigere Einschätzung der
Geschäftsentwicklung ist die Basis für höhere Investitionsabsichten. So
will jeder zweite Betriebsleiter in Deutschland in den kommenden zwölf
Monaten investieren (gegenüber 45 % in der Herbstbefragung). „Damit hat
sich die Investitionsneigung in Deutschland deutlich erhöht“, erklärte
Dr. Schaffner. Nach den aktuellen Befragungsergebnissen wollen 30 % der
investitionswilligen Betriebsleiter in die Tierhaltung und 32 % in die
Außenwirtschaft investieren. 38 %, und damit weit mehr als ihre
europäischen Kollegen, wollen im Bereich Bioenergie investieren. Hier
spielen nach Ansicht des DLG-Ökonomen die Investitionsanreize durch das
Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) eine große Rolle, gleichzeitig wird
die Einkommensbasis verbreitert.
Neben den
gestiegenen Investitionsabsichten der Betriebsleiter in Deutschland
nimmt diese, verglichen mit dem Herbst 2009, auch in anderen Ländern zu:
Großbritannien (+ 5 %), Polen (+ 20,5 %), Tschechien (+ 14,7 %) Ukraine
(+ 20 %). Hinsichtlich der Investitionsbereiche zeigt sich, dass
insbesondere Betriebsleiter in Ungarn (48 %), Tschechien (35 %),
Russland (32 %), Frankreich (39 %) sowie Großbritannien (36 %) in die
Tierhaltung investieren wollen. Schwerpunkte für Investitionen in die
Bioenergie sind neben Deutschland auch in der Tschechischen Republik (17
%) und in Ungarn (8 %) zu verzeichnen.
Agrarpreise
das Topthema
Das Thema „Agrarpreise“ steht bei den
befragten Landwirten weiterhin obenan. Die Landwirte in Mittel- und
Osteuropa beschäftigt darüber hinaus das Thema „Rentabilität der
Produktion“. Insbesondere in den GUS-Staaten stehen zudem
Finanzierungsfragen im Blickfeld der Landwirte. Das Thema „Bürokratie“
wird von den Landwirten in Großbritannien stark betont. Angeführt werden
hierbei die restriktiven Vorgaben bei der Tierhaltung.