Düsseldorf (agrar-PR) - Vertreter des Forschungsnetzwerks NRW-Agrar und des
Forschungszentrums Jülich diskutierten gestern (Donnerstag, 19.
November 2009) in der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität
Bonn über die Anpassungsmöglichkeiten der Landwirtschaft an den
Klimawandel. Initiiert wurde Workshop vom Forschungsnetzwerk Agrar, in
dem die nordrhein-westfälischen Ministerien für Landwirtschaft und
Forschung sowie der Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule
Südwestfalen, die Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn,
die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und das Landesamt für
Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Nordrhein-Westfalen
zusammenarbeiten.
Im Rahmen des Expertengesprächs wurden zunächst die prognostizierten
Klimaänderungen für Nordrhein-Westfalen und die daraus abgeleiteten
Folgen für die Landwirtschaft vorgestellt: Einerseits wird die
Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen von den zu erwartenden
Klimaänderungen voraussichtlich profitieren, denn wärmere Temperaturen
und eine damit verbundene längere Vegetationsperiode können bei
ausreichender Wasserverfügbarkeit zu Ertragssteigerungen führen.
Andererseits kann es in Regionen, in denen die Böden eine geringe
Wasserspeicherkapazität haben, zu Ertragsrückgängen kommen. Auch das
infolge von Starkniederschlägen zunehmende Erosionsrisiko kann zu
erheblichen Schäden führen. Generell kann es bei geänderten
klimatischen Bedingungen zu einer deutlichen Verschiebung der
Anbauzonen kommen.
Die im April 2009 durch Minister Uhlenberg vorgestellte
Anpassungsstrategie an den Klimawandel in Nordrhein-Westfalen zeigt
grundsätzliche Handlungsoptionen für die Landwirtschaft auf. In diesem
Zusammenhang finanziert das Landwirtschaftsministerium eine Vielzahl
konkreter Projekte. Die dabei verfolgten Ansätze wurden mit dem
Workshop aufgegriffen und die komplexen Zusammenhänge im Bereich der
Landwirtschaft herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage wurde über die
bisherigen Projekte hinausgehender Forschungsbedarf festgestellt und
konkretisiert.
Qualität und Höhe des Ertrags sind in erster Linie von günstigen
Temperaturen und Niederschlägen abhängig. Darüber hinaus können
Extremwetterereignisse wie Hagel, Sturm, Dürre oder Starkregen
Ackerkulturen zerstören und zu Ernteeinbußen führen. Die zu erwartenden
Klimaänderungen werden die Landwirtschaft unmittelbar betreffen. Auch
indirekt beeinflusst der Klimawandel die landwirtschaftliche
Produktion, da bei voraussichtlich steigenden Temperaturen und einer
erhöhten Luftfeuchtigkeit die Gefährdung durch Krankheitserreger
steigt. Maßnahmen zur Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen
des Klimawandels sind zwingend erforderlich. Anpassung bedeutet in
diesem Zusammenhang, sich ergebende Chancen zu nutzen und die Risiken
und Schäden der Auswirkungen des Klimawandels zu verringern.
In Kurzvorträgen wurden aktuelle Fragen und Forschungsansätze zu den
Themenbereichen „Produktionstechnik“, „Umwelt“ und „Ökonomische
Konsequenzen“ vorgestellt und in zwei Arbeitsgruppen diskutiert. Im
Bereich der Produktionstechnik wurden unter anderem auf die noch zu
erarbeitenden Anforderungen an die Züchtung angepasster Sorten
hingewiesen. So können frühreife Sorten in trockenheitsgefährdeten
Gebieten die Ertragssicherheit erhöhen. Die erwarteten Klimaänderungen
erfordern teilweise eine Anpassung der Anbaustrategien von der
Bodenbearbeitung über die Düngung und den Pflanzenschutz bis zur Ernte.
Dabei sind klimabedingt neu auftretende Schaderreger genauso zu
berücksichtigen wie die Einflüsse der geänderten Klimabedingungen auf
Nährstoffverfügbarkeit im Boden und darauf aufbauende
Düngungsstrategien. Die Diskussion zum Bereich „Umwelt“ zeigte, dass
mit den bestehenden und zum Teil noch fortzuentwickelnden Grundsätzen
der „Guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft“ bereits ein
umfassendes Instrumentarium für Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des
Klimawandels zur Verfügung steht. Diese Instrumente gilt es schon heute
konsequent einzusetzen, worauf insbesondere in der landwirtschaftlichen
Beratung verstärkt hingewiesen werden sollte. Neben der Anpassung von
Anbaustrategien wird auch die ökonomische Absicherung bei zunehmender
Ertragsunsicherheit eine immer wichtigere Rolle spielen.
Als
weiteres Ergebnis des Workshops wurde eine zukünftige engere
Zusammenarbeit der teilnehmenden Expertinnen und Experten zu konkreten
Fragestellungen im Rahmen des Forschungsnetzwerks vereinbart.