Kiel (agrar-PR) -
In Schleswig-Holstein wird im Jahr 2010 eine Getreide- und Rapsernte auf dem Niveau des mehrjährigen Durchschnittsertrages erwartet. Diese Einschätzung äußerten Landwirtschaftsministerin Dr. Juliane
Rumpf, Landwirtschaftskammerpräsident Claus Heller und
Landesbauernverbandspräsident Werner Schwarz heute (25. August) im
Rahmen einer gemeinsamen Erntepressekonferenz.
Frau Rumpf führte aus, dass insbesondere noch ein Großteil des
Winterweizens auf den Feldern stehe. Landwirtschaftliche Kulturen, wie
zum Beispiel das durch die Trockenheit gekennzeichnete Grünland oder
auch viele Maisschläge auf den leichten Standorten im Süden
Schleswig-Holsteins, benötigten dringend die derzeitigen Niederschläge.
Gleichzeitig erschwerten die Regenfälle aber die Getreideernte, die sich
dadurch wohl bis in den September hinein verzögere.
Das Erntegeschehen war seit Anfang Juli durch sehr hohe Temperaturen
von bis zu 30 Grad Celsius, verbunden mit Trockenheit, geprägt. Die
andauernde Hitze- und Dürreperiode verursachte bei den Pflanzen Hitze-
und Wasserstress.
Bis zum Beginn des Regens wurden bei der Hauptgetreidefrucht Weizen
gute Brotweizenqualitäten geerntet. Die jetzt noch zu erntenden
Winterweizenbestände werden voraussichtlich deutlich geringere
Qualitäten aufweisen und dann nur noch als Futterweizen zu vermarkten
sein.
Die Ministerin erläuterte, dass gegenüber dem Jahr 2009 die
Getreideanbaufläche um knapp 5 Prozent durch einen entsprechenden
Anbaurückgang bei der Wintergerste abgenommen habe. Die Erntemenge werde
beim Getreide mit ca. 2,5 Millionen Tonnen erwartet, was einem Rückgang
von 10 Prozent entspräche. Im Einzelnen wurde auf 210.000 Hektar
Winterweizen angebaut, Wintergerste auf 47.000 Hektar, Roggen auf 22.000
Hektar, Sommergerste auf 4.000 Hektar, Hafer auf 5.000 Hektar und
schließlich Triticale ebenfalls auf 5.000 Hektar. Bei den Erträgen sind
regional starke Unterschiede zu verzeichnen. Pauschalaussagen sind für
Schleswig-Holstein sehr schwierig, weil die Bedingungen in den
Naturräumen zu unterschiedlich sind. Beim Winterweizen sei mit 90
Dezitonnen je Hektar (dt/ha) ein guter Wert erzielt worden. Bei der
Wintergerste lag dieser Wert bei 82 dt/ha und beim Winterraps bei 42
dt/ha. Die Rapsernte insgesamt wird auf 485.000 Tonnen geschätzt.
Der nasse Sommer hat die Ernte teuer gemacht. Das Getreide wurde oft
nass gedroschen, so dass den Landwirten zusätzliche Trocknungskosten
entstanden. „Da die Erzeugerpreise für Getreide und Raps aber deutlich
höher sind als im Vorjahr, dürfte damit ein entsprechender Ausgleich
gegeben sein“, führte Landwirtschaftsministerin Dr. Rumpf aus.
„Wir können von den Ernteausfällen in der Schwarzmeerregion
profitieren. Das bedeutet wie bei den Weizenpreisen rasant steigende
Gerstenpreise. Durch ausbleibende Exporte aus der Ukraine und Russland
war Gerste für den Export Richtung Saudi-Arabien gesucht und wurde
teilweise oberhalb von 200 €/t gehandelt“, machte
Landwirtschaftskammerpräsident Heller deutlich.
Die Preise bei Weizen haben sich anders entwickelt, als vor der Ernte
erwartet worden war. Mitentscheidend für den rasanten Preisanstieg war
die Trockenheit in Russland sowie die dortigen Brände. Es waren
teilweise Preise bis zu 210 €/t möglich. Mittlerweile hat sich die Lage
am Weltmarkt etwas beruhigt.
Bei den Vorkontrakten und den Verträgen für die Getreidelieferung in
der Ernte ist aber vonseiten der Landwirte zunehmend darauf zu achten,
dass mögliche qualitätsbedingt eintretende Preisabschläge vertraglich
geregelt werden.
Die höheren Getreidepreise werden gerne zum Anlass für
Preiserhöhungen anderer Produkte genommen. So hat bereits das
Bäckerhandwerk eine Preiserhöhung für Brot und Brötchen angekündigt.
Dabei gilt es aber zu Bedenken, dass der Rohstoffanteil Getreide im
Brötchen gerade mal bei 2 ct liegt. Es sind also andere Faktoren, wie
Lohnerhöhungen und höhere Energiekosten, die als mögliche Gründe für
eine Preiserhöhung herangezogen werden könnten.
Aber mit den höheren Getreidepreisen steigen natürlich auch die
Preise für Mischfuttermittel an. Dabei bleibt die Frage, ob der
Preisanstieg derzeit nur aus der Situation am Weltmarkt und durch
Spekulation begründet oder ob der höhere Preis nachhaltig ist. Viele
Schweine- und Rinderhalter warten daher zunächst die weitere Entwicklung
für den Abschluss von Halbjahreskontrakten für den
Mischfuttermitteleinkauf ab.
Für die kommende Saison dürften viele Landwirte angesichts der guten
Preise wieder auf die wichtigste Getreideart - den Weizen - und auf Raps
als Ölsaat setzen, meinte Kammerpräsident Claus Heller.